Schummeln erwünscht

mogelmotteMogel Motte

Dieses Jahr gab es beim Deutschen Spielepreis (nicht zu verwechseln mit dem Kritikerpreis Spiel des Jahres) ein Familienfest: während die Eltern Inka und Markus Brand mit dem Spiel-des-Jahres-Preisträger Village auch beim Publikum den ersten Platz machten, schafften ihre Kinder Emely und Lukas dasselbe beim Deutschen Kinderspiel-Preis. Letzterer Preis scheint inzwischen ein wenig ein "Brand-Preis“ zu sein, denn voriges Jahr waren die Preisträger … die Eltern (Monster-Falle).

Verlegt wurde das Spiel des Nachwuchses bei Drei Magier Spiele, die ja für ihre Kinderspiele bekannt sind – und die Verwendung von Insekten, die manche eklig finden – Motten, Wanzen, Mücken und (unverständlicherweise) auch Kakerlaken. Motten, Wanzen, Kakerlaken, Ameisen und Mücken bilden auch das "Personal“ des Spiels Mogel Motte (Laut verlagseigener Webseite mit Leer Zeichen im Namen)

In der kleinen Schachtel findet man

  • 20 Aktionskarten (je 5 × Spinne, Mücke, Kakerlake, Ameise)
  • 43 Zahlenkarten (leeres Zimmer mit einer Lampe)
  • 8 Mogelmotten-Karten
  • 1 Karte Wächter-Wanze
  • die Spielanleitung in Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Italienisch

Die Karten haben durchschnittliche Qualität, was bei diesem Spiel ein wenig schade ist, weil sie gerade bei jüngeren Spielern ziemlich leiden können. Es wäre zwar deutlich teurer geworden, aber diesem Spiel hätten möglicherweise Plastikkarten gutgetan. Das Design entspricht dem typischen Insekten-Design der Drei-Magier-Spiele. Die Karten (sowohl Aktionskarten wie Zahlenkarten, und auch die Mogel-Motten) tragen Zahlen von 1-5.

Die Regeln kann man bei Drei Magier Spiele herunterladen. Unser Exemplar der Regeln war fehlproduziert: Der Bogen mit den Seiten 7, 8, 25 und 26 war nicht eingeheftet, und lag lose ein…

Jeder Spieler erhält acht Karten, außerdem erhält der älteste die Wächter-Wanze, die offen ausgelegt wird. Dann wir eine Karte aufgedeckt, und reihum legen die Spieler Karten ab. Dabei darf eine abgelegte Karte nur eine Zahl zeigen, die entweder 1 höher oder 1 kleiner ist als die ausliegende Zahl. Allerdings: nur der Spieler mit der Wächter-Wanze darf eine Motte auf den Ablagestapel legen. Wer nichts legen kann, muss eine Karte vom Nachziehstapel nehmen.

Die Aktionskarten führen zu Aktionen. Wer eine Spinne ablegt, darf eine Handkarte an einen Mitspieler verschenken. Bei einer Mücke schlagen alle Spieler mit der flachen Hand auf die Mücke – der langsamste Spieler erhält eine Handkarte vom schnellsten Spieler geschenkt. Auf eine Kakerlake versuchen alle Spieler, eine Zahlenkarte mit demselben Wert zu legen – der schnellste Spieler darf sie liegen lassen. Bei einer Ameise müssen alle anderen Spieler eine Karte nachziehen. Achtung: auch bei all diesen Aktionen darf keine Motte gelegt / verschenkt werden.

Wie wird man also die Motten los (oder auch andere Karten) – vor allem, wenn man nicht gerade die Wächter-Wanze vor sich liegen hat und Motten auf den Ablagestapel legen darf? Nun, dafür muss – und darf – man schummeln. Wie man genau schummelt – ob man eine Karte im Ärmel verschwinden lässt, unter den Tisch wirft, unter der Tischdecke versteckt, oder was auch immer man tut, ist einem frei überlassen. Es gibt aber ein paar Sachen, an die man sich halten muss.

So darf man immer nur eine einzelne Karte auf einmal wegschummeln, und die Kartenhand muss ständig über dem Spieltisch bleiben. Die letzte Handkarte darf man nicht verschwinden lassen – und wenn jemand verdächtigt oder erwischt wird, müssen alle weiteren Mogelversuche stoppen, bis die Anschuldigung aufgeklärt wurde.

Einen Mogler beschuldigen darf nämlich nur der Spieler mit der Wächter-Wanze, der dafür selber nicht mogeln darf – und andere verpetzen ist ebenfalls verpönt. Natürlich wir erwartet, dass jemand, der erwischt wurde, das auch zugibt. Wenn man zurecht beschuldigt wurde, muss man die Karte zurücknehmen, erhält vom Wächter-Spieler eine Handkarte – und die Wächter-Wanze. Wenn man zu unrecht beschuldigt wurde, erhält der Spieler mit der Wanze eine zusätzliche Karte und behält die Wächter-Wanze.

Ziel des Spiels ist, wie bei Mau mau als erster alle Karten losgeworden zu sein. Jeder, der dann noch Karten hat, erhält für jede Zahlenkarte einen (Minus-)Punkt, für jede Aktionskarte 5 und für jede Mogelmotte sogar 10. Wer die wenigsten Punkte hat, wenn x Runden gespielt wurden (es wird empfohlen, so viele Runden wie Spieler teilnehmen, aber das dürfte frei wählbar sein…).

Wichtig ist natürlich in erster Linie, die Motten los zu werden. Und da man diese nur wegschummeln kann, muss man ständig neben dem Ablagestapel auch den Spieler mit der Wanze im Auge behalten: Schaut er mich gerade an? Kriegt er mit, dass ich gerade… Oder sollte ich es besser lassen? Am ehesten hat man noch Gelegenheit, wenn eine Aktionskarte gespielt wurde, weil dann auf dem Tisch sowieso Chaos ausbricht. Und da mehr Spieler auch mehr Chaos bedeuten, wird das Spiel auch umso besser, je mehr Spieler mitspielen – man kann es auch noch zu sechst spielen, aber dann kommt man so langsam an das Ende der Karten, wenn man nicht noch ein zweites Spiel hinzupackt (was gar nicht schwierig ist). Nur die Wächter-Wanze sollte ein Einzelexemplar bleiben.

Verkauft wird das ganze als Kinderspiel, aber wie die meisten der Insekten-Spiele von Drei Magier ist auch Mogel Motte für Erwachsene ebenso gut geeignet, und sogar für gemischte Runden von Eltern mit Kindern. Es ist auch gut möglich, Viel- und Gelegenheitsspieler hierbei an einen Tisch zu setzen, ohne dass der eine sich über- oder der andere unterfordert fühlt. Auch als Geschenk ist es hervorragend geeignet.

Hersteller Drei Magier Spiele
Autor Emely und Lukas Brand
Künstler Rolf Vogt
Spieler 3-5
Denken 2
Glück 6
Geschicklichkeit 8
Preis ca. 9,50 (uVP)

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Mogel Motte bei Spiele-Offensive.de

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