Blutiger Maskenball

Masken der Macht

Was lange währt, wird endlich gut. Das könnte das Motto sowohl der Spieler sein, die seit langer Zeit auf den zweiten Teil der "Königsmacher-Kampagne“ warten – nachdem der erste Teil mit dem Titel "Hinter dem Thron“ im August 2006 erschienen war, hatte der zweite Teil sehr lange auf sich warten lassen. Es hat hierbei sicher auch nicht geholfen, dass in der Zwischenzeit Das Schwarze Auge von Fantasy Productions an Ulisses Spiele übergegangen ist. Aber jetzt ist mit "Masken der Macht“ der zweite und abschließende Teil der Kampagne erschienen.

Schon die offizielle Ankündigung verspricht viel: "Der Krieg um das Erbe Kaiserin Amenes geht in sein zweites, blutiges Jahr. Ein Dutzend Fürsten ringt mit Worten, Münzen und Schwertern um die Macht im Lieblichen Feld. Adlige, Patrizier, Geweihte, Handelsfürsten und vielleicht auch Ihre Helden entscheiden als Königsmacher, welcher Prinz eine Krone trägt oder vom Thron gestoßen wird. Aber haben sie ihre Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht? Nahezu unbemerkt wächst hinter den Masken der Macht eine tödliche Bedrohung heran, die das ganze Land in den Abgrund zu reißen droht. Um ihr zu begegnen, müssen tapfere Recken alte Geheimnisse lüften, die zwischen den Schluchten der Goldfelsen, den Regenwäldern des Südens und den Inselreichen im Westen verborgen liegen. Dieses Buch enthält fünf spielbare Abenteuer und weitere Szenariovorschläge in einer Zeit des Umbruchs, voller gefährlicher Auseinandersetzungen und phantastischer Entdeckungen.“

Autoren des Bandes sind neben Redakteur Frank Wilco Bartels noch Andree Hachmann, Stefan Küppers, Daniel Simon Richter, Thomas Römer, Dennis Schmidt-Bordemann und Heike Wolf. Diese haben (mit Unterstützung sieben weiterer genannter sowie sicherlich noch vieler ungenannter Ideenlieferanten) ein Abenteuer abgeliefert, das den Streit, wer Nachfolger(in) von Amene-Horas werden soll, abschließt.

Neben dieser Gretchenfrage werden in diesem Band aber noch eine Reihe weiterer Plots zu einem mehr oder weniger glücklichen (für die Beteiligten) Ende gebracht, auch wenn sich einige Zusammenhänge wohl nur für den Spielleiter sowie für Spieler, die das Abenteuer gelesen haben, erschließen.

Man kann in einer Besprechung eines Abenteuers natürlich nicht allzuviel verraten ohne es für die Spieler zu verderben (auf neudeutsch "spoilern“ genannt). Darum hier nur eine kurze Zusammenfassung, die auch auf die Ereignisse im ersten Band nur soweit eingeht, wie sie allgemein bekannt sein dürften, auch für Spieler, die die komplette Kampagne noch spielen wollen.

Im ersten Band hat der Tod Amenes ein Machtvakuum hinterlassen , das ihre Tochter Aldare und ihr Sohn Timor aus gegensätzlichen und doch sehr ähnlichen Gründen auffüllen wollen. Dies führt zu ernsten militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Geschwistern, die auch eine wichtige Rolle bei den Abenteuern spielen.

Jetzt, im zweiten Band, verlassen die Helden die Schlachtfelder und versuchen, Verschwörer und Kultisten aufzuspüren und unschädlich zu machen, die ein Ende des Konflikts entweder verhindern wollen oder für ihre Zwecke missbrauchen. Hierbei wird man sowohl 'Klassiker' unter den Gegnern wiederfinden wie auch Gegner die man bereits vergessen hatte, weil sie seit der Horasreich-Box nicht mehr erwähnt wurden. Wie die Helden das Liebliche Feld vor dem totalen Chaos bewahren, und wer letztendlich die Nachfolge Amenes antreten wird, wird sich in diesem Abenteuer entscheiden. Und hierbei wird es sicherlich einige Überraschungen geben – ich hatte jedenfalls einige Sachen so nicht erwartet.

