Run Wild / Super Circles / 7 Ate 9
Out of the Box ist ein kleiner, aber feiner Spieleverlag aus den USA, der seit vielen Jahren Spiele veröffentlicht. Europäischen Spielern ist wahrscheinlich der ‚Artistic Director‘ John Kovalic von den Mitarbeitern am bekanntesten. Der Verlag selber ist aber für viele kleine, schnelle Spiele bekannt.
In dieser Rezension bespreche ich gleich drei Spiele, denn sie sind sich in einigen Beziehungen sehr ähnlich, auch wenn sie sich in anderen unterscheiden. Ich beginne mit den Gemeinsamkeiten.
Allgemeines
Die drei Spiele werden in großen Umverpackungen verkauft, in denen man aber die deutlich kleinere Metalldose gut sehen kann, die das eigentliche Spiel enthält. Die einzelnen Spieledosen sind sehr stabil, man kann die Spiele so gut auch beispielsweise auf eine Reise mitnehmen, ohne dass man um die Karten Angst haben muss.
Allerdings sollte man die Spiele, wenn man sie gekauft hat, einmal auspacken und durchzählen. Nicht, weil Karten fehlen – die (in Standard-Kartenqualität gelieferten) Karten kleben beim Auspacken duch den Schnitt teilweise noch aneinander, und müssen erst einmal getrennt werden. Wenn das einmal geschehen ist, war das aber auch die komplette Vorbereitung.
Neben den Karten findet sich noch die Spielregel in der Verpackung – in Deutschland soll auch die Deutsche Fassung mitgeliefert werden, man kann sie aber auch von der Out-of-the-Box-Website herunterladen.
In allen Spielen geht es darum, seine Karten so schnell wie möglich los zu werden. Hierfür erhalten alle Spieler gleich viele Karten, die in einem verdeckten Stapel vor dem Spieler leigen. Eine Karte eröffnet ggfs. den Ablagestapel, dann wird auf Zuruf das Spiel gestartet.
Man versucht nach den Regeln des speziellen Spiels, seine Karten (je nachdem, die Handkarten oder alle Karten) abzulegen. Hierbei gibt es aber keine Reihenfolge, in der man ‚dran‘ ist, sondern jeder darf jederzeit passende Karten von der Hand spielen. Im Konfliktfall (zwei Spieler legen gleichzeitig eine Karte) gilt die Karte, die zuerst liegt (also die untere), die andere muss zurückgenommen werden. Wer nichts ablegen kann, darf einzeln weitere Handkarten vom verdeckten Stapel ziehen. Wer zuerst alle (Hand-)Karten abgelegt hat, gewinnt.
Die Spiele erinnern in dieser Mechanik allesamt an Ligretto, haben durch die unterschiedlichen Ablageregeln aber jedes einen eigenen Charakter.
7 Ate 9
Das Spiel hat seinen Titel von einem alten englischsprachigen Witz (‚Why was 5 afraid of 6? – Because 7 8 9‘). Bei diesem Spiel geht es um (größtenteils) einstellige Zahlen…
Beim Verteilen der insgesamt 73 Karten bleibt eine übrig, die den Ablagestapel eröffnet. Zu Spielbeginn hat noch kein Spieler Karten in der Hand, man muss sie erst vom persönlichen Zugstapel aufnehmen, bevor man sie ausspielen kann. Natürlich darf man die Karten nur einzeln aufnehmen.
Jede Karte zeigt eine der zahlen von 1 is 10 sowie einen Modifikator, der auch durch die Kartenfarbe angezeigt wird: grüne Karten tragen ein +/-1, blaue ein +/-2, rote ein +/-3. Die auf diese Karte gelegte Karte muss entsprechend genau eins, zwei oder drei größer oder kleiner sein als die ausliegende Karte – auf eine rote 6 darf also nur eine 3 oder eine 9, aber nicht z.B. eine 5 gelegt werden. Der Wert der neu ausgelegten Karte ist gleichzeitig gut vernehmlich anzusagen.
Sollte gegen Spielende keine Karte ausgelegt werden können, wird die unterste Karte des Ablagestapels nach oben gelegt, und weiter gespielt. Dies geschieht notfalls so oft, bis ein Spieler keine Karten mehr hat.
Ziel ist es hier, alle Karten aus dem Zugstapel auf die Hand und von dort aus auf den Ablagestapel zu bringen.
