Krach um einen Kickstarter
Am Freitag habe ich ja eine Reihe Crowdfunding-Projekte vorgestellt, die um Brett-, Karten- und Rollenspiele gingen. Bei meinen Recherchen war ich auch über einen Kickstarter gestolpert, den ich nicht erwähnte, weil es hierbei um ein Computer-Rollenspiel gehen sollte. Inzwischen habe ich noch weitere Informationen gefunden, die das ganze Projekt in einem etwas seltsamen Licht zeichnen.
Ich meine hiermit vor allem diesen Thread (Achtung: einige Kommentare sind NSFW) bei NeoGAF, einem Forum zur Diskussion von Computerspielen, zu diesem Kickstarter.
In dem Kickstarter sucht eine Susan Wilson 829 Dollar, damit ihre 9-jährige Tochter auf eine RPG STEM Camp gehen kann und mit dem gelernten ein Computer-Rollenspiel programmieren. Was ja an und für sich erst einmal eine nette Idee zu sein scheint. In der (inzwischen mehr als 11-seitigen) Diskussion auf NeoGAF werden aber ein paar interessante Fragen gestellt.
Da ist zum einen die Frage, ob das Projekt nicht eigentlich gegen die Kickstarter-Regeln verstößt. Ein Kickstarter zur Finanzierung einer Fortbildung, einer Reise o.ä, ist nämlich eigentlich von den Regeln ausgeschlossen – ich persönlich finde ja schon, dass der Kickstarter von Das Spiel Steven Conway, mit dem seine Reise zu und Video-Berichte von der SPIEL in Essen letztes Jahr bezahlt wurden, am Rande des Erlaubten lagen – aber da der Kickstarter in erster Linie dafür war, die Aufnahmen zu machen und on-line zu stellen, wahrschienlich noch im Rahmen des Erlaubten lagen. Hier geht der Kickstarter in erster Linie um die Finanzierung des Camps – also einer Fortbildung.
Zum anderen wurde die für das Projekt Verantwortliche – laut Text die Mutter der Begünstigten, da diese mi 9 Jahren keinen eigenen Kickstarter eröffnen kann – wiedererkannt. Ihr Profilbild ähnelt zumindest stark einer Susan Wilson, die in Forbes als eine der 10 mächtigsten Geschäftsfrauen unserer Zeit bezeichnet wurde – angesichts der Namensgleichheit darf man wohl davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um diese handelt. Was die Kritiker natürlich fragen lässt, wieso sie ihrer Tochter das nicht selbst bezahlt – Geld genug dürfte sie wohl haben.
Außerdem wird – nicht zu Unrecht – gefragt, wieso für dieses Projekt Kickstarter verwendet wird und nicht die eigene Plattform, FundHer. Auch wenn das Geschäftsmodell von FundHer ein wenig anders ist als das von Kickstarter (bei FundHer gibt man Geld, das dnn nach Gutdünken von FundHer an Projekte und INdividuen vergeben wird, die die Rolle von Frauen als Unternehmerinnen stärken sollen – sowohl Promotions-basiert als auch in Form direkter Unterstützung von Unternehmerinnen),
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass bei einem Finanzierungsziel von 829 Dollar ein Förderungs-Level (nicht ein Stretch-Goal, sondern eine einzelne Förderungszahlung) von 10.000 Dollar möglich sein soll – und das nicht aus eine einzelne Unterstützung begrenzt. sondern auf fünf limitiert.
Einmal abgesehen von dem Kritikpunkt, dass dieser Unterstützungslevel einhergehen soll mit einer "persönlichen Entschuldigung ihrer Brüder“, die in dem Haupttext auch nicht allzu gut wegkommen.
Kickstarter hat auch deutliche Regeln dafür, welche Reklame für ein Projekt akzeptabel sist und was 'zu viel' ist. Screenshots im Thread belegen auch Reklameaktivitäten, die zumindest weit über das übliche Maß hinausgehen.
Ein 'kleiner Erfolg' des Threads war bereits, dass der Gesamtbetrag der Zusagen für das 829-$-Projekt von über 22.000$ auf ungefähr 21,5 Tsd. $ gesunken ist.
Laut Thread haben auch schon einige Leute bei Kickstarter das Projekt gemeldet als 'entspricht nicht den Richtlinien'. Mal sehen, was Kickstarter macht.
Das hört sich ja echt komisch an. Bleibst Du da dran und schreibst später mal einen Artikel, wie es ausging?