Besonders angenehm fand ich, dass das Hauptaugenmerk von den Schlachtfeldern weg zu den 'kleineren‘, aber ebenso wichtigen Aktionen geht. Es mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber mit persönlich gefallen Aktionen besser, bei denen es nicht so sehr auf reine Kampfkraft ankommt. Und solche gibt es in Masken der Macht genug.

Man sollte allerdings bei der Wahl der Helden aufpassen. Helden, die reine Schwarzweiß-Zeichnungen bevorzugen, und die finden, dass ein Gegner im Abenteuer nur mit Waffengewalt überwunden werden kann, haben es im Lieblichen Feld sowieso schon schwer. In Masken der Macht können Helden, die einen (vermeintlichen) Gegner auf Sicht angreifen, arge Probleme bereiten und bekommen.

Wer jetzt befürchtet, dass die Helden zu sehr gegängelt werden könnten, muss aber keine Angst haben: es gibt nur wenige Stellen, an denen auf die Helden Druck ausgeübt wird, wenn man voraussetzt, dass dieselben Helden bereits den ersten Teil, Hinter dem Thron, erlebt haben.

Wenn ich bereits sagte, dass manche "Klassiker“ zurückkehren, so zeigt das nur, dass die Autoren sich im Lieblichen Feld hervorragend auskennen, und auch den Blick für die Details nicht vergessen. Aber auch neuere Entwicklungen, die manch einer schon vergessen wähnte, werden aufgelöst, auch wenn manche Information leider nur für den Spielleiter zugänglich ist. Wenn an einer Stelle des Abenteuers die Spieler sich an das mysteriöse Verschwinden von Magister Eternenwacht erinnert fühlen, so hat das seine Gründe…

Ein Punkt, der in letzter Zeit oftmals Anlass zur Kritik gab, ist die Qualität des Drucks. Grundsätzlich ist diese in Masken der Macht gut, auch die Illustrationen sind nicht zu dunkel geraten. Der einzige Punkt, an dem ich hier Einschränkungen machen muss, sind die Soundtrack-Symbole: sie sollen einen W20 darstellen, auf dessen Seiten jeweils ein F- bzw. Bassschlüssel steht. Leider sind diese Illustrationen in der Regel so dunkel, dass sie auf den ersten Blick wie dunkle Flecken wirken, erst bei näherem Hinsehen erkennt man die Notenschlüssel (die Nummern der Stücke sind getrennt abgedruckt und bereits wieder gut zu lesen). Mit dieser einzigen Ausnahme sind aber auch schon alle Kritikpunkte, die ich am Druck habe, abgehandelt.

À propos Soundtrack: es gibt natürlich zu Masken der Macht einen eigenen Soundtrack, aber an einigen Stellen im Abenteuer werden auch Soundtracks aus Hinter dem Thron angegeben.

Am Ende des Bandes findet sich etwas, was für viele überraschend sein dürfte: ein Index. Personen, Orte und Gruppierungen, die im Drachenkrieg (so genannt, weil sowohl die Timoristen als auch die Aldaristen den Liebfelder Drachen im Wappen führen? Oder machen doch die Jünger Payrdacors sich noch mausig?) auftauchen, werden hier zusammengefasst, so dass man sie notfalls schnell wiederfindet.

Die Handouts am Ende des Bandes sind gut, und enthalten so weit ich sehen konnte keine verräterischen Einzelheiten – ich denke hierbei zurück an die Fanpro-Zeit, in der schon einmal Karten für Spieler Geheimtüren zeigten, bzw. Stadtpläne, auf denen Häuser markiert standen, die den Helden ohne diese Markierungen nie aufgefallen wären… Dennoch, das ist ein alter Wunsch von mir, wäre es sicher nett, die drei Stadtpläne, sowie die Grundrisse etc. als Download angeboten zu erhalten.

18 Euro ist sicher kein zu hoher Preis für ein Abenteuer, das eine Gruppe viele Spielabende beschäftigen kann. Die Königsmacher-Kampagne ist für das Liebliche Feld sicherlich ein definierendes Erlebnis, vieles wird sich verändert haben – aber dennoch bleibt mehr vom bekannten Lieblichen Feld über als vom Mittelreich nach dem Jahr des Feuers.

Hersteller

Ulisses

Autor

Frank Wilco Bartels (Red.)

Spieler

Rollenspiel-Abenteuer für 3-6 Spieler

Denken

n/a

Glück

n/a

Geschicklichkeit

n/a

Preis ca.

18,- € (Buchpreisbindung)

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