Dr. Who Card Game
Was ist die längstlaufende Science-Fiction-Fernsehserie? Wer jetzt sagt Star Trek, und dabei die Originalserie, die Zeichentrickserie, Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und Enterprise rechnet, irrt dennoch. Doctor Who läuft bereits seit 1963 (Star Trek erst seit 1966), und in Continuity ist es immer noch dieselbe Serie, mit demselben Charakter als Hauptperson, auch wenn mittlerweile eine ganze Reihe Schauspieler die Rolle übernommen haben. Die einzige Rolle, die älter ist und ebenfalls viele Schauspieler in derselben Rolle kennt, ist James Bond, der 1954 zum ersten Mal verfilmt wurde (1962 der erste Kinofilm).
In Deutschland ist der Doctor leider ziemlich unbekannt, auch wenn manche sich an einzelne Episoden erinnern können. Das große Fandom war ihm aber eigentlich nur in Großbritannien beschieden, wo Gerüchten zufolge sogar eine Erhebung in den Adelsstand in Einzelfällen von der Einstellung des Kandidaten zu Doctor Who abhängen kann (siehe den letzten Absatz). Dennoch ist in ausgesuchten Quellen (zum Beispiel beim F-Shop) auch das Doctor Who Card Game zu erhalten.
Die Schachtel zeigt unter dem neuesten Logo eine TARDIS – keine Telefonzelle, wie immer wieder kolportiert wird, sondern eine Polizeibox. In diesen konnten Englische Polizisten Kleinverbrecher zeitweise festsetzen, bis sie von der Wache aus abgeholt werden konnten, und an der Außenseite gab es ein Telefon, das direkt mit der Wache verbinden war – für Notrufe und damit der Bobby sich regelmäßig auf der Wache melden konnte. In der Schachtel – die innen nicht größer ist als außen – findet man
- 127 Spielkarten (Freunde, Feinde, Tools…)
- vier Startortkarten
- eine Spielendekarte
- 30 Zeitmarker
- je fünf TARDIS- und fünf Dalek-Markers pro Spieler
- das Regelheft
- eine Kurzübersicht über die Regeln
Die Karten haben ganz akzeptabele Qualität, die Marker sitzen in Stanzbögen, aus denen sie sich aber leicht herausdrücken lassen – ein winziges bisschen zu leicht, denn ich fand zwei bereits lose im der Dose liegend. Die Regeln, eine FAQ und noch ein paar andere Sachen kann man bei Boardgamegeek auch herunterladen – eine deutsche Regel ist aber auch da leider nicht dabei.
Die Karten zeigen Bilder, die wie Fotos aus der Serie oder wie Promo-Fotos wirken, aber laut Hersteller nach Originalen gemalt sind. Dem Whovianer werden die Illustrationen sehr gut gefallen. Aber auch für nicht-Whovianer sind die Bilder deutlich und stimmungsvoll.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler einen Startort, die Dalek- und Tardis-Marker einer Farbe und Handkarten. Startspieler ist der Spieler mit dem Startort mit der höchsten Nummer; der Spieler zu seiner Rechten erhält zwei Karten, alle anderen fünf (wenn der Spieler mit nur zwei Karten am Zug ist, hat er auch fünf in der Hand…)
Die Spielende-Karte kommt in das unterste Stück des Decks und zeigt an, wann das Spiel zu Ende geht (es gibt aber noch weitere Spielende-Bedingungen)
Wer am Zug ist darf/muss Karten aus der Hand spielen, bis er noch genau drei Karten hat: Diese muss man an den rechten Nachbarn weitergeben. Danach zieht man zwei neue Karten, und der linke Nachbar ist dran – und gibt einem am Ende seines Zuges wiederum drei weitere Karten.
