Drachengeschichten

Drachenchronik Teil 1 – EVT

Lange war sie angekündigt worden – erst als 'TNBT' (The Next Big Thing), viel später dann unter dem heutigen namen Drachenchronik – aber nun ist es endlich so weit: der erste Teil der Drachenchronik ist erhältlich. Laut Verlag sollen die anderen Teile zumindet weit genug fortgeschritten sein, dass man nicht auf den Abschluss der Kampagne unnötig lange warten muss – das Schreckgespenst früherer Kampagnen, bei denen man gefühlt Jahrzehnte auf die abschließenden Bände wartete, soll vermieden werden.

Schon äußerlich unterscheidet der Band sich von den 'normalen' Abenteuerbänden bei DSA. Satt einer (mehr oder weniger spoilerbehafteten) Szene aus dem Band blickt den Käufer hier ein Drachenauge an – nicht der Edelstein, sondern ein geschlitztes Echsenauge. Das hat was. Außerdem ist der Band mit 160 Seiten dicker als die Anthologie-Hardcover – was sich dann auch im Preis niederschlägt.

Unter der Redaktion von Patrick Fritz, Stefan Küppers und Daniel Richter liefern die Autoren hier drei Abenteuer ab, die die SCs an die Geheimnisse der Drachen heranführen – aber mehr auch nicht. Der Rest der Tetralogie soll die Geheimnisse dann zugänglicher machen.

Im Sand verborgen liegen laut Chris Gosse uralte Artefakte, und die will ein gewisser Hilbert von Puspereiken der Wissenschaft zuführen. Die Helden werden angeheuert, vorzugehen und in der Ausgrabungsgegend alles vorzubereiten. Das heisst nicht nur, dass man den Bewohnern der Gegend sagt, dass da gegraben werden soll – man benötigt auch die Genehmigung des Stammesführers, man benötigt Material, man benötigt Wasser und Nahrung, man benötigt… All das sollen die Helden organisieren, bevor sie Hilbert eine Nachricht zusenden, damit er sich mit dem Rest der Expedition auf den Weg macht.

Wenn die Expedition dann angekommen ist, muss noch gegraben werden, und wenn man dann den Aufbewahrungsort der Schätze gefunden hat, wollen diese noch gehoben werden.

Nach der Rückkehr der Expedition nach Khunchom gibt es ein 'kleines' Problem. Innerhalb von 24 Stunden in Khunchom lässt Denny Vrandecic eine Menge hochkarätiger VIPs und seltsamer Begebenheiten auf die Helden herabregnen, dass ihnen Hören und Sehen vergehen wird. Hasrabal, Prinz Stipen, Rakorium Muntagonus, Okharim…. und das sind nur die menschlichen Antagonisten. Was zunächst wirkt wie eine politische Auseinandersetzung, entwickelt plötzlich Eigenleben (im wahrsten Sinne des Wortes), und die Helden können einen ersten kleinen Zipfel des Schleiers lüften, der um die Geschichte der Drachen liegt.

Schließlich begegnen die Helden in Aus Hass geboren von Ulrich Kneiphof und Jörg Middendorf einigen weiteren Protagonisten, die aus Eigeninteresse an der Drachengeschichte interessiert sind. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier die Namen Dracodan, Apep, Lessankan und Goldmäulchen nenne – die alle einen gewissen, teilweise recht kleinen Anteil an den Geschehnissen haben.

Der Band endet dann damit, dass man beschließt, eine noch größere Autorität für die Geschichte der Drachen zu konsultieren – und das 'größere' darf ruhig wörtlich genommen werden.

Natürlich wäre eine solche Queste unvollständig, wenn es nicht auch einen großen Gegenspieler gäbe. Wer das ist, wird hier nicht verraten, denn man begegnet nur einem (recht mächtigen) Lakaien und kann bestenfall erahnen, mit welchen Gegenspielern man sich da eingelassen hat.

Grundsätzlich sind die Abenteuer gut geschrieben und stimmig, allerdings gibt es immer wieder kleine Nickeligkeiten, die mir beim ersten Durchlesen auffielen.

An einer Stelle müssen bestimmte Teilziele erfüllt werden, um ein Großziel zu erreichen. Hierfür werden dem Spielleiter eine Reihe Ansprechpunkte genannt, die die Spieler abklappern können, und es wird jeweils angegeben, wie viel der Teilziele in % man an der Stelle erreichen kann. Bei einem Ansprechpartner werden sogar drei unterschiedliche Ergebnisse genannt, je nachdem wie die Helden sich anstellen. Klingt gut, und sogar ein wenig simulationistisch-gamistisch?

