“Surprised Stare” — überraschtes Starren – ist ein ungewöhnlicher Name sogar für einen Spieleverlag. Allerdings ist der Name nicht ganz unzutreffend, denn die Spiele dieses Kleinverlages (bislang vier Stück) sind sehr ungewöhnlich.
Coppertwaddle besteht aus 55 Karten und einem kleinen Regelbüchlein. Während die Karten sehr gut aussehen, ist das Büchlein, so wie es mir zur Verfügung steht, zwar mit einem gut lesbaren Font gesetzt, macht aber dennoch den Eindruck von zusammengehefteten Fotokopien. Die Karten hingegen sehen richtig mittelalterlich aus, sowohl im Design der Vorderseiten (Motive im Holzschnittstil, Texte allerdings in einem Times-artigen Font) als auch der Rückseiten, die an Karten aus dem Hohen Mittelalter erinnern. Die Ecken der Karten sind nur minimal abgerundet verglichen mit modernen Spielkarten, und wirken auch daher altertümlich. Es sind allerdings nicht einfache Karton-Karten, sondern gut verarbeitet und plastifiziert, so dass sie lange durchhalten.
Die 55 Spielkarten verteilen sich in 19 Gunstkarten (“Favours”), 8 Bekanntmachungen, 18 Bauern und 10 Adlige (Bauern und Adlige werden zusammengefasst als Standeskarten). Ziel des Spiels ist es für jeden Spieler, in seinem “Reich” eine Machtstruktur aufzubauen, die aus 4 Adels- und 4 Bauernkarten besteht, die allesamt offen liegen.
Hierzu werden die Standeskarten ausgelegt, und mit Bekanntmachungen, Gunst-Karten und durch Raub der Untertanen des Gegners die eigene Auslage verbessert. Hierzu teilt sich eine Spielrunde in fünf Schritte:
Zunächst zieht der Spieler, der an der Reihe ist (der “Wächter”) eine Karte vom Stapel. Wenn er verdeckte Karten hat, dreht er sie jetzt um so dass sie aktiv werden. Anschließend darf der Gegenspieler (der “Herausforderer”) eine oder mehrere Gunst-Karten spielen und/oder Eigenschaften seiner offen liegenden Untertanen einsetzen, ist aber nicht hierzu verpflichtet. Dies kann dazu führen, dass Karten des Wächters umgedreht werden, oder dass Karten abgeworfen werden. Nachdem der Herausforderer seinen Zug beendet hat, darf der Wächter seinerseits Gunst-Karten ausspielen, einen einzelnen Untertanen auslegen, Bekanntmachungen auf einen beliebigen Untertan legen und/oder Fähigkeiten seiner Untertanen einsetzen. Schlußendlich darf er versuchen, einen Untertan des Gegners zu stehlen, wobei wiederum die Fähigkeiten der Karten, eine gegenseitige Unterstützung, das Ausspielen von weiteren Karten etc. Auswirkungen haben können. Karten, die an einem Raub beteiligt waren, werden anschließend umgedreht, so dass sie nicht mehr aktiv sind. Wenn der Wächter am Ende all dieser Ereignisse noch ein komplettes Reich ohne umgedrehte Karten hat, hat er gewonnen, ansonsten geht das Spiel mit umgedrehten Rollen weiter.
Sollten die Spieler alle 55 Karten gezogen haben und der Zugstapel leer sein, bevor ein Spieler gewonnen hat, ist das Spiel unentschieden beendet.
Manche Mechanismen des Spiel erinnern an “Magic” (bspw. dass Karten inaktiv werden), aber das Spiel ist natürlich kein Sammelkartenspiel. Die taktischen Winkelzüge auf dem Weg zu einem kompletten Reich sind vielfältig und keine zwei Spiele gleichen einander. Eine einzelne Partie dauert nicht lange, es ist also von der Länge her eher ein Kneipenspiel, das aber dennoch Planung und Nachdenken anregt. Ein Spiel, das man – vor allem angesichts des niedrigen Preises – ohne weiteres anschaffen kann.
Autor |
Tony Boydell |
Sprache d. Spiels |
Englisch, dt. Spielregel und Kartenübersetzungen auf der Webseite |
Spieler |
2 |
Denken |
6 |
Glück |
7 |
Geschicklichkeit |
0 |
Preis ca. |
10 £ |
Schreibe einen Kommentar