Turmbau einmal anders

trivit1Trivitria UP

Dem geneigten Leser mag es schon aufgefallen sein, dass viele der Spiele, die wir rezensieren, oft im ein oder anderen Sektor eine Nullwertung haben. Oft ist das der Faktor Geschick, manchmal auch einer der anderen, aber nur selten hat ein Spiel in allen Sektoren Punkte. Eine derartige eierlegende Wollmilchsau liegt uns jetzt mit Trivitria UP vor – hier geht es prinzipiell darum, einen Turm zu bauen, oder vielmehr zu vermeiden, dass dieser einstürzt – aber wer womit baut und für wen, das wird durch Würfel und Fragekarten entschieden.

Moment mal – Fragekarte? Würfel? Ich denke hier geht es um Turmbau? Wie passt denn das? Ja, genau. Trivitria UP passt in keine Schublade so richtig rein – das letzte Mal ist mir das mit Caterpillar – Age of Tank passiert, und das liegt schon eine Weile zurück. Das vorliegende Spiel bietet sowohl etwas für Leute mit gutem Allgemeinwissen,als auch für solche mit geschickten Fingern, aber auch für Taktiere ist etwas dabei, denn man kann auch die Mitspieler vor schwer lösbare Probleme stellen.

Zunächst einmal kommt das Spielbrett in die Mitte des Tisches – es ist leicht überspannter, stabiler Karton, und das hat den Vorteil, dass es sich problemlos drehen lässt, ohne dass das Gebilde, das dann obenauf steht, umstürzt. So kann sich niemand beschweren, er käme nicht an eine bestimmte Seite heran. Dann wird einer der vier möglichen schwarzen Fundamentsteine ausgewählt und auf dieses Spielbrett gesetzt – wie herum ist auch frei wählbar (und unter Umständen sehr interessant). Nun sind die Spieler an der Reihe, auf diesem Stein ihre eigenen Steine unterzubringen – man möchte möglichst viele der eigenen Bauklötze auf dem Turm haben, ohne dass dieser umfällt (bzw. diese im Spiel haben, wenn ein anderer den Turm umwirft), um eine Runde zu gewinnen. Dazu würfelt man erst einmal mit dem Würfel, der Zahlen von 1-4 sowie einen roten und einen grünen Punkt zeigt. Bei einer Zahl bekommt man die entsprechende Frage gestellt, die auf einer Karte steht; rot ist automatisch falsch, grün automatisch richtig.

Wer richtig liegt, darf einen eigenen Klotz seiner Wahl auf den Turm bauen, oder einen Mitspieler damit beauftragen. Liegt man falsch, darf ein Mitspieler einen Stein auswählen, den man dann unterbringen muss. Und je nach Bauklotz kann das sehr einfach oder auch sehr schwer sein, und was man ggf. einem anderen Spieler gibt, hängt sehr von der aktuellen Bausituation ab, ob man möchte, dass der Turm eher stehen bleibt, oder eben nicht. Außer dem Fundament darf kein weiterer Stein das Spielbrett berühren, allerdings, wie obenauf gestapelt wird, da gibt es keine Regeln, außer, dass es vorbei ist, wenn es zusammenkracht.

Image source: Anttoni Huhtala, used with permission

Hier sieht man, dass nicht alle Winkel in den Bausteinen rechte sind…

Das Spielmaterial ist wirklich schön und hochwertig – neben dem stabilen Spielbrett sind da die 4 Fundamentsteine in schwarz und die 4 × 10 Bauklötze in gelb, rot, grün und violett, alle angenehm groß, aus massivem Holz und gut in der Hand liegend. Jeder Spieler hat die gleiche Auswahl an Klötzen – je 2 Exemplare von fünf verschiedenen Varianten, wobei die einfachste ein ordinärer Quader ist, die komplizierteste… nun… ein Dingsda, das, wenn man es in sich selbst verschachtelt, einen Würfel mit Knick in der Optik ergibt, aber als einzelner Stein den Spieler schon sehr vor Probleme stellen kann. Auch sind die Winkel nicht immer rechtwinklig, was für zusätzliche Probleme sorgen kann. Auch die Fundamente sind nicht ohne – zwar gibt es ein einfaches flaches Objekt (wobei man dieses durchaus auch auf Kante aufbauen darf), aber eben auch eine Stufe, eine schiefe Ebene und ein Tetris-T. Letztendlich gibt es noch die Fragekarten (uns lagen erst 50 vor – das Spiel hat 200 doppelseitige in der Endversion, aber mehr waren in Deutsch noch nicht fertig) – mit einer wirklich bunten Mischung an Fragen, ganz bewusst nicht nach irgendwelchen Fachgebieten sortiert, da ja ohnehin gewürfelt wird, welche Frage drankommt, und eben der genannte Würfel – dieser ist einfach, aber hat eine angenehme Größe. Dass für das ganze eine große Schachtel her muss, ist nur logisch – sie ist prall gefüllt, und die kurze Spielanleitung (in Finnisch, Deutsch und Englisch) nimmt kaum Platz weg.

Die Spieldauer ist mit 15-30 Minuten gut eingeschätzt – natürlich ist das durchaus vom Geschicklichkeitsgrad der Spieler abhängig. Grobmotoriker werfen eben weit leichter den Turm um als Leute mit geschickten Fingern, und je nach Situation macht es ja durchaus Sinn, den Gegner lieber einen weiteren Stein der eigenen Farbe einbauen zu lassen als ihn zum Einsturz zu bringen – nämlich dann, wenn gerade noch ein anderer Spieler mehr Klötze auf dem Turm sein eigen nennt. Denn die Steine des Spielers, der den Turm umwirft, werden nicht gewertet – ggf. gewinnt dann der mit den zweitmeisten.

Bleibt zu hoffen, dass Trivitria schnell einen Vertriebspartner auch für den deutschen Markt findet – das Spiel kann wirklich sehr verschiedene Spielertypen ansprechen, und ist sowohl für den Gelegenheitsspieler wie auch für den Profi geeignet – es ist nun mal irgendwie ein Cocktail aus Bausack und Trivial Pursuit, den es so noch nicht gibt. Wenn wir hierzu mehr erfahren, werden wir euch informieren.

Hersteller Trivitria Oy
Autor Tero Holappa
Spieler 2-4
Denken 6
Glück 3
Geschicklichkeit 6
Preis ca. 37,90 € (finnische Version im Webshop des Herstellers)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert