Calipha Quintus

alrashidAl-Rashid

Harun al-Rashid (oder auch ar-Rashid) war der 5. Kalif der Abbasiden und ist in der westlichen Welt vor allem bekannt als der Kalif, der in vielen der Geschichten von Tausendundeiner Nacht erwähnt wird. Historisch ist er auch und vor allem unter Muslimen umstritten, da seine Taten teilweise doch arg brutal waren und auch sein Lebenswandel nicht immer zu Jubelstürmen Anlass gab. So ließ er seinen Bruder ermorden, um selber auf den Thron zu gelangen oder auch Anatolien verwüsten. Neben seiner Tätigkeit als Kriegsherr ist er aber auch bekannt für die weitreichenden Handelsbeziehungen seines Reiches, die bis nach Franken, Indien und China reichten.

Der italienische Verlag Yemaia ist noch recht klein: Er hat erst zwei Spiele produziert. Eines davon heißt wie der Herrscher Al-Rashid, auch wenn man selber den Herrscher nicht spielt. Stattdessen spielt man eine Familie, die versucht, die Gunst des Herrschers zu erlangen.

In der Spielschachtel findet man folgende Teile:

  • ein Spielbrett
  • 48 Marker 'Titel‘
  • 16 Marker 'Kredit‘
  • 24 Marker 'Politischer Einfluss‘
  • 14 Marker 'entehrt‘
  • 140 Luxuswaren-Holzfiguren (20 Seide, 25 Gewürze, 30 Porzellan, 30 Metalle, 35 Luxushölzer)
  • 65 Spielfiguren (in jeweils fünf Farben: 3 Paschas, 4 Händler, 6 Weise)
  • 6 Holzwürfel-Marker
  • 11 Marker 'Krise‘
  • 64 Marker 'Söldner‘: je 32 in rot und blau
  • ein Regelheft auf Englisch

Das Material macht grundsätzlich einen guten Eindruck. Die Marker müssen aus Stanzbögen gedrückt werden, was aber gut von der Hand geht. Die Holzfiguren sind gut gelungen und sind auch in der Form erkennbar. Allerdings: Die Texte auf den Markern sind teilweise schlecht zu lesen, was eher am verwendeten Font als am Kontrast oder der Buchstabengröße liegt. Vor allem die Überschriften sind in einem pseudo-arabischen Font gehalten, der manchmal schwer zu entziffern ist. Dasselbe gilt für die Beschriftung des Spielbrettes: meine (niederländischen) Mitspieler lasen im ersten Augenblick statt 'Play Order' 'Play onder' (Spiele unter) und verstanden nicht, was das bedeuten sollte. Hinzu kommt, dass manche Regeln ein wenig undeutlich ausgedrückt sind.

Auch könnte die Farbgebung der Marker ein wenig deutlicher ausfallen. Die meisten Farben, anhand derer die Marker in Gruppen zu unterteilen sind, ähneln mindestens einer anderen der Farben so sehr, dass man dreimal kontrollieren sollte, ob man denn jetzt alles richtig zugeordnet hat.

Das Spielfeld ist allerdings deutlich in drei Gebiete unterteilt: die Welt, den Palast, und einen Spiel-Verwaltungs-Bereich.

Das Spiel besteht aus 5 Runden, jede Runde aus zwei Phasen, und jede Phase wiederum aus Aktionsrunden. (Ja, auch im Englischen wird hier für beide Arten Runden der Begriff 'turn' verwendet.)

In der ersten der Phasen, der 'Placement‘-Phase, setzen die Spieler reihum immer eine Spielfigur auf Felder, auf denen sie etwas tun wollen. Die Figuren sind allerdings nicht gleichwertig, und auf jedem Feld kommen nur die drei einflussreichsten Familien zum Zug. Man muss also im Auge behalten, ob die lieben Mitspieler einem eventuell ein Gebiet streitig machen. Erschwert wird das ganze noch dadurch, dass man auf jedem Feld nur einen Pascha oder einen Händler einsetzen darf, nicht beide, und auch nicht mehrere Paschas oder mehrere Händler. Nur Weise dürfen zusätzlich gesetzt werden. Natürlich sind die Weisen auch die am wenigsten einflussreichen Figuren.

Nachdem alle Figuren gesetzt wurden, kommt es zur Auflösungsphase, in der die Aktionen durchgeführt werden. Auch hierbei geht es wieder reihum, und wer an der Reihe ist, darf sich aussuchen, ob man einen (einzelnen) Titel aktivieren will, und welches Gebiet des Spielplans abgearbeitet werden soll. Man kann hierbei also auch die Planungen der Mitspieler durchkreuzen, indem man ein Gebiet vorzieht, für das der Mitspieler zusätzliche Ressourcen benötigen würde, die er eigentlich aus einem anderen Gebiet ziehen will. Das geht reihum, notfalls auch mehrfach, bis alle Gebiete abgearbeitet sind.

