Bang in Japan

samuraisword01Samurai Sword

Als Rezensionsblog sind wir natürlich davon abhängig, dass uns Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt werden. Manchmal klappt das, manchmal auch nicht. So hatten wir auf der letzten SPIEL letzten Oktober ein Exemplar der italienisch-englischen (Original-)Version von Samurai Sword erhalten, zwecks Rezension. Als ich Anfang Februar das Spiel auf dem Tisch hatte, hieß es: "Abacusspiele ist gerade damit beschäftigt, eine deutsche Version zu machen, wir schicken Ihnen ein Exemplar zu, damit Sie in der Rezension die Qualität der deutschen Version beurteilen können. Und ja, rechtzeitig, damit Sie das als Erstverkaufstagsrezension veröffentlichen können“. Seither habe ich auf die deutsche Version gewartet, und nicht weiter darüber nachgedacht. Vor ein paar Tagen sah ich dann, dass die deutsche Version bereits seit einiger Zeit auf dem Markt ist – ein Rezensionsexemplar habe ich allerdings noch nicht gesehen. Daher hier die Rezension der italienisch-englischen Ausgabe, mit den notwendigen Vorbehalten.

Japan und die Zeit der Samurai (Tokugawa-Zeit) ist ein immer wiederkehrender Hintergrund für viele Spiele, wie zum Beispiel Shinobi – War of Clans oder Sake und Samurai. So erstaunt es auch nicht, dass manchmal Spielenamen wirderholt werden, oder sich zumindest extrem ähneln: Samurai Sword ist nicht das alte Shogun, das auch als Samurai Swords oder Ikusa bekannt ist, sondern ein ganz anderes Spiel.

Die italienisch-englische Schachtel sieht der deutschen sehr ähnlich, allerdings ist der Aufdruck der Deutschen Version selbstverständlich auf Deutsch und trägt sowohl das Logo des italienischen Herausgebers dV Editrice als auch das des deutschen Herausgebers Abacus-Spiele. Der Schachtelinhalt ist laut Spielregel gleich – allerdings dürften die Karten der deutschen Ausgabe auf Deutsch sein, während sie in der mir vorliegenden Version zweisprachig italienisch/englisch gehalten sind. Im einzelnen sind in der Schachtel:

  • 7 Rollenkarten (1 Shogun, 2 Samurai, 3 Ninja, 1 Ronin)
  • 12 Charakterkarten
  • 90 Spielkarten
  • eine Übersichtskarte
  • 30 Marker für Ehrenpunkte in Form einer Kirschblüte
  • 36 Marker für Widerstandspunkte in Herzform
  • die Spielregel

Die Spielregel kann man auch bei den jeweiligen Verlagen downloaden: die englische bei dV und die deutsche bei Abacus.

Die Marker saßen in meiner internationalen Version ziemlich fest im Stanzbogen – man musste gehörig Kraft aufwenden, um sie herauszudrücken, und hatte ständig Angst, einen Marker dabei in Schichten zu zerlegen. Auch wurden mehrfach 'Fahnen' an den Stanzstellen abgerissen. Ob die deutsche Version hier besser verarbeitet ist, kann ich nicht sagen. Ansonsten gefiel die Qualität der internationalen Ausgabe.

Die Übersetzung der deutschen Ausgabe ist, ausgehend von der PDF bei Abacus, auch gelungen. Mir sind keine Schnitzer aufgefallen.

Im Spiel spielen drei Spielerteams gegeneinander (außer im Dreierspiel, in dem nur zwei Teams teilnehmen): der Shogun und die Samurai bilden ein Team, die Ninja bilden ein Team – und der Ronin bildet immer ein Ein-Personen-Team.

Jeder Spieler erhält eine der Rollenkarten – welche Rollen vorhanden sind, hängt von der Spieleranzahl ab. Nur der Shogun legt seine Rollenkarte offen aus, die anderen halten ihre Rollen verdeckt. Dann gibt es für jeden eine Charakterkarte.

