Food Chain
Lettland ist nicht gerade ein Land, das bereits auf der Spielelandkarte eine große Rolle spielt. Aber was nicht ist, kann noch werden, scheint sich zumindest der Verlag Brain Games zu denken, der zur letzten Spiel mit einer ganzen Reihe kleiner aber feiner Spiele aufwartete. Vertrieben werden die Spiele vor allem in Lettland, Estland und Litauen, und neben den entsprechenden Sprachen liegt auch eine Spielregel in Russisch dabei. Neuerdings (und das war das Neue zur Spiel) gibt es aber auch eine "internationale Version“, die Englisch und Deutsch unterstützen.
Food Chain ist das erste dieser Spiele, das hier besprochen wird. Ursprünglich wurde das Spiel – grammatikalisch korrekt – als Who Eats Whom vertrieben, und es gab auch eine Print-n-Play-Version. Dennoch wurde dem Spiel für die internationale Version ein neuer Titel verpasst.
In der kleinen Schachtel findet das Spielmaterial komplett Platz:
- acht Marker in vier Farben
- 52 Karten
- drei leere Ersatzkarten
- die Spielregel in Englisch und Deutsch
Die Marker sitzen in stabilen Stanzkartons von ca. 2 mm Dicke, lassen sich aber problemlos herauslösen. Die Karten haben "Normalqualität“. Die Schachtel hat einen Kartoneinsatz, der rundum einen knappen Zentimeter vom Innenraum abzweigt – und den ich wohl bald entsorgen werde. So sehr ich unnötige Luft in Spieleschachteln hasse: Wenn die Karten auf den Markern liegen, ist das ganze sehr schwer aus der Schachtel zu kriegen ohne einem Marker hinterherrennen zu müssen, und wenn die Marker oben liegen, entkommt schnell einer, wenn man die Schachtel nur öffnet.
Jede Karte zeigt ein Wesen des Waldes als Silhouette sowie seine Fressfeinde und was es selber frisst. Allerdings findet man hier auch Kirschen, Blätter – und den Jäger. Letzterer kennt – genauso wie der Insektenschwarm – weder Fressfeinde noch Opfer.
Jeder Spieler erhält die Marker einer Farbe und vier Handkarten. Vier Karten kommen auf den Tisch, die die Nahrungskette starten sollen. Es startet der Spieler, der als letzter in einem Wald war – meine Kommentare hierzu dürften wohl bekannt sein.
Wer an der Reihe ist, darf genau eine von fünf Aktionen einmal ausführen: Jagen, Essen, Zurückziehen, Karte tauschen, Passen.
Wer jagt, legt eine Handkarte auf ein passendes Beute… nunja, sagen wir einmal -Tier. Was für wen Beute ist, ist auf jeder Karte vermerkt. Die ausgespielte Karte wird mit einem Marker des Spielers markiert. Dabei kann dieselbe Beute durchaus von mehreren Jägern aufs Korn genommen werden, und auch die Jäger können ihrerseits wieder zur Beute gewählt werden.
Essen kann ein Jäger, wenn er alleine an der höchsten Stelle einer Nahrungskette steht: man muss stärker sein als andere evtl. Jäger, und man darf nicht selber zur Beute erkoren worden sein. Die direkte Beutekarte (und ein ggf. darauf liegender Marker geht in den Besitz des Spielers (auf einen Nahrungsstapel), ebenso der eigene Marker. Andere schwächere Jägerkarten auf derselben Karte werden abgeworfen und die Marker gehen an die betreffenden Spieler zurück. Wenn hierdurch zwei Spieler gegenseitig Marker des jeweils anderen in Besitz haben, sind diese sofort auszutauschen.
Man kann auch feststellen, dass ein gewähltes Opfer zu sauer ist, um es mit Aesops Fuchs auszudrücken. Dann nimmt man einfach den Marker zurück, während die Jägerkarte auf den Ablagestapel wandert. Allerdings darf die Karte nicht gerade selbst gejagt werden.
Man kann auch eine freie Karte (ohne Jäger oder Marker auf ihr) durch eine tiefer in der Nahrungskette stehende Handkarte ersetzen.
Wer all das nicht tun kann, kann auch einfach eine Runde nichts tun. Das heißt, dass man eine Karte abwirft und dafür eine neue erhält, so lange der Vorratsstapel noch vorhanden ist. Wenn der Vorratsstapel leer ist, muss man immer noch abwerfen, so lange man mindestens eine Handkarte hat.
Der Jäger kann verwendet werden um eine beliebige Karte zu erjagen, indem man ihn auf die zu jagende Karte legt. Der Bienenschwarm verjagt eine beliebige Jägerkarte – beide Karten gehen auf den Ablagestapel.
Das Spiel endet, wenn der Vorratsstapel aufgebraucht ist und alle Spieler passen. Die "verspeisten“ Karten werden in Punkte umgerechnet, dazu kommen dann noch gefangene Marker der anderen Spieler. Wer die meisten Punkte hat, hat gewonnen.
Man muss während des Spiels gut aufpassen, weil der Kartenstapel nur einmal durchgegangen wird. Wer ein wenig mitzählt, ist klar im Vorteil – und wer den Jäger erhält, kann sich mit ihm eine gute Karte besorgen, wenn die Insektenschwärme alle weg sind. Allerdings wird irgend jemand aus genau diesem Grund eine Schwarmkarte zurückhalten wollen…
Bei Spieletests scheint es, dass das Glück (Handkarten) deutlich mehr Einfluss auf das Spiel hat als die Taktik (Planung). Schon daher ist es wohl eher geeignet für Gelegenheitsspieler als für Vielspieler. Und mit dem Preis ist es auch als kleines Geschenk ganz nett.
Hersteller | Brain Games |
Autor | Meelis Loveer |
Spieler | 2-4 |
Denken | 4 |
Glück | 7 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 12 € |
Food Chain bei Amazon
[…] einmal mit einem kleinen Spiel von einem Verlag an, von dem ich seit der SPIEL bereits drei Spiele rezensiert habe. Hier werden Marktwaren versteigert – aber nicht in der Form, dass die Käufer sich […]