Leider sind die erreichbaren Prozente aber so gesetzt, dass ich als Spieler gar nicht entscheiden kann, einen der Ansprechpartner auszulassen, oder es mir gar leisten kann, einen der Ansprechpartner zu vergrätzen, weil ich dann in einem Teilbereich die 100 Prozent nie erreichen kann. Schlimmer noch: an der genannten Stelle mit drei möglichen Ergebnissen muss man das beste der drei Ergebnisse erreichen, ansonsten sind wieder bei einem Teilziel die 100 Prozent nicht zu erreichen. Die über die Teilziele vorgespiegelte Entscheidungsfreiheit ist also leider nur Makulatur. Es wäre anders, wenn man zumindest eine Anleitung erhielte, welche Konsequenzen bei 'Teilerfüllung‘ des Ziels drohen. Auch kamen mir beim Durchlesen spontan eine ganze Reihe weiterer Optionen in den Sinn, die so logisch sind, dass ich mich wunderte, dass sie nicht zumindest kurz erwähnt wurden.

Auch kam mir die Regelung, wer was wann in einer Magierakademie darf, ein wenig seltsam vor, und wenig praktikabel – dass bei Abwesenheit der Spektabilität eine Akademie so handlungsunfähig sein soll, wie sie hier dargestellt wird, fand ich wenig glaubhaft. Vertretungsbefugnisse sollten zumindest in Grundzügen geregelt sein.

Achja, was Rätsel und so angeht: es wird an einer Stelle ein Sechser-Sudoku aufgegeben,das die Helden lösen sollen. Ich habe noch keine Zeit gehabt, mich eingehend darum zu kümmern, ahbe aber das Gefühl, dass es alles andere als leicht zu lösen ist (wenn es überhaupt eindeutig lösbar ist…) Mir fehlt im Buch allerdings auch die angestrebte Lösung…

Dies sind allerdings wie schon gesagt eher Details, an die man sich anpassen kann. Alles in allem sind die Abenteuer aber sehr abwechslungsreich und sorgen dafür, dass man sich fragt, wie es denn weitergeht. Wenn die Kampagne diese Qualität beibehält, kan man sie nur empfehlen.

Hersteller Ulisses Spiele

Autor

Cris Gosse, Denny Vrandecic, Ulrich Kneiphof, Jörg Middendorf

Spieler

2-6, RPG

Denken

n/a

Glück

n/a

Geschicklichkeit

n/a

Preis ca.

25 € (Buchpreisbindung)

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5 comments

  1. cg sagt:

    Ich wusste, dass ich heute hier schon etwas zur Drachenchronik lesen kann.

    Eine Sache muss ich zu den Prozent-Dingern anmerken: Auf S. 36 gibt es den Abschnitt "Kleinere Absprachen“, den man nicht unberücksichtigt lassen sollte. Damit kann man Lücken füllen, es gibt ja noch eine Vielzahl weiterer Sippen auf dem Stammestreffen, die einem behilflich sein können.

    Aber weitere Erläuterungen fehlen, da hast du Recht. Sie sind schlicht dem Rotstift zum Opfer gefallen.

  2. cg sagt:

    Ach, eine Sache noch: Es gibt auch die Möglichkeit der Über-Erfüllung, d.h. manche Kategorien summieren sich auf mehr als 100% auf. Hier kann man bsp. sehr leicht auswählen, ohne die Kleineren Absprachen zu bemühen.

  3. Justav sagt:

    Da is mir noch was anneres aufgefalln: im ersten Abnteuer kommt man ja in diese Oase Birscha. Die liegt lt. Abnteuer in einem trocknen Flußtal – einem Wadi.
    Jerzz mein' ich mich aber zu erinnern, das diese Wadis sehr gefährlich sin, weil es da ganz plözzlich Springfluten geben kann… Sin schon viele Menschen (in der Wüste) ertrunkn.

  4. Quendan sagt:

    @Justav:
    Das gilt für manche Wadis, aber nicht für alle. Auch irdisch gibt es manches Wadi, in dem Ansiedlungen bestehen.

  5. The Roach sagt:

    Eine der Optionen, die mir fehlte, war die: es wird zwar darauf angesprochen, dass die Helden sich mit dem gedanken an Sklaven schwer tun könnten. Aber wie wäre es, wenn man erst einmal weiss, wie die Situation dort ist, eine Reihe Sklaven zu kaufen und diesen anzubieten: "Wenn ihr gut arbeitet und wir keinen Ärger haben, gibt es hier einen Stamm, der noch Männer sucht … freie oder freigelassene Männer…“ So hat man nicht nur Arbeiter besorgt, sondern auch einen Fuß in der Türe bei desem Stamm.

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