Lupin the 3rd, the Board Game / Expansion #1
Ishikawa Goemon, Mine Fujiko, Jigen Daisuke, Zenigata-keibu … die Namen lassen bei Freunden der Anime- und Manga-Serie Lupin III (Lupin Sansei) die Augen leuchten. Deshalb leuchteten auch meine Augen, als ich voriges Jahr auf der SPIEL ein Spiel sah, bei dem nicht nur Lupin III das Thema war, sondern bei dem auch noch modellierte Figuren der fünf Hauptcharaktere der Serie in der Schachtel waren. Leider gelang es mir nicht, ein Exemplar des Spiels zur Rezension zu erwerben, aber dieses Jahr hatte ich dann mehr Glück. Und ich konnte gleich noch die erste Erweiterung draufpacken.
Für Experten, die sich mit Lupin auskennen, ist die zeitliche Einordnung des Spiels in die Anime relativ einfach: auf beiden Covern wie auch als Figur trägt Lupin das rote Sakko, zeitlich gehört das Spiel also in den Rahmen der zweiten Animeserie. In der ersten trug Lupin bekanntlich grün, in der dritten pink.
Wenn man die Schachtel öffnet, findet man
1) im Basisspiel
- ein beidseitig bedrucktes Spielbrett
- 5 Aufstellschirme für die 5 Charaktere
- 5 modellierte Figuren
- 20 Wachmann-Marker (zehn nummerierte Polizisten, zehn burmesische Wachen)
- 2 Würfel
- 60 Missionskarten (je 15 pro Charakter)
- 40 Ausrüstungskärtchen („Dispositivo“)
- 5 Schatzkärtchen („Tesoro“)
- 6 Fahrzeugkärtchen
- 2 Polizeiauto-Kärtchen
- ein Buskärtchen
- 2 Rundenzählmarker
- die Regeln in Englisch und Italienisch
2) in der Erweiterung
- ein doppelseitig bedruckter Spielplan
- 41 Karten (20 Mission, 16 Ziel, 5 Spezialkarten)
- 5 Ausrüstungskärtchen
- 5 Schatzmarker (einmal römische Münzen, einmal Excalibur, 3 Fallgruben)
- 3 Fahrzeugkärtchen
- 11 Hansdschellenkärtchen
- 3 "Vorhergesehen“-Marker
- 3 Auflagen für das Spielfeld
- 5 Rundenkarten
- 9 Entdeckungsmarker
- das Regelheft
Die Kärtchen und Marker müssen aus Stanzbögen gelöst werden, was aber einwandfrei klappte. Die Würfel sind einfache rote undurchsichtige W6, mit den Zahlen 1 bis 6 als Zahlen aufgedruckt. Die Karten sind zwar klein aber von guter Qualität, allerdings sind sie nur italienisch bedruckt. Die Aufstellschirme sind recht klein und werden leicht umgeworfen. Die Figuren sind nett, dürften für meinen Geschmack allerdings detaillierter bemalt sein. Man erkennt zwar, wen sie darstellen sollen – schon alleine durch die typische Kleidung von vier der fünf Charaktere, und die ebenso typische Körperform der fünften … hüstel … "Twin Peaks“… -, aber gerade die Gesichter sind sehr wenig detailliert. Die Figuren sind 3,4 bis 4 cm hoch, und durch ein Plastikfenster bereits von außen zu sehen. Die Regeln kann man auch von der Webseite des Verlags herunterladen (die Regeln des Erweitzerungssets liegen hinter einem eigenen Link).
Die Erweiterung kann nicht alleine gespielt werden, da sie Materialien aus dem Basisspiel benötigt.
Außer den gelieferten Materialien benötigt man noch Schreibstifte und Papier, bevorzugt mit Kopien der Auswertungsbögen, die jeweils am Ende der Spielregeln abgedruckt sind.
Jeder Spieler stellt eine oder mehrere der Hauptfiguren der Serie dar – Der Spieler für Inspektor Zenigata spielt auf jeden Fall eine einzelne Figur, die übrigen werden auf die anderen Spieler verteilt.
