Khitan
Envie de Jouer ist ein Verlag, der im französischen Clermont-Ferrand beheimatet ist. Dies wiederum liegt im Département Puy-de-Dôme (Kennzeichen dieses Départements endeten bis Ende 2009 auf "63″, jetzt findet man diese Kennzeichnung rechts neben der Nummer), mitten in der Auvergne. Eigentümerin ist Laurence Alsac, die zuerst mehrere eigene Spiele veröffentlichte, wie Octoverso oder Qamoki.
Khitan, das den "Prix Ludix“ 2011 erhielt, stammt nicht von ihr selbst, sondern ist das erste "externe“ Spiel, wenn auch der Erfinder ebenfalls aus der Auvergne stammt.
In der Schachtel findet man folgende Teile:
- ein sechseckiges Spielbrett mit Sechseckfeldern
- zweimal sechzehn Spielsteine (Pappscheiben)
- die Spielregel
Die Spielregel ist ein kleines Heft, mit den Regeln in Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Portugiesisch und Schwedisch. Neben der eigentlichen Regel (die auf einer einzelnen Seite Platz findet) gibt es noch zwei Seiten mit illustrierenden Fotos. Man kann sie sich auch auf der Webseite des Herausgebers herunterladen.
Die Spielsteine muss man erst aus Stanzbögen herausdrücken, was aber leicht von der Hand geht. Die Steine zeigen auf beiden Seiten dasselbe Muster: sechs verschiedene Farbmarkierungen auf den sechs Seiten, und ein runder Punkt in der Mitte in Schwarz oder Weiß. Von oben betrachtet, erinnern die Steine ein wenig an die UFOs aus der alten Fernsehserie U.F.O. aus dem Haus Anderson (der auch die Thunderbirds entwickelt hatte), nur dass diese UFOs sich nicht ständig drehen und auch nicht mit unförmigen Bomben angeschossen werden müssen.
Die Papp-Plättchen wirken vielleicht im ersten Augenblick langweilig – bei Eurogames würde man in der Regel etwas mehr erwarten -, aber durch den Spielmechanismus sind sie eindeutig die perfekte Wahl für die Spielsteine.
Die Spielregel ist ziemlich einfach. Nach dem Aufbau von je zehn Spielsteinen auf beiden Seiten – wobei auch die Ausrichtung der UFOs vorgegeben ist -, ziehen die Spieler abwechselnd mit ihren UFOs, mit dem Ziel die UFOs der Gegenseite abzuschießen.
Allerdings werden die Spielsteine nicht einfach bewegt, sondern über eine ihrer sechs Seiten gekippt. Hierdurch ändert sich automatisch auch die Ausrichtung der sechs Farbseiten, mit denen man gegebenenfalls auf UFOs des Gegners zielt. Hier erklärt sich auch die Form: dickere Spielsteine oder gar dreidimensional modellierte Steine würden sich bei weitem nicht so gut und vernünftig kippen lassen.
Dieses Zielen an sich ist noch nicht schlimm, aber erst wenn man mit einer Farbseite auf eine gleiche Farbseite des Gegners zielt, hat man einen Treffer erzielt und darf den gegnerischen Spielstein schlagen. Dies darf aber nur geschehen, wenn die Ausrichtung erst durch den Zug zustande gekommen ist, sei es, weil man einen Spielstein in die richtige Position kippt, sei es, dass man einen Spielstein aus dem Weg zieht und so die Verbindung öffnet. Man kann auch mehrere Spielsteine gleichzeitig schlagen – sowohl, indem man in mehreren Richtungen mit den richtigen Farben zielt, als auch, wenn mehrere Spielsteine des Gegners in der gleichen Ausrichtung hintereinander stehen und damit gemeinsam sozusagen aufgespießt werden.
Für fortgeschrittene Spieler gibt es noch Regeln, mit denen man geschlagene Steine als eigene ins Spiel bringen kann, oder bei denen man Reserve-UFOs ins Spiel bringen kann.
Die Richtungen der Farben verändern sich durch das Kippen der Steine ständig, und auch die Reihenfolge, in der man die Steine kippt, um eine bestimmte Position zu erreichen, ist wichtig. Das räumliche Vorstellungsvermögen wird beim Kippen – vor allem beim Planen von mehr als zwei, drei Zügen im Voraus – auf eine harte Probe gestellt. Hierbei hilft es auch nicht, dass in vielen Fällen eine Bedrohung eines Steines (Angriffsmöglichkeit durch Kippen in eine andere Reihe) abgewehrt werden kann, indem man den bedrohten Stein selber in die Reihe des bedrohenden Steines kippt. Entsprechende Planungen, wie man mehrere feindliche Steine auf einmal aus dem Spiel nehmen kann, sind hierdurch notwendig, aber alles andere als einfach. Der einzige Angriff, der in der Regel nicht durch einen Gegenangriff beantwortet werden kann, findet statt, wenn ein Stein aus einem Angriffsweg herauszieht und den Angriff so aufdeckt.
Khitan ist ein strategisches, abstraktes Zweipersonenspiel, das, sowohl was die Einfachheit als auch die Denkarbeit betrifft, ohne weiteres in dieselbe Kategorie fällt wie beispielsweise GIPF oder auch Splits.
Bei diesen Spielen gibt es natürlich immer die Chance, dass es eine einfache Gewinnstrategie gibt, die dem ersten oder zweiten Spieler den Sieg garantieren. Mir ist allerdings bislang keine bekannt. Und ohne eine derartige Strategie ist Khitan ein sehr interessantes Spiel, das auch zu dem Preis sehr attraktiv ist.
Wer es einfach "mal ausprobieren will, kann dies auch bei Boite a jeux tun – die Webseite kann auch Deutsch.
Hersteller | Envie de Jouer |
Autor | Ludovic Chabry |
Spieler | 2 |
Denken | 9 |
Glück | 0 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 16 € |
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