Was kann man jetzt alles tun? Man kann die bereits erwähnten Titel erwerben – ebenfalls bei den Gilden oder im Kalifenpalast –, die einem einen kurz- oder langfristigen Bonus auf andere Aktionen gewähren. Diese sind allerdings nur in begrenzten Stückzahlen erhältlich, so dass auch die Reihenfolge der Handelnden wichtig ist. Man kann aber auch die Dienste der verschiedenen Gilden nutzen.

In den Gilden gibt es drei mögliche Aktionen, von denen man maximal zwei ausführen kann. Neben Titelerwerb und Dienst gibt es noch die Option, den Gildenleiter um eine Gunst zu bitten, dies sollte man allerdings nicht als einziges tun, da es als wenig ehrenhaft angesehen wird, nur für eine Gunst in die Gilde zu gehen.

Die Diente der Gilden sind:

  • Mit der Intrigengilde kann man Söldnertruppen im Land inspizieren oder einen (eigenen? Die Regeln sind nicht ganz deutlich) Spielstein versetzen
  • die Militärgilde kann einem Söldner vermieten, mit denen man seine Reisen sicherer machen kann
  • In den anderen Gilden kann man die Familie ausbauen, indem man zusätzliche Weisen, Händler und Paschas erwirbt.

Und die Gunsterweise, um die man bitten kann:

  • in der Intrigengilde kann man gegen Gebühr den Gunsterweis eines anderen Gildenführers kopieren lassen, der dann noch normal zu bezahlen ist
  • In der Militrgilde kann man eine are gegen einen Söldnermarker tauschen
  • In der Wissensgilde kann man kreditnoten erwerben
  • In der Handelsgilde kann man eine Ware gegen eine andere eintauschen
  • In der Politikgilde kann man politischen Einfluss erkaufen

Im Palast des Kalifen kann man außerdem Waren erhalten und die Zugreihenfolge anpassen: die dominanten Familien gehen an den Anfang der Zugreihenfolge.

In den Ländern kann man zunächst einmal Söldnern begegnen, die besiegt sein wollen, bevor man im Land handeln kann. Hierfür muss man eigene Söldner ablegen, die mehr Punkte liefern als die Söldner im Land. Wenn man das nicht kann, sollte man dennoch mindestens einen Punkt ablegen (und die Söldner im Land um ebenso viele Punkte vermindern), damit man nicht Ehre verliert (einen Marker 'Ehrlos' erhält). Wenn man die Söldner besiegt hat, kann man Handel treiben: man nimmt sich, abhängig vom Land und der eigenen Rangordnung, Waren.

Geld gibt es keines: alles wird durch Tauschhandel abgewickelt. Gleiche Waren sind hierbei weniger nützlich als verschiedene: je mehr verschiedene Waren in einem Set sind, desto mehr sind die Waren wert – und desto mehr ist eine zusätzliche Ware wert.

Das Spiel endet nach der 5 Auflösungsphase, un es wird abgerechnet. Es gibt Siegpunkte für Familienmitglieder – unterschiedlich, je nach Rang -, für bestimmte Titel, für Waren, die man am Ende im Besitz hat, für politischen Einfluss – und Minuspunkte für Entehrt-Marker. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit mehr vermögen in Waren. Ist auch hier Gleichstand, entscheidet die Spielreihenfolge: der vordere in der Reihenfolge gewinnt.

Al-Rashid is also ein typisches Worker-Placement-Spiel, aber mit ein paar Besonderheiten. Man muss nicht unbedingt als erster in einem Gebiet aktiv gewesen sein, um den Vorrang zu haben, es kann sogar sein, dass der erste in einem Gebiet gar nicht zum Zuge kommt (wegen der drei-Spieler-Begrenzung). Dies macht das Spiel für Spieler mit Analyseparalyse sehr ungünstig. Mir hat Al-Rashid gut gefallen, allerdings ist das Spiel sicher nichts für Leute, die mit Workep Placement wenig anfangen können.

Auf der Schachtel steht zwar, das Spiel sei für 2-5 Spieler geeignet, aber wirklich interessant wird es durch die 'Beste-dret‘-Mechanismen erst ab vier Spieler. Auch die halbe Stunde Spieldauer scheint optimistisch geschätzt, eine knappe Stunde sollte man schon einplanen.

 

Hersteller Yemaia
Autor Pierluca Zizzi, Giorgio de Michele
Künstler Simone Gabrielli
Spieler 2-5 (am besten mit 4-5)
Denken 9
Glück 3
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 65 €

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