Das Monster von Leet
In der Nähe von Leet gibt es große Probleme. Orks überfallen Bauernhöfe, und zeigen sich hierbei besonders brutal, achten hierbei überhaupt nicht auf ihre eigene Sicherheit. Höchste Zeit, dass jemand loszieht, den Orks einmal zu zeigen wo Bartel den Most herholt, wo der Hammer hängt, wo…
Ja, das 'Monster von Leet' ist ein klassisches Rollenspielabenteuer für Rolemaster. Wer es noch nicht mitbekommen hat: Seit einiger Zeit ist Rolemaster wieder auf Deutsch zu kriegen, in einer hübschen Übersetzung, für die der 13Mann-Verlag sich wirklich ins Zeug gelegt hat. Und auch schon einige Abenteuermodule sind erschienen, das Monster ist einer davon.
Der Band wirkt relativ dünn, hat aber mit 80 Seiten doch ein ganz anständiges Format. Allzuviel kann man über ein Abenteuer natürlich nicht schreiben ohne unnötig zu spoilern, daher hier nur so viel:
Wie bereits gesagt, werden in der Gegend von Leet Bauernhöfe (angesichts der allgemeinen Lage am Rande der Zivilisation wohl Wehrhöfe) von Orks angegriffen. Das ist in der Gegend nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn es mal passiert, allerdings geschieht es so häufig, dass es schon ungewöhnlich wird und ein paar Recken sich aufmachen sollten, dem ganzen auf den Grund zu gehen.
Auch sind die Orks insofern ungewöhnlich dass sie zum einen eine warzenüberzogene Haut haben und sogar für Orks wenig Interesse am eigenen Überleben zu haben scheinen – genaugenommen gar keines. Da muss also mehr dahinter stecken, und das tut es auch. Nicht nur das titelgebende Monster, sondern auch… aber ich will ja nicht spoilern.
Im ersten Teil erreicht eine 'Botin' von einem der überfallenen Höfe den Ort, und die Helden werden ausgeschickt, nachzusehen, was denn da eigentlich los ist. nachdem man sieht, wie es auf den Höfen aussieht, müssen die Überlebenden nach Leet in Sicherheit gebracht werden – wobei sie auf dem Weg nach Leet noch Gelegenheit haben, die Schrecken der Orkplage aus erster Hand anschauen zu können, wenn sie denn einen (von NSC angeratenen) Umweg machen. Wenn sie den Umweg nicht machen (was angesichts des Zeitverlustes und der drohenden Orkangriffe nicht wirkllich unlogisch wäre), entgeht ihnen ein kleiner Motivationsschub – aber auch einem NSC die Hauptmotivation für eine bestimmte Aktion später im Abenteuer.
Anschließend zieht man los, das Übel zu finden und zu vernichten. Wenn die Helden dann das Lager des Monsters (dass es eines gibt, ist ziemlich schnell klar) erreichen und bereits glauben, sie hätten die Lage bereits so gut wie bereinigt, kommt es wie es beispielsweise in einem Film kommen muss, denn man hat die Kulissen ja nicht nur aufgebaut, damit sie gut aussehen: Leet wird von den Orks und ihren Verbündeten überfallen.
Das Abenteuer verläuft wie ein Old-School-Abenteuer, Überland- und Untertage-Dungeons sowie Schienenverkehr inklusive. Schienenverkehr? Ja, denn an mehreren Stellen wird ploteisenbahnmäßig ganz einfach davon ausgegangen, dass die Helden bestimmte Dinge tun, auch wenn sie zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt zwingend die einzige Option der Helden sind. Der bereits genannte Umweg ist eine, im Lager des Monsters gibt es noch so eine Stelle. Es wird ganz einfach davon ausgegangen, dass die Helden an einer bestimmten Stelle sagen: "Das war’s“ und nach Hause gehen, obwohl mindestens noch ein, zwei Räume zu erforschen sind (die man bereits sieht), vielleicht sogar noch mehr. Und welcher Old-Shool-Held, der denkt er hätte keine ernstzunehmenden Gegner mehr zu erwarten, würde die Chance auf ein paar Schätze – von denen er bis dahin noch nichts gesehen hat – ausschlagen? Während der Umweg oder das Nichtnehmen desselben noch mit ein wenig Phantasie hingebogen werden kann, kommt der Spielleiter hier in größere Erklärungsnöte.
Neben dem eigentlichen Abenteuertext gibt es noch ein paar nett gezeichnete Karten, die mich aber auch nicht gerade umhauten, sowie einige Schwarzweißzeichnungen. Stimmig sind sie zwar, aber wirklich wichtig sind sie nicht. Das gleiche dürfte wohl für die (vier) vorgefertigten Charaktere gelten, die verglichen mit anderen RoleMaster-Helden (aus aktiven Runden bekannte, und sogar ziemlich ohne Powergaming-Ambitionen erstellte Helden) etwas schwächlich wirken.
Nach all dem bleibt für den Blogleser der letzten Wochen noch eine Frage übrig: Leet… liegt das nicht auf Aborea und gehört das nicht eigentlich daher in ein ganz anderes Rollenspielsystem? Ja, Leet liegt auf Aborea, und wird auch im Basisregelwerk von Aborea als Startort für Kampagnen vorgeschlagen. Allerdings ist die Spielwelt Aborea gleichzeitig die SPielwelt von RoleMaster und von Aborea, dem 'Tisch-Rollenspiel'. Daher kann man theoretisch auch die ganzen RoleMaster-Abenteuer für Aborea verwenden und umgekehrt. Auf der Webseite des Herausgebers gibt es auch eine ganze Reihe von Abenteuern, die für beide Systeme geeignet sind…
Schön ist an diesem Abenteuer,dass es zwar als vierter Teil einer Abenteuerserie verwendet werden kann, aber die anderen Abenteuer nicht alternativlose Voraussetzung sind – man kann das Abenteuer auch spielen ohne die anderen Abenteuer gespielt zu haben.
Wenn man alles zusammen nimmt, ist Das Monster von Leet ein Abenteuer für Old-Schooler, die hiermit sicherlich drei, bis fünf Spielabende Spaß haben können (ich weiß, es hängt einiges davon ab, wie schnell bzw. intensiv man spielt, und wie lange die Sitzungen dauern – ich gehe hierbei von einigermaßen plotorientiertem Spiel aus, und denke an Sitzungen von 4-6 Stunden…).
Hersteller | 13 Mann |
Autor | Anja Eble, nach einer Geschichte von Sebastian Witzmann |
Spieler | RPG |
Denken | RPG |
Glück | RPG |
Geschicklichkeit | RPG |
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