Knick in der Pupille

twistTwisted Eyes

Goliath aus den Niederlanden ist ein Verlag, der bislang bei uns im Blog nicht vertreten war. Das lag weniger daran, dass Goliath keine Spiele gehabt hätte, die wir besprochen hätten, sondern ganz einfach daran, dass wir ein Spiel natürlich nur rezensieren können, wenn wir es auch testen konnten – und dafür ist auf der SPIEL ganz einfach nicht die Zeit. Aber jetzt haben es zwei Spiele in die Redaktion geschafft, so dass wir sie auch rezensieren, getreu unserem inoffiziellen Motto: "If it’s a game, we’re game.“

Die Spiele von Goliath haben meist eine Menge Plastik, was aber an der Qualität nichts abtut. Das Angebot geht von echten Denkspielen wie Rolit bis hin zu Party- und Geschicklichkeitsspielen. Eher unter letztere fällt Twisted Eyes, ein Spiel bei dem man tatsächlich den im Spieltitel bereits angesprochenen Knick in der Optik kriegen kann – sehr zum Vergnügen der Mitspieler.

In der Schachtel findet man:

  • Ein Spielbrett – 26 Felder plus Start- und Zielfeld
  • vier Spielfiguren
  • eione überdimensuionale Brille mit 6 Linsen zum Einsetzen
  • ein kleiner Zeichenblock
  • zwei kleine Bleistifte (etwas größer als Ikea-Format)
  • ein Würfel
  • sechs Punktaufkleber für den Würfel
  • einen Timer in Stoppuhr-Optik
  • 54 Karten
  • die Spielregel in Deutsch und Niederländisch

Wie zu erwarten, ist fast das gesamte Material aus – stabilem – Plastik, allerdings ist der Zeichenblock natürlich aus Papier und die Bleistifte aus Holz. Die Linsen für die Brille sind anscheinend aus Glas, es ist aber ziemlich gutes Hartplastik. Die Brille selber hat das Format eines Karnevals-Scherzartikels, was aber gut zum Spiel passt. Der Zeitnehmer hat Markierungen für 15, 30 und 45 Sekunden, und zumindest zu Beginn stimmten die Zeiten auch einigermaßen. Ich hatte aber das Gefühl, dass der Mechanismus im Laufe der Zeit ausleiern könnte. Der Würfel muss noch mit den Farbpunkten beklebt werden, was aber jemandem, der das Spiel spielen will, nicht allzu schwer fallen sollte.

Die Karten – in Standardqualität – zeigen jeweils drei Begriffe, einen mit einem grünen, einen mit einem gelben und eine mit einem blauen Punkt versehen. Oder besser gesagt: drei bis sechs Begriffe, denn die Begriffe stehen jeweils auf Deutsch und umgedreht auf Niederländisch – auf der Rückseite findet man nur eine Andeutung, ob es um Orte, Objekte oder Unterhaltung/Entertainment geht. Da aber die Begriffe nicht unbedingt eins zu eins übersetzt wurden, kann eine Karte andere Begriffe auf Deutsch als auf Niederländisch zeigen: zum Beispiel steht als Ort auf einer Karte das Taj Mahal, auf Niederländisch aber Achtbaan (Achterbahn). Ein niederländisches Brötchen steht gegenüber einer deutschen Fee. Manchmal kehren alle Begriffe auf der Gegenseite wieder, manchmal aber auch nicht: auf der niederländischen Seite Mount Everest – Kohlenbergwerk – Jacuzzi, auf der deutschen Seite Markusplatz in Venedig – Campingplatz – Sauna.

Gespielt wird in Teams, wobei jedes Team mindestens aus Zwei Spielern bestehen muss, und maximal vier Teams teilnehmen können. Die Regeln für eine Spielrunde sind recht einfach.

Zunächst wird eine Farbe ausgewürfelt, dann wird die Brille mit den Linsen der entsprechenden Farbe (=Schwierigkeitsstufe) ausgestattet. Der Timer wird auf die der Schwierigkeit entsprechende Zeit eingestellt, dann sieht ein einzelnes Gruppenmitglied (der "Zeichner“) sich auf der obersten Karte an, was in dieser Runde zu zeichnen ist. Die übrigen Gruppenmitglieder dürfen sich die Karte nicht ansehen. Der Zeichner setzt sich die Brille auf, die Uhr wird gestartet, und das Team hat bis zum Klingeln des Timers Zeit, zu erraten, was der Zeichner zeichnen wollte. Wenn das klappt, darf die Spielfigur bis zum nächsten Feld dieser Farbe vorrücken, ansonsten bleibt die Figur stehen. Und schon ist das nächste Team an der Reihe.

Das klingt zunächst einmal ein wenig Mintagsmaler-mäßig und nicht sonderlich schwierig. Aber Das Problem stellen die Linsen dar, die in der Brille stecken. Diese verzerren das Bild, das man sieht, ziemlich, und man hat – vor allem bei der Linse, bei der man denkt, sie werde am wenigsten Probleme verursachen – kaum eine Chance, seine Zeichnung auch selbst zu erkennen. So sieht das, was man zeichnet, meist eher aus wie das Gekrakel eines Zweijährigen (oder unseres werten Chefredakteurs, wenn er etwas zu zeichnen versucht, auch ohne extra Brille). Die Teammitglieder haben dementsprechend dann auch oft Schwierigkeiten, zu erkennen, was denn dargestellt werden sollte.

Jetzt muss ich allerdings auch gleich wieder ein wenig Entwarnung geben: ausgerechnet die gelben Linsen für "mittlere Schwierigkeit“ haben in der Mitte ein relativ großes, glattes Stück, und wer den Trick heraus hat, wie man das Bild des einen Auges gedanklich ausblendet (oder ersatzweise ein Auge schließt, wobei es natürlich weniger auffällt, wenn man beide Augen offen behalten kann), kann durch die Mitte der Linse das Zeichengebiet nahezu komplett sehen.

Mit den beiden anderen Linsensets ist aber nahezu vorprogrammiert, dass man etwas anderes Zeichnet, als man eigentlich beabsichtigt – blind zeichnen ist einfacher, weil das Gehirn die verwirrenden Signale der Augen einfach nicht komplett ignorieren kann. (Ausnahme ist, wie schon gesagt, der Chefredakteur: wenn man ihm die Brille(n) wegnimmt, ist das Ergebnis schlechter zu erkennen als mit der Brille aus dem Spiel – je komplizierter, desto deutlicher scheint ein Auftrag erfüllt zu werden…)

Als Partyspiel, nicht nur für Kinder, dürfte dieses Spiel ein Hit sein – Ziel eines Partyspiels ist ja meist eher, dass die Mitspieler sich zum Affen machen, was dann zur allgemeinen Erheiterung führt. Und das bietet dieses Spiel zur Genüge – sogar in einer Form, die mir zu gefallen weiß…

Hersteller Goliath
Autor k. A.
Spieler 2-4 Teams à min. 2 Spieler
Denken 5
Glück 4
Geschicklichkeit 7
Preis ca. 17,00 €

Twisted Eyes bei Amazon

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