Unter Barbaren
Offizieller Erstverkaufstag des Abenteuerbandes Unter Barbaren von DSA war meines Wissens am 15. Juli, man konnte es bereits am 11./12. auf dem FeenCon erwerben. Schon das Titelbild macht klar, dass die 'Barbaren‘, um die es hier geht, keine Blümchenpflücker sind – bei dem Titelbild muss ich immer daran denken wie viele Anime-Serien bei dem Import in die Vereinigten Staaten zensiert werden: vor allem der Mann links unten, der offensichtlich beim Kampf den kürzeren gezogen hat, wäre bei den aktuellen Richtlinien nicht möglich . Hier kann man es nicht so gut sehen, aber der rote Schimmer, den man in der verkleinerten Version erkennen kann, ist nicht dem Kompressionsalgorithmus geschuldet.
Innen hat der Band das übliche Format für eine Anthologie: vier Abenteuer, die diesmal über den ganzen Aventurischen Kontinen verteilt sind, und die die Helden mit verschiedenen Barbarenkulturen in Kontakt bringen.
Im einzelnen sind dies:
- Hauer und Horn von Martin John führt die Helden ins Gjalskerland
- Feuer und Eis von Klaus Adrian und Lars Feddern zu den Fjarningern in die Nebelzinnen
- Marbos Rabe von Matthias Freund und Lena Kalupner bringt sie zu den Mohastämmen rund um Kun-kau-peh
- und Das Blut der Götter von Uli Lindner sorgt für eine Begegnung mit den Ferkinas im Thalusmassiv
Nicht alle Barbaren also, denn so beliebte Typen wie die Trollzacker fehlen mir dann doch noch. Auch scheint die Anthologie eine etwas wilde Geschichte mitgemacht zu haben, denn im Vorwort stolpert man beinahe unwillkürlich über einige krumme Beschreibungen. Wieso nach der Beschreibung des Abenteuers in Kun-kau-peh dann der Ausdruck 'Weniger kalt geht es zu' zu finden ist, hat Uli Lindner im Ulisses-Forum zugegeben: das letzte Abenteuer kam etwas verspätet in der Redaktion an und dann wurden die Abenteuer in der Reihenfolge des Eingangs abgedruckt. Es bricht also nicht etwa eine neue Eiszeit über die Mohadschungel herein (ich hoffe, das war jetzt kein Spoiler).
Das erste Abenteuer, Hauer und Horn, ist ein relativ simpeles Szenario, bei dem die Helden ins Gjalskerland geschickt werden, sich dort unbeliebt machen, und so weiter. Mehr zu sagen wäre beinahe ein kompletter Spoiler: das Abenteuer greift tief in die Tropenkiste, einige Male dachte ich mir, 'Das Stereotyp wäre, wenn… ach, da ist es ja schon.' Wenn man von dieser Vorhersehbarkeit absieht (auf die man sich als Spieler eben einlassen muss), gibt es aber einen guten Einstieg in die Gjalskische Kultur.
Anders bei Feuer und Eis: hier werden einige Fäden aufgenommen, die schon zum Beispiel im Bornland-Band ausgelegt wurden, und weitergesponnen. Auf der Suche nach einer neuen Quelle für Bernstein begegnen die Helden einem Fjarninger, der ihnen verspricht, sie in seine Quellen einzuweihen, wenn sie ihm bei dieser kleinen Aufgabe helfen… In vielem erinnerte mich die dort dargestellte Fjarninger Kultur an die der Eiselfen aus Schwingen aus Schnee, dürfte aber trotzden vielen Spielern wegen ihrer relativen Mitleidslosigkeit Bauchschmerzen bereiten. Als kleines Osterei für Eingeweihte ist hier auch der Berufsaufsatz des Bernsteinsammlers zu finden, der gewisse Verlagschefs zur Androhung finsterster Fluchriten veranlasste, sollten sie den Begriff je noch einmal lesen müssen .
Genauso nimmt auch Marbos Rabe sich altbekannter Namen an, und schreibt ihre Geschichte fort. Bastan Munter, Kun-kau-peh, die ollen Nemekathäer (‚oll' wie in 'die ollen Römer'…), Anoiha, Oijaniha, Panaq’Si … Begriffe, die dem DSA-Erfahrenen ein Lächeln des Wiedererkennens auf die Lippen trieben, die aber andererseits nicht mit Hintergrund zu sehr überfrachtet sind, werden hier zu einem interessanten und lebhaften Mix zusammengefügt. Vor allem das relativ offen gehaltene Finale dürfte allerdings das Abenteuer nicht ganz einfach zu leiten machen.
Im Blut der Götter müssen die Helden neben dem eigentlichen Forschungsziel sich auch noch mit Widersachern plagen, die ihre Rolle als Gegner der Helden eher sportlich sehen. Wenn man als Spielleiter mit einer Gruppe 'gesegnet' ist, die jedwede Konkurrenz ohne viel Federlesens gleich final entsorgen will, könnte das Abenteuer hier aus der Spur geraten, denn zumindest ein paar der Gegenspieler werden später noch benötigt.
Abseits der eigentlichen Abenteuer wird auch dem Klappentext folgend ein mehr oder weniger ausführlicher Einblick in das Wesen der verschiedenen barbarenvölker geliefert, wobei mir hier die Ausführungen zu den Ferkinas ein wenig knapp ausgefallen sind. Eine Gemeinsamkeit der Abenteuer ist aber, dass sie nicht geeignet sind für Angehörige der betreffenden Völker, da das Erforschen und Erfahren der andersartigen Kultur doch ein wesentlicher Teil der Abenteuer ausmacht. Für alle, die gehofft hatten, hiermit eher barbarengeeignete Abenteuer zu erhalten, gilt also: weiter warten.
Die Illustrationen sind nicht nur auf dem Titelbild durchgängig gelungen und wissen zu erfreuen.
Wenn ich die Einzelabenteuer in Qualität/Spiuelspaß sortieren müsste, würde ich wohl genau dieselbe Reihenfolge erhalte,n in der die Abenteuer im band stehen: gerade die letzten zwei haben es mir sehr angetan…
Hersteller | Ulisses Spiele |
Autoren |
Klaus Adrian, Lars Feddern, Matthias Freund, Martin John, Lena Kalupner, Uli Lindner |
Spieler |
2-6, RPG |
Denken |
n/a |
Glück |
n/a |
Geschicklichkeit |
n/a |
Preis ca. |
20 € (Buchpreisbindung) |
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Unter Barbaren ist zum Beispiel erhältlich über den Pegasus-Webshop
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