Fünfdimensional

mc39moral conflict 1939

Auf der Spiel stand in der Rollenspiel-Halle 6 auch ein Stand eines Herstellers, der eine Brettspielserie anbot: Playford Games mit moral conflict . Auf der Spiel wurden die Versionen 1939, 1940 und 1941 angeboten. Außerdem gibt es, laut Spielregel-Werbung, noch eine Version ohne Jahreszahl, 1938 und 1942.

Das Spiel ist ein wenig ungewöhnlich. Zum einen ist es, obwohl der Verlag in München beheimatet ist und eine .de-URL benutzt, nur auf Englisch erhältlich. Zum anderen sind die Coverbilder … nun ja … gewöhnungsbedürftig. Wie man rechts sehen kann, zeigt die 1939-Version eine Szene, die aus dem Alpenland zu stammen scheint – zumindest sehen die beiden Kinder / Jugendlichen links im Vordergrund so aus. Das fröhliche Lachen steht aber im krassen Gegensatz zu dem Mann mit der Panzerfaust rechts, und die eindeutig militärischen Fahrzeuge im Hintergrund. Die Flammen auf Schatten, die den Kontinenten nachempfunden sind, sind eine nette Kleinigkeit, auch weil dieses Weltkarten-Motiv in den anderen Spielen der Serie wiederkehrt. Nicht umsonst findet man die Bilder in der Boardgamegeek-Liste This Box is Too Ugly to Even Consider the Game wieder.

Wenn man die Schachtel öffnet, findet man

  • drei Regelhefte
  • eine Sortimentdose, wie man sie im Baumarkt bspw. Für Schrauben, Nägel und Dübel erhalten kann
  • 214 Holzquadrate
  • 30 lange, dicke Holspielsteine
  • 36 lange, dünne Holzspielsteine
  • 40 runde Holzscheiben
  • 250runde Plastikscheiben in rot und weiß
  • 25 durchsichtige Plastikscheiben
  • 30 graue Glassteine
  • 2 durchsichtige Glassteine
  • ein roter Glasstein
  • zwei durchsichtige Rechtecke aus Glas
  • 7 Würfel
  • 2 Kampf-Spielbretter
  • dreiteiliges Spielbrett
  • 8 laminierte Übersichtskarten
  • 2 trocken auswischbare Marker-Stifte
  • 5 große Glassteine in den Farben der Nationen
  • 18 Plastikringe
  • 4 marmorierte Steine
  • 12 kleinere graue Glassteine
  • 30 kleine schwarze Steine
  • 20 kleine goldene Glassteine
  • 2 Übersichtskarten

Die Würfel sind "Chessex speckled arctic camo“, und wie das gesamte Material in der Schachtel von hoher Qualität. Überhaupt ist der Inhalt der Schachtel – vor allem nach dem Cover – eine sehr schöne Überraschung.

Das Spielbrett zeigt die Erde – für Anfängerspiele und kürzere Spieldauer kann man auch Teile der Erdkarte verwenden.

Die Spielregeln kann man von der Webseite des Herstelles auch downloaden.

moral conflict 1939 ist, wie man am Namen bereits erkennen kann, eine Simulation des zweiten Weltkrieges. Die bis zu fünf teilnehmenden Fraktionen sind also Großdeutschland (effektiv die Achse Berlin-Rom), Japan, die Sowjetunion, die "Imperien“ (also Groß-Britannien, Frankreich, Belgien und Niederlande als eine Partei) und die USA.

Grundsätzlich spielen die "Achsenmächte“ (Deutschland und Japan) zusammen, die Alliierten bestehen zu Spielbeginn aus den USA und dem Imperium. Die Sowjetunion kann sich während des Spiels für eine Seite entscheiden, ist bis dahin aber eingeschränkt in ihren Möglichkeiten. Eine Ausnahme bildet das Spiel zu zweit, hier zählt die Sowjetunion ab Start zu den Alliierten. Zu Spielbeginn sind neben der Sowjetunion auch die USA und Japan nicht in Kampfhandlungen verstrickt: Das heißt, sie dürfen nicht selbständig angreifen, sind aber ansonsten in ihren Optionen nicht eingeschränkt. Die USA dürfen erst ab Sommer 1942 selbst der Achse den Krieg erklären. Wenn Japan sich ausbreitet, führt dies automatisch dazu, dass die USA aktiv in den Krieg eingreifen dürfen. Die Sowjetunion produziert nur die Hälfte der Möglichen Ressourcen, bis sie selber im Krieg aktiv ist.