Das Spiel erfordert schnelles Schalten und Rechnen, wobei das ‚um die Ecke Rechnen‘ (wenn die Summe über 10 / unter 1 fällt, wird nur die letzte Ziffer genommen, also effektiv 10 abgezogen bzw. hinzugezählt) eben durch die ‚Schwellenzahl‘ 10 relativ einfach ist – würden die Zahlen nur bis 8 oder gar bis 12 gehen, gäbe es sicher mehr Probleme für einige Spieler.
Super Circles
Bei diesem Spiel tragen die 73 Karten farbige konzentrische Kreise mit den Zahlen 1, 2, 3 und 4 (von innen nach außen). Die möglichen farben sind gelb, rot, blau, grün und violett. Auch hier wird eine Karte als Start des Ablagestapels ausgelegt, alle Karten werden in den zugstapel gelegt, und es gewinnt, wer alle Karten los geworden ist.
Karten passen aufeinander, wenn sie an mindestens einer Position Ringe in derselben Farbe haben. Beim Ablegen muss man dann auch ansagen, welcher Ring gleichfarbig ist, weil diese Position für die nächste Karte tabu ist. Wenn eine Karte abgelegt wirde, weil zum Beispiel Ring 2 gleichfarbig war, muss die folgende Karte eine Farbübereinstimmung in einer anderen position haben.
Durch diesen stänbdigen Wechsel der Ringposition (und hierdurch auch der Farben, denn die vier Ringe auf einer Karte haben immer vier verschiedene Farben) ist die Fähigkeit, schnell umschalten zu können, meines Erachtens noch stärker gefordert als bei 7 Ate 9, aber hier muss man nicht rechnen.
Run Wild
Run Wild besteht ’nur‘ aus 72 Karten, woraus man schon schließen kann, das es hier keine Startkarte gibt. Das kartendeck besteht aus 60 Zahlenkarten (1 – 12 je in blau, grün, gelb, rot und violett), neun Joker und drei ‚Ziehe drei Karten‘-Karten.
Zum Spielbeginn erhält hier jeder Spieler acht Karten auf die Hand, und das Ziel ist es auch nicht, alle Karten loszuwerden, sondern seine Hand leer zu spielen. Hierfür kann man die Karten in Gruppen zu mindestens drei karten ablegen: Reihen von aufeinanderfolgenden Karten einer Farbe, oder Gruppen von Karten verschiedener Farben mit demselben Wert. Joker können jede beliebige Karte ersetzen, und dürfen ihrerseits ebenfalls passend ausgetauscht werden. Auch darf man aus ausliegenden Reihen und Sätzen Karten wegnehmen, wenndas Ergebnis immer noch legal ausliegende Reihen / Sätze formt. Mit den ‚Ziehe drei‘-Karten kann man die Mitspieler zwingen, drei zusätzliche Karten auf die Hand zu nehmen, was zwar die Möglichkeiten erhöht, Gruppen zu bilden, aber durch die Mehrkarten auch den Aufwand, die Hand leer zu spielen.
Dieses Spiel erinnert an Rommée / Canasta, mit der zusätzlichen Erschwernis durch die Ligretto-artigen Auslegeregeln. Von den drei Spielen dürfte es das sein, das die höchgsten Anforderungen an schnelles Schalten stellt, zusätzlich hat man noch die Anforderung der Mustererkennung.
Zusammenfassung
Jedes dieser Spiele ist sowohl als Mitbringsel aber auch als Warm-up bzw. Absacker für einen größeren Spieleabend hervorragend geeignet. Mit knapp zehn Euro ist der Preis wohl auch sehr attraktiv. so dass ich nur eine deutliche Kaufempfehlung aussprechen kann.
Hersteller | Out of the Box |
Autor | Maureen Hiron / Maureen Hiron, Ron & Caron Badkin / Brad Carter |
Spieler | 2-4 |
Denken | 7 |
Glück | 7 |
Geschicklichkei |
4 |
Preis ca. | je € 9,99 |
Die drei klingen eigentlich als ideales (nettes, kleines) Weinachtsgeschenk ;-) Danke für den Tipp Roach, ich schaue sie mir mal an.
Oh, ich will ein solches Spiel auch haben! sehen super interessant aus!
[…] nicht nur Ligretto funktioniert auf diese Art, in vielem ähnelt das Spiel auch Spielen wie Super Circles oder 7 Ate 9. Man wundert sich aber, wie schnell man einen Fehler in die Reihe eingebaut hat, ohne es zu merken, […]