Was kann man mit den Karten machen? Orte kann man ausspielen, in die eigene Reihe neben den Startort. Ein Ort gibt einem Spieler zum einen Zeitpunkte (sofort), zum anderen auch Siegpunkte (am Ende des Spiels). Verteidiger (der Doctor, Amy Pond, Rory und River Soong) kann man verdeckt auf einen Ort legen um ihn gegen Angreifer zu verteidigen. Angreifer (zum Beispiel Daleks, Cybermen, Weinende Engel etc.) können entsprechend auf feindliche Orte gelegt werden um diese anzugreifen – diese Angriffe werden mit einem Tardis-Marker markiert. Unterstützungskarten (Tools, Verbündete wie K-9 etc.) können ausgespielt werden, wobei auf der Karte steht, welchen Effekt sie genau hat. Außerdem kann man bis zu zwei Karten in die persönliche "Reserve“ spielen – diese zählen nicht zu den Handkarten, können aber jederzeit während des Zuges wieder aufgenommen werden. Außerdem kann man eine oder zwei Karten für je einen Zeitpunkt abwerfen, und man kann für fünf Zeitpunkte eine Karte zusätzlich ziehen.
Wenn an einem Ort bereits Angreifer eines Spielers liegen, können andere Spieler den Ort nicht mehr angreifen. Es bleibt an einem Ort also immer ein Duell zwischen zwei Spielern. Sobald aber Angreifer und Verteidiger an einem Ort zusammenkommen, werden sie aufgedeckt, und die stärkere Seite gewinnt. Wenn der Verteidiger gewinnt, kommen alle Karten in die Ablage, und ein TARDIS-Marker kommt auf den Ort – dieser muss zunächst "weggearbeitet“ werden, bevor der Ort wieder angegriffen werden kann. Wenn der Angreifer gewinnt, muss er Karten ablegen, die der Stärke der Verteidiger so nahe wie möglich kommen, ohne sie zu übersteigen.
Durch Nachkaufen, Reserve und Karteneffekte (vor allem Rory) ist es möglich, dass man mehr oder weniger als genau zwei Karten spielen kann – aber drei Karten muss man am Ende des Zuges auf jeden Fall weitergeben. Und das kann ein Problem sein, wenn man aus bestimmten Gründen eine Karte spielen will, aber eine andere nicht abgeben will – hier muss man manchmal schwierige Entscheidungen treffen.
Das Spiel geht zu Ende, wenn die Spielende-Karte auftaucht, oder wenn jemand alle fünf TARDIS- oder alle fünf Dalek-Marker ausliegen hat, wenn der Zug beginnt. In letzterem Fall endet das Spiel sofort. Wenn die Spielende-Karte auftaucht, beendet man seinen Zug normal, gibt die drei Karten nach rechts, und zieht fünf Karten. Dann darf jeder Spieler noch einmal aktiv werden, beginnend mit dem Spieler zur Linken des Spielers, der die Karte gefunden hat. Ab dann darf man nur noch genau eine Aktion machen, wenn man am Zug ist, oder freiwillig passen, obwohl man noch eine Karte spielen könnte. Das Spiel endet aber, wenn es bei einem Spieler ankommt, der nichts mehr spielen kann, weil er weder Handkarten noch genug Zeitpunkte hat um noch eine Karte zu kaufen.
Am Ende zählt man Siegpunkte zusammen: alle eigenen Orte, die nicht unter Angriff stehen, alle fremden Orte, die man selber angreift (mit einem Dalek markiert hat). Wer die meisten Punkte hat, hat gewonnen – bei Gleichstand teilen sich Spieler in den Sieg.
Der Mechanismus, dass man Karten weitergeben muss (und zwar gemittelt mehr als die halbe Hand), ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Auch ergibt sich hierdurch, dass das Spiel ziemlich sprunghaft ist – in der einen Runde ist man ganz weit vorne, in der nächsten findet man sich schon ziemlich am Ende des Feldes wieder. Glück spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei diesem Spiel – aber auch ein wenig Planung und Bluff. Hat der andere da starke Verteidiger auf seinen Ort gelegt, oder kann ich sie mit meinen Angreifern fertig machen? Und kriege ich die Angreifer auf meinem Ort mit meinen Handkarten wieder zumindest teilweise runter?
Ein Vielspieler wird das Spiel etwas zu chaotisch finden, als Familienspiel dürfte es aber hervorragend geeignet sein, auch wenn man selber nicht viel mit dem Doctor anfangen kann.
Hersteller | Treefrog Games und Cubicle 7 |
Autor | Martin Wallace |
Spieler | 3-4 |
Denken | 6 |
Glück | 7 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 27 € |
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