Evolution – The Origin of Species
Russland hat in den letzten Jahren eine Menge interessanter Spiele herausgebracht, von verschiedensten Herausgebern. Diese reichen über das ganze Spektrum, von kleinen Glücksspielen bis hin zu großen strategischen Knallern. Leider ist diese Gegend der Welt – wie auch so manche andere – für deutsche Spieler nicht so "auf dem Radar“, was in manchen Fällen einfach schade ist. Deutschland ist hingegen für die russischen Herausgeber sehr wohl ein interessanter Markt.
Deshalb hat auch der russische Verlag Rightgames bechlossen. mit der RBG GbR (Russian Board Games) eine Gesellschaft speziell für die Vermarktung russischer Spiele in Deutschland und der EU aufzurichten. Das hat auch schon erste Erfolge gezeitigt: für das Spiel Evolution – The Origin of Species gibt es einen Deutschen Vertrieb.
Die Schachtel kommt unaufdringlich-nett daher: eine kleine Schachtel in Grüntönen, auf dem Deckel neben dem Namen und einem roten Logo sieht man nur eine Silhouette eines Geckos. In der Schachtel sieht es ähnlich nüchtern aus:
- 84 Karten
- 25 Nahrungsmarker
- 2 Würfel
- die Spielregel in Deutsch, Englisch und Französisch
Die Würfel sind ganz einfache W6, die Nahrungschips gelbe, blaue und rote Plastikchips mit 115 mm Durchmesser, also ziemlich klein. Die Karten haben normale Qualität, auf der Rückseite zeigen sie den Gecko des Titelbildes, auf der Vorderseite eine oder zwei Eigenschaften, die den Tieren das Überleben vereinfachen sollen. Alles nüchtern-einfach gehalten, aber zweckmäßig. Die Chips stecken in einer winzigen Ziplock-Tüte, für die Karten wird eine große mitgeliefert.
Die Regeln kann man auch von der Webseite des Herstellers herunterladen.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler sechs Karten, der Rest bildet den Zugstapel. Wer Startspieler ist, wird zufällig besitmmt.
Jeder Zug besteht aus vier Phasen, wobei in einer Phase jeder Spieler ein- oder mehrmals an die Reihe kommt. Wenn alle vier Phasen vorbei sind, wird der jeweils links vom Startspieler sitzende Spieler zum neuen Startspieler, der in den Phasen jeweils als erster agieren darf.
In der ersten Phase entwickeln sich die Tiere. In dieser Phase kann man Karten von der Hand auf dem Tisch auslegen, beginnend mit dem Startspieler reihum immer eine Karte, wobei ein Spieler, der weder ein neues Tier noch eine neue Eigenschaft ins Spiel bringen kann, auch passen kann und sich damit für die komplette Entwicklungsrunde verabschiedet. Die Phase endet, wenn alle Spieler gepasst haben.
Eine Karte kann als neues Tier (mit dem Gecko nach oben) oder als Modifikation gespielt werden; so kann ein Tier beispielsweise Tarnung erwerben, Winterschlaf oder Scharfsichtigkeit, aber es können auch zwei Tierarten zusammenarbeiten, kommunizieren oder lernen in Symbiose zu leben. Hierfür dienen die Eigenschaften auf der Vorderseite der Karten. Schlechte Eigenschaften (im Basisspiel nur der Parasit: erhöht den Nahrungsbedarf um 2 Punkte) können auch den Tieren der Mitspieler angehängt werden.
Nach der Entwicklung wird bestimmt, wie viel Futter zur Verfügung steht.Hierfür wird gewürfelt; der Wurf ist abhängig von der Spieleranzahl. Die entsprechende Zahl roter Chips kommt als Futterbasis auf den Tisch.
Nun kommt es zur Fütterung – nicht nur der Raubtiere. Wieder reihum nehmen die Spieler je eine Marke aus dem Vorrat… wenn nicht Fähigkeiten dies beeinflussen. So erhalten Kooperationspartner immer paarweise Nahrungschips – der zweite ist auf jeden Fall ein blauer, auch wenn der erste rot ist. Hierbei kann ein Tier nur so lange Nahrung erhalten, bis es satt ist – manche Eigenschaften erhöhen den Nahrungsbedarf eines Tieres. Ein sattes Tier kann nur dann noch Nahrung aufnehmen, wenn es einen Fettspeicher anlegen darf und diesen noch nicht gefüllt hat. Auch ist in dieser Phase der Einsatz für Raubtiere, die die Tiere der Mitspieler überfallen können.
Der Zug endet mit der Aussterben-Phase, in der alle Tiere, die noch hungrig sind, weil sie nicht genug Nahrung erhalten haben, aussterben. Hierbei gehen dann auch die Eigenschaften verloren. Nun gibt es neue Karten: Reihum erhält jeder Spieler eine Karte, bis er zwei Karten hat plus die Anzahl der Tiere des Spielers, die noch leben. Nur wer weder Handkarten noch Tiere auf dem Tisch hat, erhält sechs statt zwei Karten. Dann beginnt der nächste Zug mit einem neuen Startspieler.
Irgendwann geht der Nachzugstapel zur Neige, dann beginnt der letzte Zug, bevor das Spiel endet. Es gibt dann 2 Punkte für jedes lebende Tier, einen Punkt für jede Eigenschaft der lebenden Tiere, zusätzliche Punkte für Eigenschaften, die Tieren zusätzlichen Nahrungsbedarf bescheren. Hier wird man dann plötzlich auch für den Parasiten dankbar, denn die Karte bringt insgesamt gleich drei Siegpunkte.
Wer mit mehr Spielern spielen will, kann wahlweise ein zweites Basisspiel kaufen und mit bis zu 8 Spielern spielen, oder mit der Erweiterung Time to Fly zusätzliche Eigenschaften erwerben und mit bis zu sechs Spielern spielen.
Es klingt, wenn man es so durchliest, wie ein eher glücksbasiertes Spiel, weil die zur Verfügung stehenden Eigenschaften natürlich stark vom Glück abhängen. Dennoch kann man mit den Karten sehr widerstandsfähige Tiere erschaffen – die dann den Raubtieren zum Opfer fallen, wogegen man dann wieder… Die Taktiken sind manchmal nicht ganz einfach zu durchschauen – das Regelheft gibt ein Beispiel, wie man durch geschickte Wahl der Reihenfolge, in der man seine Tiere füttert, die anderen Spieler ärgern kann.
Wer meint, dass die Zuteilung von Eigenschaften etwas künstlich und zufällig daherkommt, wird überrascht sein, dass der Autor des Spiels selbst – sein Titel kandidat nauk entspricht in etwa dem deutschen Dr. rer. nat. – Biologe ist und das Spiel auch entwickelt hat um die Basiskonzepte der Evolution zu verdeutlichen.
Evolution ist ein sehr schönes Spiel, das uns trotz des eher nordisch-unterkühlten Designs sehr gut gefallen hat. Und der Preis, den man beim Importeur/Vertrieb zahlt, ist auch deutlich akzeptabler als die 40+ Euro, die voriges Jahr beim Import anfielen, bevor der Importeur aktiv wurde.
Hersteller | Right Games / Russian Board games |
Autor | Dmitry Knorre, Ph.D. |
Spieler | 2-4 (6 mit Erweiterung, 8 mit zwei Basisspielen) |
Denken | 8 |
Glück | 6 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 20 € (Basisspiel), 18 US-$ (Time to Fly) |
Evolution bei Somnium Games – hier gibt es bislang nur das Basisspiel.
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