Eine Runde (6 Monate) verläuft immer in denselben Phasen in derselben Reihenfolge.

In der ersten Phase kann diplomatischer Druck auf die Sowjetunion ausgeübt werden, sowohl direkt (durch Gespräche mit der SU) als auch indirekt (durch Gespräche der Spieler untereinander, ob man die SU angreifen will). Wenn der Spieler der SU sich einer Allianz angeschlossen hat (er hat die freie Wahl, kann aber auch eine oder mehrere Runden lang keine Entscheidung treffen), ist dieser Beschluss allerdings endgültig, und diese Phase wird im Basisspiel in kommenden Runden übersprungen. Im Spiel für Fortgeschrittene kann man in dieser Phase auch versuchen, Einfluss auf bislang neutrale Länder zu nehmen.

In Phase zwei werden eventuelle Veränderungen in der Moral (das moralische Verhalten, nicht die Kampfmoral) der Teilnehmer nachgehalten, außerdem wird für die aktuelle Runde das Wetter bestimmt. Dieser Wert hat Einfluss auf die Ergebnisse der Diplomatie, und kann dazu führen, dass ursprünglich neutrale Länder sich einer Allianz anschließen oder auch die Seiten wechseln. Außerdem hat der aktuelle moralische Stand eines Landes Einfluss auf die Optionen: hohe Moralstufen ermöglichen freieren Austausch von Ressourcen, niedrigere Standards machen es möglich, auch ohne Kriegserklärung neutrale Länder anzugreifen oder Verbündete zu überfallen.

In Phase drei wird dann die wirtschaftliche Seite betrachtet: hierbei geht es um Ressourcengewinnung und -handel . Im erweiterten Spiel geht es hierbei auch um die Zuteilung von besonderen Ressourcen wie Öl oder Gold, Zivilproduktion etc.

In Phase vier können die beiden Allianzen dann intern ihre Strategie und ihre Pläne besprechen – nach Wahl geheim oder auch öffentlich.

In Phase fünf (nicht im Basisspiel, nur im Spiel für Fortgeschrittene) werden dann neue Technologien erforscht.

Phase sechs verwendet die Ressourcen, die nicht in Phase fünf verbraucht wurden, zur Produktion von neuen Einheiten.

In Phase sieben kommt es dann zu den unvermeidlichen kriegerischen Auseinandersetzungen. Hierbei ist, wie bei vielen CoSims üblich, auch eine zerstörte Einheit noch in der Lage, gleichzeitig mit ihrer Zerstörung noch eine andere Einheit anzugreifen. Bei der Berechnung der Angriffs- und Verteidigungswerte spielen, ebenfalls wie bei CoSims üblich, eine ganze Reihe von Faktoren hinein, so das Gelände, die Art der Einheit etc.

In der nun folgenden letzten Phase werden die Siegbedingungen untersucht, und evtl. ein Sieger bestimmt. Dies kann auch geschehen, indem eine Seite aufgibt.

Das Spiel ist ein ziemlich komplexes CoSim, das auch den Experten herausfordert. Die "Einfachversion“ 1939 ist zwar relativ gesehen einfacher als die weitergehenden Versionen – die auch die wirtschaftliche, moralische und diplomatische Seite noch deutlich detaillierter darstellen -, aber sicher kein Spiel für schnell mal zwischendurch. Als Einsteigerspiel für Leute, die schon immer mal in die Welt der CoSims einsteigen wollten, ist es aber geeignet.

Für den Fortgeschrittenen versucht das Spiel – und mehr noch die weiterführenden Spiele der Serie – die Zeit des 2. Weltkriieges in fünf Dimensionen darzustellen: einer militärischen, einer wirtschaftlichen, einer technologischen, einer diplomatischen und last but not least einer moralischen Dimension. Ob dies gelingt, und ob das hiermit gestellte Ziel erreicht wird, den Spieler auf diese fünf Dimensionen einzustimmen, während die meisten CoSims sich auf die ersten zwei bis drei Dimensionen beschränken, muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden.

Hersteller Playford Games
Autor Dave Stennett
Spieler 2-5
Denken 8
Glück 2
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 59 €

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