Börsenhaie

profitMaking Profit: The Board Game

In unserer lockeren Reihe "Spiele aus anderen Ländern, die man nicht als spieleproduzierende Länder kennt“ wenden wir uns diesmal Estland zu, dem Nachbarn Lettlands, wo ja die Brain Games beheimatet sind. Aus Estland kommt ein Verlag unter dem Namen 2d6, was aber nicht auf einen Rollenspielverlag hinweist.

Auf der Spiel präsentierte der Verlag auf jeden Fall mit Making Profit: The Board Game ein Kartenspiel(!) um Firmen, Aktien, Produktion, Kaufen und Verkaufen. Jeder Spieler, der Börsen-Spiele (nicht nur das Spiel mit diesem Namen, sondern das Genre) mag, dürfte sich hierfür interessieren.

Die Schachtel ist ungewöhnlich: während die Oberseite (siehe Illustration) eher unauffällig ist, sind die Seiten gelb-schwarz gestreift, wie das Absperrband an einer Unfallstelle. Man findet es auf jeden Fall leicht im Spieleregal wieder, obwohl auf den Seiten gar kein Text steht. In der Schachtel findet man dann:

  • 84 Fabrikkarten (auch Ressourcenkarten genannt)
  • 12 Übersichtskarten
  • 60 Aktien-Karten (je 10 in 6 Farben)
  • 6 Plastikhäuser (Firmen)
  • je 15 Pokerchips in rot, gelb, blau und grün
  • die Spielregel in Englisch, Finnisch, Russisch und wahrscheinlich Estnisch

Die Pokerchips sind die ganz leichte Version mit rauhen Rändern zum Stapeln, auf ihnen stehen jeweils noch Wertzahlen – sie dienen als Geld. Die Karten sind einfache Qualität, nicht einmal plastifiziert – nach den ersten drei, vier Runden begannen bei mir bereits die ersten Flecken. Dahingegen sind die Plastikhäuser groß und schwer.

Die Regeln kann man auch von der Webseite des Herstellers herunterladen (PDF).

Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler eine Fabriksfigur, zwei Aktien der entsprechenden Firma und zwei Fabrikkarten. Letztere zeigen verschiedene Maschinen und je einen Bonus für die Firma, in Höhe von 1 oder 2 Ressourcenkarten oder 1 oder 2 Dollar Dividende.

Wer am Zug ist, darf zwei Aktionen durchführen. Er kann hierfür aus 5 Optionen wählen, und auch dieselbe Option zweimal wählen: Aktie kaufen, Aktien verkaufen, Fabrik ausbauen, Fabrik arbeiten lassen oder Ressourcen verkaufen.

Aktie kaufen heißt, dass man genau eine Aktie einer Firma kaufen kann, wobei man in eine beliebige der im Spiel befindlichen Firmen investieren kann. Allerdings scheinen es Vorzugsaktien ohne Stimmrecht zu sein: Das Firmeneigentum geht nicht einmal verloren, wenn jemand alle Aktien seiner eigenen Firma verkauft hat. Der Kaufpreis ist gleich der Ausbaustufe (Anzahl der Fabrikkarten) der Fabrik, mindestens aber 2 Dollar. Der Eigentümer der Firma erhält das Geld nicht (das geht an die Bank), sondern eine Fabrikkarte (also auch keine Aktie).

Aktien verkaufen heißt nicht von ungefähr so, mit dem Begriff im Plural: man kann in einer Aktion beliebig viele Aktien verkaufen, und erhält als Gegenwert so viele Dollar wie die Fabrik Ausbaustufen hat, aber ohne Untergrenze. Dieser Verkauf lohnt sich also erst ab drei Fabrikkarten – oder wenn man den Eigentümer einer Firma ärgern kann: der muss nämlich so viele Fabrikkarten aus der Hand ablegen wie Aktien verkauft wurden – und muss die Ressourcen der Fabrik verkaufen, wenn er nicht genug Handkarten hat.

Man kann auch seine eigene Fabrik ausbauen, indem man entsprechend eine einzelne Fabrikkarte an die Firma anlegt. Dies bedeutet, dass die Fabrik in der Produktion mehr produzieren wird.

Eine Produktion bedeutet nämlich, dass die Fabrik entsprechend der anliegenden Karten Geld und Fabrikkarten produziert. Geldbeträge werden aufsummiert und pro Aktie ausgeschüttet (Fabrikkarten im Wert von 6 Dollar und drei Aktien bedeuten also eine Gesamtausschüttung von 18 Dollar). Extrakarten erhält dahingegen nur der Eigentümer der Fabrik.

Zu guterletzt kann man auch noch, wenn man unbedingt Geld benötigt, in einer Aktion einmal drei Fabrikkarten für 10 Dollar an die Bank verkaufen. Dies lohnt allerdings so gut wie nie.

Das Spiel endet, wenn entweder eine Fabrik die zehnte Ausbaustufe erreicht, oder wenn eine ganze Runde lang (von Spieler X bis Spieler X) keine einzige Fabrik ausgebaut wurde. Die Runde wird dann noch bis zum Startspieler abgeschlossen. Anschließend werden alle Aktienwerte und das Bargeld eines Spielers zusammengezählt – der reichste Spieler gewinnt.

Als Spiel ist es eine ziemlich einfache Version eines Börsenspiels, ganz gut geeignet als Einstieg für Spieler, die sich noch nicht mit diesem Genre auskennen und es einmal ausprobieren wollen. Erfahrene Börsianer wird es eher weniger reizen können.

Auch ist es durch die unterschiedliche Effektivität der Fabrikkarten recht glücksabhängig – die Karten, die dem Fabrikseigentümer Extrakarten geben, sind recht schwach, verglichen mit den Karten, die den finanziellen Ertrag der Fabriken erhöhen. Und auch der Unterschied zwischen +1 und +2 ist ziemlich heftig. Wenn man also beim Spielstart Pech hat, ist man bereits durch die ersten Handkarten stark im Rückstand – und Rückstände haben bei diesem Spiel die Angewohnheit sich aufzuschaukeln. Einen Rückstand einholen ist extrem schwer.

Hersteller 2D6
Autor Aigar Alaveer
Spieler 3-6 (am besten mit 3-4)
Denken 5
Glück 8
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 24 €

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