Drakensang: Der Kult der goldenen Masken
Seit dem 1. August wird das Computerspiel Drakensang verkauft. Drakensang basiert auf dem Pen&Paper-Rollenspiel Das schwarze Auge, und verwendet einen stark abgespeckten Satz Fertigkeiten. Zusätzlich gibt es aber auf der DVD auch das DSA-Basisregelwerk als PDF, damit man als Computerspieler eine Chance hat, auch ohne weitere Materialien die Welt am Spieltisch nachzuerleben.
Zu diesem Zweck veröffentlicht Ulisses Spiele jetzt ein Abenteuer, das sich speziell an Rollenspielneulinge richtet, die das Computerrollenspiel kennen. Dabei wird aber großer Wert darauf gelegt, dass man nicht einfach die Abenteuer des Computer-Rollenspiels nachspielt, sondern eigene, neue Abenteuer erlebt.
Dass Der Kult der goldenen Masken etwas besonderes ist, wird schon beim ersten Blick auf das Cover deutlich. Obwohl es ein Softcover ist, hat es nicht die bei Ulisses übliche sepia-monochrome Illustration auf dem Cover, sondern ein Vollfarbbild, das auch im Stil nicht an die üblichen DSA-Cover erinnert. Eine halbnackte Frau mit einer Reihe Kratzwunden, dahinter ein Wesen mit einer goldenen Drachenmaske: Arndt Drechslers Coverbild sieht auf den ersten Blick aus wie eine Gemeinschaftsprpoduktion von Boris Vallejo und Brom. Düster und unheimlich, aber dennoch sieht es sehr gut aus. Das Drakensang-Logo über dem eigentlichen Titel läßt hoffen, dass der Kult nicht das einzige Produkt sein wird.
Der Preis ist, verglichen mit den normalen Softcovern von Ulisses, ein kleines bisschen erhöht: 12 statt 11 Euro. Allerdings wird sofort klar, wie der Preis zustande kommt, wenn man das Heft einmal an beliebiger Stelle öffnet: das ganze Heft ist – wie auch das Basisregelwerk – durchgängig in Farbe gedruckt. Viele der Illustrationen wirken, als kämen sie direkt aus dem Computerspiel, auch wenn der allergrößte Teil nicht aus diesem stammt. Neben vielen neuen Illustrationen wurden auch einige 'Klassiker' eingefärbt und wiederverwendet, wobei jetzt allerdings noch Schatteneffekte hinzu gekommen sind, was die Illustrationen noch lebendiger macht. Auch sind einige Auszüge aus der Karte in die Texte eingestreut, die manchem Spieler des Computerspiel bekannt vorkommen dürften: da das Abenteuer in Avestreu stattfindet – dem Örtchen, in dem Drakensang startete, und das man auch in der Demo ausgiebig bespielen kann – wird auch die Karte Avestreus aus dem Computerspiel wiederverwendet. In den Handouts gibt es übrigens eine komplette Karte der Umgebung, die die Helden auch tatsächlich irgendwann finden klönnen.
Ansonsten gibt es nur sechs vorbereitete Helden als Handouts: eine Moorbrücker Jägerin, einen Angbarer Söldner, eine Streunerin aus Ferdok, eine Magierin aus Elenvina, ein Zwergenkrieger aus Murolosch und eine auelfische Kundschafterin. Da auch der Kult von dem eingeschränkten Fertigkeitensatz des Computerspiels ausgeht, ist die Verwendung dieser Charaktere sogar anzuraten, es gibt aber im Abenteuertext auch Hinweise, wie man das Abenteuer mit dem kompletten (Basis-)Regelsatz spielen kann.
Bis zur Seite 24 wird dann noch das Spiel am Tisch ausführlich erläutert: wie wird gekämpft, wie wird eine Talentprobe abgelegt, welche Zauber und Fertigkeiten stehen in den abgespeckten Regeln zur Verfügung? Mehr als ein Drittel Spielinformation, bevor das Abenteuer überhaupt beginnt: kann das Abenteuer dann überhaupt noch interessant sein, und vom Umfang her akzeptabel?
Das Überraschende: mir kam das Abenteuer gar nicht so kurz vor, obwohl es nur knapp 40 Seiten Umfang hatte, und mit recht großer Schrift geschrieben war. Sicher, ein 'großes' Abenteuer wie Masken der Macht hat heutzutage viel mehr Text und Inhalt, aber wenn man es mit den allerersten Abenteuern des schwarzen Auges vergleicht (Schiff der verlorenen Seelen, zum Beispiel), dürfte es meiner Einschätzung nach nicht schlechter dastehen. Für jemand, der bislang nur Computer-‚Rollenspiele' kennt und die Spieltisch-Version zum ersten Mal ausprobieren will, dürfte das Format besser sein: man kann das Abenteuer in einem Abend ausspielen, oder es über zwei Abende verteilen.
Worum geht es in dem Abenteuer eigentlich? Ohne zu spoilern, kann soviel gesagt werden: Avestreu bietet noch eine ganze Menge Abenteuerstoff, auch wenn nach dem Besuch in Drakensang alles aufgelöst scheint. Man kann einen eigenen Abenteuerschauplatz betreten, der an einer Stelle legt, wo man sich vielleicht bei Drakensang schon gefragt hat, ob es da vielleicht noch weiter gehen soll. Und man begegnet einigen bekannten Figuren aus dem Computerspiel wieder: nicht nur Wolfi, Jäger Kautzenstein, Berwin und Grantel, und die anderen Avestreuer, sondern auch einer Figur, die schon im Computerrollenspiel eher geheimnisvoll erschien. Mehr soll hier nicht gesagt werden. Man darf im Dunkelforst einen Vermißten suchen, einen Überfall abwehren und die Hintergründe dieses Überfalls aufklären. Dabei kommen dann auch die goldenen Masken des Titels zum Einsatz.
Das Abenteuer ist sehr schön beschrieben, und sehr stimmungsvoll. Auch werden viele gute (und einige weniger gute) Tipps gegeben, wie man das Abenteuer umsetzen kann. Grundsätzlich ist auch die Aventurische Welt gut umgesetzt – Computerspieler wird überraschen, dass es auch in Aventurien die Nacht und den Schlaf gibt -, wenn man von einem dummen Patzer absieht: bei der Kennenlernrunde der Charaktere im Avestreuer Lokal "Scharfes Schwert“ wird komplett übersehen, dass Elfen mit Gebrautem und Gebranntem so ihre Probleme haben. Es wird sogar ausdrücklich vorgeschlagen, dass Wirt Thalion der Elfe einen Krug frisches Ferdoker spendieren könnte… Elfen sollten eigentlich sowohl mit dem Ferdoker als auch mit der angebotenen Milch und dem Brot sehr unzufrieden sein.
Wenn man von diesem Ausrutscher absieht, ist das Abenteuer allerdings sehr schön, und meiner Meinung nach hervorragend geeignet um Spieler, die vom Computerspiel her kommen, das Pen&Paper-Rollenspiel nahezubringen. Und wenn man eine neue Runde startet, ist der Kult sicher auch ein nettes Einsteigsabenteuer.
Hersteller |
Ulisses Spiele |
Autor
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Mark Wachholz |
Spieler
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2-6, RPG
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Denken
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n/a
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Glück
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n/a
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Geschicklichkeit
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n/a
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Preis ca.
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12 € (Buchpreisbindung)
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