Beide Exemplare enthalten je zwei Missionen für das Team um Lupin III. Im Basisspiel geht es um einen großen Rubin in Burma sowie um einen Bankraub in Lugano, im Erweiterungsspiel geht es zum einen Zurück nach Cagliostro (nicht über den deutschen Titel wundern – in den 70ern sah so manches ziemlich … seltsam aus, aus heutiger Sicht), und um die Klinge aus Stonehenge – also um Excalibur.
In jedem dieser Szenarien wird Zenigata unterstützt von einer Reihe Polizisten oder Wachmännern, die ihm helfen sollen, Lupin III. und seine Spießgesellen zu fangen, während das Team von Lupin das jeweilige Ziel (den Rubin, Excalibur…) erobern und entkommen muss. Was Fujiko Mine betrifft – ob sie für oder gegen Lupin arbeitet, entscheidet sich zufällig.
Die Gangmitglieder bewegen sich grundsätzlich unsichtbar (in der Anfängerversion sind sie sofort oder nach 5 Zügen sichtbar, was das Spiel allerdings für Zenigata deutlich einfacher macht) über das Spielfeld, und müssen sich sichtbar machen, wenn sie in den Schussbereich eines Polizisten / Wachmannes kommen. Sie können allerdings auch wieder unsichtbar werden, wenn sie diese Bereiche wieder verlassen.
Jeder Spieler erhält aus seinem persönlichen Deck Missionskarten (2 bzw. 3, je nach Szenario) und kann oder muss diese ausspielen, um ihre Wirkung zu erhalten – es gibt Karten, die ungünstig sind, und die baldmöglichst ausgespielt werden müssen. Und günstige Karten, die man aufbewahren kann. Außerdem erhält man für den 3., 6., 9. etc. Polizisten / Wachmann, den ein Charakter ausschaltet, eine weitere Missionskarte.
Dies ist besonders wichtig für den Spieler von Fujiko: es gibt eine ganze Reihe Karten, die dazu führen, dass sie die Gruppe verrät und nur gewinnen kann, wenn sie selbst mit dem Schatz entkommt.
Die Gruppe (i.d.R. einschließlich Fujiko) kann zunächst die Aktion planen und aus der Ausrüstung Materialien in einem bestimmten Wert aussuchen. Je nach Szenario gibt es außerdem bestimmte Ausrüstung gratis hinzu – Cagliostro würde sich nicht richtig anfühlen ohne den berühmten Fiat 500 Lupins, auch wenn es hier keine Klippe gibt, an der man wie ein Steilwandfahrer auf dem Rummel hochfahren könnte.
In jeder Runde zieht zunächst Zenigata, dann die Gang (in der Reihenfolge, die die Gang für gut hält), anschließend kommen Ereignisse, die das Szenario bestimmt. Am Ende der Runde wird dann überprüft, ob sich jemand des Schatzes bemächtigen kann, und der Rundenzähler wird weitergesetzt.
Wer seinen Charakter zieht, kann zunächst eine bestimmte Anzahl Felder weit ziehen, wobei das Gelände diese Bewegung beeinflussen kann – im Wald ist man weitgehend unsichtbar, Mauern kann man nicht überqueren, Wasser erfordert ein Boot, durch Gebäude kann man sich von einer Türe zur anderen teleportieren, oder auf diese klettern. Nach der Bewegung können alle schießen, die Polizisten können Gangmitglieder verhaften, und Polizisten können ausgeschaltet werden. Auch können die Gangmitglieder während ihres Zuges Ausrüstung verwenden und/oder Missionskarten spielen.
Nach den Zügen gibt es Ereignisse, die durch das Szenario bestimmt werden. So fährt in Lugano ein Linienbus, in dem Gangmitglieder mitfahren können, wenn sie denn wollen.
