Pressekonferenz, Vorschau
Wie üblich ist heute der Vortag zu den Internationalen Spieltagen in Essen mit der traditionellen Pressekonferenz und Neuheitenshow gestartet. Dabei gab es einige für mich doch überraschende Mittteilungen, die ich auch meinen Lesern nicht vorenthalten will.
Die Spiel ist dieses Jahr noch einmal leicht gewachsen: nachdem es in 2008 noch 760 Aussteller waren, haben sich dieses Jahr 763 Aussteller (wenn ich das richtig gehört habe – der offizielle Pressetext spricht von 752) gemeldet. Mit 44% ist der Anteil an Produzenten aus dem Ausland auch der höchste seit Beginn der Spiel, Korea und Taiwan haben jeweils einen eigenen Pavillon, und auch China ist dieses Jahr auf der Messe vertreten.
Wenn man sich die Zahlen ansieht, könnte man meinen, dass die Wirtschaftskrise an der Spielebranche bislang vorbei gezogen ist. Und auch der Vortrag von der Fachgruppe Spiel (ein Mitglied im Verband der Deutschen Spielwarenindustrie, speziell gerichtet auf Brett-, Karten- und Gesellshaftsspiele sowie Puzzles) scheint dies zu bestätigen: entgegen allen allgemeinwirtschaftlichen Trends ist der Spielemarkt im letzten Jahr noch um ein Prozent gestiegen – wenn man die (eigentlich schon artfremden) Puzzles herausrechnet, steigt dieser Wert auf sage und schreibe drei Prozent. Von den Teilbereichen sind Kinderspiele (mit zehn Prozent Umsatzsteigerung) und Kartenspiele die Spitzenreiter – letztere litten zwar unter dem nachlassenden Pokerboom, konnten aber mit Dominion einen sehr starken Umsatzträger gewinnen.
Aber die Kreditkrise und ihre Auswirkungen – vor allem die Abwrackprämie, die in aller Munde war – machen auch in der Spielebranche von sich reden. Hierbei allerdings in spieltypisch ironisierender Weise. Neben der Abwrackprämie für alte Spiele von Krimsus Krimkramskiste fiel ein Brettspiel zum Thema auf. Mit diesem Spiel hat ein Ällgäuer Maschinenbauunternehmen die Pleite abwenden und 12 Arbeitsplätze retten können.
Auch abseits der Tagespolitik waren allerdings viele interessante neue Spiele zu bestaunen.
Ein sehr interessantes Nachbarland, dessen Spiele immer einen näheren Blick wert sind, sind die Niederlande. Hier fielen vor allem natürlich die neuen Spiele von Cwali auf. Aber auch Koplopers en dwarsliggers von Giuoco ist ein interessantes Spiel: anders als bei vielen Eisenbahnspielen geht es hier nicht darum, Anteile zu handeln und Linien zu bauen, sondern darum, Passagiere zu transportieren. Splotter steht mit Greed Incorporated zwar in der Neuheitenliste, allerdings ist das Spiel auf ihrer Homepage nicht zu sehen. Und The Game Master hat nicht nur eine ganze Reihe neuer Spiele im Angebot: man hatte speziell für das neue Spiel Opera eine Opernsängerin 'eingeflogen'.
Über Musik gesprochen: die Soul-Sängerin Cassandra Steen war auch anwesend – ihr Lieblingsspiel scheint Uno zu sein, das sie auch auf der Neuheitenshow präsentierte. Ich weiss allerdings nicht, ob die beiden Sängerinnen auch auf der Messe selbst noch anwesend sein werden.
Im Rollenspielbereich sind sicherlich die Hollow World Expeditions und das John Sinclair Rollenspiel zwei Highlights, die man sich näher ansehen sollte. Ersteres wird an dieser Stelle in Kürze besprochen werden.
Der DDD-Verlag (Dausend dode Drolle) hat dieses Jahr sogar zwei Stände, einen traditionell im Rollenspielbereich in Halle 6, der andere in Halle 9: man geht mehr und mehr dazu über, auch Brettspiele und Kartenspiele zu produzieren, und zeigte die Neuerscheinungen Campanile und Seidenstraße.
Einen großen Einstand hat Lego, das nach Aussage der Standmitarbeiter 9, laut Neuheitenliste sogar 10, Spiele anbietet, die mit dem bekannten Lego-Klick funktionieren, aber allesamt von Dr. Reiner Knizia sind, und Lego wohl auch als Spieler auf dem Brettspielemarkt etablieren sollen. Die durch die Lego-Technik möglichen Variationen (von veränderlichen Würfeln bis hin zu Umbaumechanismen) sahen jedenfalls in einer ersten Kurzshow sehr interessant aus.
Es gäbe sicher noch 'zig Spiele zu nennen, die man eigentlich nicht übersehen darf (von Sphinx, Pegasus, Ravensburger, Reiver Games, Z-Man Games, Gameheads, Czech Games Edition, Days of Wonder und und und), aber das würde wohl den Rahmen dieses Blogpostings sprengen.
Morgen plane ich die Rollenspiel-Halle 6 unsicher zu machen.
Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass DDD auch letztes Jahr schon zwei Stände hatte …
Vielleicht sieht man sich morgen.