Spielleiterschirm und Seestadt für Der eine Ring
Spielleiterschirme waren viele Jahre ein sehr wichtiger Posten eines jeden Rollenspielsystems. In letzter Zeit hört man allerdings weniger von diesen, zumindest in Deutschland. Allerdings konnte in letzter Zeit tatsächlich ein neues Exemplar dieser Spezies gesehen werden: ein Spielleiterschirm für Der eine Ring, der in einem Bündel mit dem Seestadt-Quellenbuch verkauft wird.
Um den Spielleiterschirm Spielleiterschirm zu beschreiben, kann ich meine Kommentare von vor einigen Jahren zu einem anderen Spielleiterschirm paraphrasieren. Zusammengeklappt könnte man mit diesem Spielleiterschirm aufsässige Spieler züchtigen, ohne Angst um den Schirm haben zu müssen. Er ist schwer und stabil. Ein geworfenes Paket Papiertaschentücher bewegt ihn bestenfalls ein, zwei Zentimeter, und auch mit normalen Würfeln kann man ihn kaum beeindrucken. Man müsste sie schon aus einer Zwille oder einer Schleuder verschießen, um einen größeren Erfolg zu zeitigen – oder einen schweren Metallwürfel nehmen, der dann so scharf geworfen werden müsste, dass ohne diesen Schirm (also auch mit einem normalen Pappschirm) ernsthafte Verletzungsgefahr bestünde. Er hätte wohl etwas kleiner sein dürfen – manch ein Spielleiter wird Schwierigkeiten haben, über den Schirm hinweg zu blicken und seine Mitspieler zu sehen -, aber mit DIN A4 hoch passt er natürlich zu den anderen Produkten der Reihe.
Die 'Spielerseite' des Schirms zeigt das Panorama von Seestadt, und ist sehr stimmungsvoll. Wo andere Schirme manchmal in der Wahl der Motive oder ihrer Umsetzung einiges zu wünschen übrig lassen, kann man den Schirm hier nur als gelungen bezeichnen.
Die Tabellen des Schirms scheinen ziemlich genau die zu sein, die man als Spielleiter auch benötigt. Auch in dieser Beziehung erfüllt der Schirm die Anforderungen. Richten wir daher unsere Augen auf das beiliegende Quellen-„buch“ – eigentlich ein Heft (Papiereinband, nicht einmal leichte Pappe) mit 32 Seiten.
Von diesen Seiten sind die erste und letzte als Titelblatt und Rückblatt zwar schön gestaltet, bieten aber keinen spielerischen Nutzen. Drei weitere Seiten werden in Beschlag genommen von einer Charakterbeschreibung mit Bild, dem dazugehörigen Charakterbogen, und einem Leerbogen zum Kopieren. Auch gibt es eine Seite (der vordere Innenumschlag) mit dem Impressum. Der Rest ist das eigentliche Quellenbuch.
Seestadt ist den Lesern des Hobbit und des Herrn der Ringe vielleicht eher bekannt als Esgaroth oder Schilfsee. Es liegt südlich von Erebor, im Langen See. Nicht am, wirklich im, denn Seestadt ist eine komplett als Pfahlbau errichtete Stadt, was zum einen der Verteidigung dienen soll, zum anderen aber auch den Handel fördern.
Die Stadtbeschreibung ist im großen und ganzen übersichtlich und gut strukturiert, allerdings sollte man sich den ganzen Band gut durchlesen, um nicht falschen Eindrücken zu unterliegen. So gibt es in der Stadtkarte ein großes Krankenhaus (diagonal gegenüber dem Stadttor), das auch von der Größe her wirkt, als sei es für die gesamte Stadt zuständig – wer aber beispielsweise die Details zur Halle der Händlergilde durchliest, stellt fest, dass die Gilde hier ein eigenes Hospital unterhält. Auch wird erwähnt, dass die Stadtwache bei größeren Auseinandersetzungen (zum Beispiel mit nächtlichen Diebesbanden) gehalten ist, auf ihren Trompeten Hilfe zu rufen und auf Entsatz durch die Stadtgarde zu warten – während im Abschnitt über die Stadtgarde steht, dass ihre Hauptaufgabe sei, an bestimmten Plätzen die Ordnung zu halten und bestimmte Personen zu schützen, während für alles andere die Stadtwache zuständig sei.
Wo wir schon über Fehler sprechen: grundsätzlich scheint das ganze gut lektoriert zu sein, aber bei der abschließenden Fahnenkorrektur ist etwas übersehen worden: beim Drucker waren anscheinend in den Schriftartdateien einzelne Ligaturen nicht vorhanden, so dass beispielsweise in der Erläuterung zu den verdorbenen Orten auf S. 20 von einer "Häu gkeit“ geschrieben wird, hier fehlt allem Anschein nach die fi-Ligatur.
Nach einer Beschreibung der Stadtviertel und einiger typischer Bewohner mit Spielwerten kommt eine reiseführerartige Übersicht, was man in der Gefährtenphase des Systems in Seestadt tun kann, zusätzlich zu den Optionen des Grundregelwerks. Dieser Teil lebt von Würfeltabellen.
Anschließend kommt ein Kapitel "Drachenzeit“. Wer hier ein Abenteuer vermutet, wird überrascht sein: die Drachenzeit ist ein Fest, mit dem zu Frühlingsbeginn sowohl dieser als auch der Tod Smaugs gefeiert werden. Passend zu der Methode, wie Bard Smaug erlegte, sind die Hauptattraktionen des ersten Tages – und auch das einzige, was ausführlicher behandelt wird – Bogenschützenwettbewerbe.
Ähnliches gilt für "Geheimnisse der Langen Sümpfe“: Auch hier wird die Gegend beschrieben, es handelt sich auch hier nicht um ein Abenteuer. Neben Pflanzen, die man in den Sümpfen finden kann, werden hier auch eine Reihe Wesen beschrieben und mit Spielwerten versehen, nämlich Hobgoblins, Sumpfoger und Moorhexen.
Abgeschlossen wird das Heft von einem Abschnitt über Menschen vom See: sowohl eine allgemeine Kulturbeschreibung als auch Zusatzinformationen und -regeln für das Erstellen von Charakteren und NPCs aus der beschriebenen Gegend. Hiernach folgt noch ein kurzer Index.
Für knapp 25 Euro ist der Spielleiterschirm für einen Spielleiter des Einen Rings sicher eine sehr nützliche Anschaffung. Aber eben auch nur für diese.
Hersteller | Uhrwerk Verlag |
Autor | Francesco Nepitello |
Künstler | Jon Hodgson |
Spieler | Rollenspiel |
Denken | Rollenspiel |
Glück | Rollenspiel |
Geschicklichkeit | Rollenspiel |
Preis ca. | 25 € |
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