Der Schatz ist meistens an einer von mehreren Stellen versteckt, wobei niemand – auch Inspektor Zenigata nicht – weiß, wo. Es liegen Marker aus, von denen nur einer den Schatz zeigt. Wenn am Ende des Zuges ein Gangmitglied sich dort befindet, wo ein Schatzmarker liegt, kann er diesen an sich nehmen und im Geheimen ansehen.
Das Szenario endet nach einer bestimmten Anzahl von Runden, die vom Szenario abhängig sind. Wenn die Gang in dieser Zeit mit dem Schatz entkommen ist, gewinnen die Gangmitglieder gemeinsam – Fujiko nur, wenn sie Lupin nicht betrügen sollte. Wenn Fujiko eine Betrugskarte hat, gewinnt sie nur, wenn sie selbst mit dem Schatz entkommt. Zenigata gewinnt, wenn es ihm gelingt, alle anderen zu verhaften. Ansonsten ist es ein Unentschieden – und das ist bei diesem Spiel gar nicht einmal selten.
Die Szenarios unterscheiden sich in den Details. So gibt es in Lugano, wie gesagt, den Bus, in dem sich Gangmitglieder verstecken können. In Cagliostro beginnt Fujiko als Verräterin und hat die Chance, sich über eine Karte auf eine der beiden Seiten zu schlagen; außerdem steht hier ein Teil der Karte (noch immer, wer den Film gesehen hat, weiß wieso) unter Wasser, was die Suche nach römischen Münzen behindert. In Stonehenge dahingegen ist Fujiko gegen alle Verratsambitionen immun – diese Missionskarten werden hier ignoriert.
Die einzelnen Missionen beschränken sich (notgedrungen) auf den Ablauf der Raubzüge, würden also vom Stil her fast schon besser zur ersten Animeserie (grünes Jackett) passen. Dennoch hat man nicht das Gefühl, dass das Thema Lupin III. hier über ein bereits bestehendes Thema gelegt wurde, dafür sind zu viele Details der Vorlage liebevoll umgesetzt worden.
Da die Szenarien asymmetrisch sind (sein müssen), ist natürlich immer die Frage, wie ausgewogen sie sind. Hier hatte ich das Gefühl, dass Burma am stärksten pro Zenigata gewichtet wurde, Stonehenge am stärksten pro Gang. Für meinen Geschmack gibt es zu viele Karten, die Fujiko zur Verräterin machen (4 von 15, wenn man zwei Karten zu Spielbeginn zieht, ist die Wahrscheinlichkeit beinahe 50% – 47,52 Prozent, wenn ich richtig rechne), was dem Spieler Fujikos in Lugano einen leichten Vorteil verschafft. Am ausgewogensten scheint Cagliostro – aber das ist auch das Szenario mit den meisten Unentschieden.
Das Spiel hat natürlich Fans der Manga und Anime von Monkey Punch als Hauptzielgruppe – und diese Fans werden sicherlich auch nicht enttäuscht werden. Aber auch dem Vielspieler werden die Szenarios Spaß machen – und sogar der Gelegenheitsspieler wird die gute anderthalbe Stunde (eine Stunde, wie in der Regel angegeben, dürfte ziemlich knapp geschätzt sein; wir haben es jedenfalls nie so schnell geschafft, wenn der Schatz nicht gleich mit dem ersten Marker entdeckt worden war) eher kürzer vorkommen. Und hat es jedenfalls sehr gut gefallen – und es ist auch eines der wenigen Spiele, die meine Tester-Runde hin und wieder dazwischen schiebt, statt ein neues Spiel anzutesten … das will etwas heißen!
Hersteller | Ghenos Games |
Autor | Pierluigi Frumusa |
Spieler | 2-5 |
Denken | 7 |
Glück | 5 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 39,90 (Basisspiel) / 25 € (1st expansion) |
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[…] ist wie auch das bereits rezensierte Lupin III nicht das, was man in Deutschland als ein ‘typisches Ghenos-Spiel’ bezeichnen würde. […]