Prêt-à-Porter
Im Modegeschäft gibt es zwei wesentliche Produktionstypen: Maßanfertigung und Massenanfertigung. Bei den Designern laufen diese beiden Typen unter den bezeichnungen "Haute Couture“ und "Prêt-à-porter“ (tragefertig, also Ware von der Stange). Viele Designer produzieren beides, aber für die "einfache“ Modeträgerin ist natürlich letzteres interessanter, denn das wird die Kleidung, die man in Boutiquen und Warenhäusern finden kann.
Die verschiedenen Designhäuser streiten natürlich darum, wer die schönere, modischere, attraktivere… Kleidung macht, und stellen regelmäßig ihre neuesten Schöpfungen aus Modeschauen vor. Um genau diese Welt – das Modemachen und die Modeschauen – geht es in dem Spiel Prêt-à-Porter vom polnischen Verlag Portal aus Gliwice.
Die Schachtel ist quadratisch und hoch, aber auch gut gefüllt. Im einzelnen findet man hier
- ein Spielbrett
- eine Spielregel in Englisch
- 150 Karten (Gebäude, Angestellte, Verträge, Kredite, Modeschauen, Entwürfe…)
- 72 Holzwürfel in 6 Farben, die die vcerschiedenen materialien darstellen
- 111 Marker für Qualität, Trends, PR etc.
- 104 Geldscheine
- Marker für Unterhaltskosten (2 pro Person, einer x10 einer x1)
- 12 Aktionspöppel in 4 Farben (3 pro Spieler)
- 1 Marker für den Startspieler
- 1 Kalendermarker
- Spielerbretter
Das Material ist gut, und könnte genauso von einem deutschen Verlag kommen. Die Marker müssen vor den ersten Spiel aus Stanzbögen gedrückt werden, wo sie aber leicht herausgehen. Die Gebäude-, Vertrags- und Angestelltenkarten sind zweiseitig bedruckt, auf der einen Seite sind "Standardexemplare“ des jeweiligen Type, auf der anderen findet man erweiterte Gebäude, ausgebildete Angestellte und verlängerte Verträge. Dies scheint ein wenig unintuitiv, denn die Karten sollen zufällig erscheinen, und man denkt, dass man die Karten des nächsten Durchganges schon vorher sehen kann, aber da hat man eine nette Lösung gefunden: es gibt jeweils einige "Spielende-Karten“ (Karten für die letzten Runden), die nach dem Mischen auf den Stapel gelegt werden, und die Stapel werden von unten her abgearbeitet.
Leider ist die Spielregel nicht ganz so gut durchdacht: einige Bestandteile werden in der Materialliste erst gar nicht erwähnt (z.B. Stilmarker), andere wurden wohl nach Fertigstellung der Regeln noch verändert, so dass die Spielregeln sie nicht korrekt beschreiben (Beispiel: die Symbole auf den Karten sollten laut Spielregel auf einer Art Spickzettel erklärt werden, man fiundet die Erklärungen stattdessen aber im Regelheft). Hier lohnt es sich, statt des mitgelieferten Regelhefts die Neufassungfen und die FAQ von Boargdamegeek herunterzuladen.
Nach einem aufwendigen Setup (das man auch nach einigen Runden nur mit der Spielregel in der Hand angehen sollte, damit man nicht etwas vergisst und das Spiel so torpediert) teilt das Spiel sich ein in insgesamt 12 Runden (Monate), wobei immer auf zwei Vorbereitungsrunden eine Runde mit Modeschauen folgt. Die Vorbereitungsrunden verlaufen nach folgendem Schema:
Zuerst planen die Spieler reihum jeweils eine Aktion auf dem Spielbrett, wobei die Slots für Aktionen begrenzt sind und Nachzügler auch eine schlechtere Ausgangsposition haben, bis alle drei Aktionen einer Runde verplant sind.
Anschließend werden die Aktionen ausgeführt, in einer festen Reihenfolge, die auch auf dem Spielbrett angegeben ist:
1. Bankgeschäfte (Kreditaufnahme)
2. Verträge annehmen – diese geben idR Boni
3. Gebäude erwerben
4. Angestellte anheuern
5. Designs wählen
6. Waren von örtlichen Herstellern kaufen
7. Waren von Großhändlern kaufen
8. Waren importieren
9. sonstige Vorbereitungen (Marker für Qualität, Trends oder PR, Geldgeschenke)
Hiernach kann man seine Angestellten ausbilden und/oder seine Gebäude erweitern. Dies kostet natürlich Geld und erhöht in der Regel auch die monatlich zu zahlenden Unterhaltskosten.
Nachdem dies abgearbeitet ist, wollen die Angestellten ihre Löhne und die Gebäude verursachen Unterhaltskosten. Bis hier sollte man bereits in der Bankgeschäfte-Phase gedacht haben, denn wenn man jetzt noch Geld braucht, geht das nur über Privatleihe – und die ist deutlich teurer als ein Bankkredit.
Um die Unterhaltskosten zu kontrollieren, werden die Marker für Unterhalt auf Zahlleisten auf dem Spielerbrett angepasst, sobald sich etwas verändert (Verträge, die die Kosten vermindern, neue Angestellte, ausgebildete Angestellte etc.), so dass man ständig eine Übersicht hat, welche Ausgaben auf einen zukommen.
Viele der Aktionen geben einem außerdem Qualitäts-, PR- oder Trendmarker, die gesammelt werden und bei der folgenden Modeschau mitgerechnet werden.
Am Ende einer Vorbereitungsrunde wird dann alles, was an Kartenangebot auf dem Spielbrett übrig geblieben sit, abgeräumt, und ein komplett neues Angebot für die folgende Runde wird aufgedeckt.
In einer Runde mit Modeschauen wählt jeder Spieler zunächst eine Kollektion aus Kleidungsstücken desselben Designs, die dann verglichen werden. Abhängig von dem Ort der Modenschau gibt es "Sterne“ (Bekanntheit und Beliebtheit) abhöngig von verschiedenen Kriterien, die auf den jeweiligen Karten angegeben sind: es wird gewertet, wer die meisten bzw. zweitmeisten Marker für Qualität (oder Trends, oder PR-Aktivitäten), oder wer die meisten Stücke zeigt. Hierfür gibt es Sterne, wobei in verschiedenen Städten die Gewichtung der Kategorien unterschiedlich ist: während es in einer Stadt besonders viele Sterne gibt, wenn man besonders viel Qualität vorzeigt, bringt die Qualität in einer anderen Stadt nur ganz wenige Sterne ein…
Bei Gleichstand werden nicht etwa die Sterne der beiden Plätze gleichmäßig verteilt: In einem derartigen Fall gibt es nur die Sterne für die schlechtere der Platzierungen. Die Sterne werden zu Beginn der folgenden Modeschauen umgewandelt in "goldene Banknoten“: diese kann man nicht zum Bezahlen verwenden, weil sie den guten Namen (das "Markenkapital“) des Designers darstellen. Diese Geldscheine werden allerdings am Ende in das Gesamtkapital eingerechnet.
Nach den Modeschauen werden die Qualitäts- etc. Marker, die nicht fest mit einer Karte verbunden sind, abgeräumt: in dne nächsten zwei Monaten muss man neu für Qualität, PR etc. sorgen.
Nach der vierten Runde Modeschauen (insgesamt also 12 Runden = ein Jahr) wird dann abgerechnet: wer das meiste Geld (Bargeld und "goldene Scheine“) hat, hat gewonnen.
Das Spiel erschließt sich dem Spieler nicht sofort, es gibt sehr viele Optionen, was man tun kann und wie man seine Position verbessern kann. Man wird eine Reihe Probespiele nötig haben um die verschiedenen Optionen zu verstehen und die Synergie-Effekte der Karten untereinander vernünftig einsetzen zu können. Hierbei hilft es auch nicht, dass die Karten teilweise auch ein wenig unbalanciert sind: vor allem der "Spokesman“, der Pattsituationen zu seinen Gunsten auflöst, kann doch ziemlich problematisch sein.
Die Vielfalt der Optionen wird glücklicherweise ein wenig gemildert dadurch, dass sich rein spielmechanisch viele Dinge ähnlich verhalten: Gebäude haben Bau- und Erweiterungskosten, und monatliche Unterhaltskosten. Angestellte kosten zwar nichts beim Erwerb, haben aber monatliche Lohnkosten etc. Dennoch ist das breite Angebot an Möglichkeiten für einen Gelegenheitsspieler schnell einmal verwirrend, und auch der Vielspieler wird die Möglichkeiten nicht während des ersten Spiels komplett abschätzen können.
Für Vielspieler, die sich die Zeit nehmen, verschiedenste Taktiken auszuprobieren und die Synergien der Karten untereinander auszuloten, ist Prêt-à-Porter aber ein interessantes Spiel, mit dem man viele Male die anderthalbe bis zwei Stunden, die eine Partie bei uns dauerte, verbringen kann.
Hersteller | Portal Publishing |
Autor | Ignacy Trzewiczek |
Spieler | 2-4 |
Denken | 8 |
Glück | 6 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 37,98 € |
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