Diese Charakterkarten zeigen Persönlichkeiten aus der japanischen Geschichte, wobei drei (Benkei, Tomoe und Ushiwaka – also Minamoto Yoshitsune) in der Zeit von Heiji-Rebellion bis Gempei-Krieg ca. 1150 – 1185 lebten, die anderen aber alle aus der Anfangszeit und der Periode der Errichtung des Tokugawa-Shogunats (das laut offizieller Rechnung 1603 begann – einige dieser Charaktere waren 1603 bereits tot) stammen. Viele der Namen sind auch dem durchschnittlichen Anime-Seher bekannt: der bereits genannte Benkei, Hideyoshi, Nobunaga, Musashi. Goemon ist unter den Charakteren kein Sonderfall: der gleichnamige Ichikawa Goemon (der XXIII.) aus der Animeserie Lupin III. ist ein Nachkomme des historischen Goemon.

Jeder dieser Charakter hat eine besondere Fähigkeit, so zieht Hideyoshi jede Runde eine Karte mehr, oder verursacht Musashi immer einen Punkt mehr Schaden als auf der Waffenkarte angegeben wird.

Abhängig vom zugelosten Charakter erhält man dann 4 oder 5 Punkte (Marker) Widerstand. Zusätzlich gibt es Ehrenmarker: der Shogun erhält 5, alle anderen 4. Dann erhält der Shogun 4 Spielkarten, die weiteren Spieler erhalten der Reihe nach 5, 5, 6, 6, 7 und 7 Karten (wenn nur fünf Spieler dabei sind, erhält der letzte Spieler also 6 Karten). Anschließend beginnt der Shogun mit dem Spiel.

Die Spielkarten zeigen entweder eine Waffe, eine Aktion oder einen 'Besitz' (wobei ein Besitz auch eine Eigenschaft sein kann, wie Konzentration). Besitzkarten kann man vor sich auslegen (ansonsten verstopfen sie einem sowieso nur die Kartenhand), mit Waffen kann man die Mitspieler angreifen, und Aktionen beschrieben auf der Karte, was man mit ihnen tun kann: sich erholen, anderen Karten aus der Hand ziehen und so weiter.

Wer am Zug ist, darf zunächst alle Widerstandspunkte zurückgewinnen, wenn der Vorrat komplett leer ist (und nur dann!), dann darf man 2 Karten ziehen. Anschließend darf man beliebig viele Karten ausspielen, allerdings nur eine Waffe pro Runde (es sei denn, man hat eine Besitzkarte, die diese Anzahl erhöht). Wenn, nachdem man alle Karten ausgespielt hat, noch immer mehr als sieben Handkarten auf der Hand verbleiben, muss man die überzähligen abwerfen.

Karten darf man auch nur während des eigenen Zuges ausspielen, mit Ausnahme von Paradekarten (Parade und bestimmte Waffen, die ein besonderes Symbol tragen).

Ein Angriff wird ähnlich abgewickelt wie bei Bang! Abhängig von der Entfernung eines Gegners gibt es eine Schwierigkeit (die Nachbarn: 1, ein Sitz weiter: 2 etc.), die eventuell durch Besitzkarten und Charaktereigenschaften modifiziert werden. Jede Waffenkarte zeigt zwei Zahlen: eine gibt an, bis zu welchem maximalen Schwierigkeitsgrad man mit der Waffe trifft (auch hier gibt es wieder Modifikatoren), die andere, wie viel Schaden die Waffe macht. Das Ziel darf sich mit einer Parade verteidigen, dann geschieht weiter nichts. Kann das Ziel sich aber nicht verteidigen, verliert es so viele Widerstandspunkte, wie die Waffenkarte angibt.

Wer hierdurch auf einen Restwiderstand von Null gebracht wird, verliert einen Punkt Ehre an den Angreifer. Man ist dann aber nicht 'aus dem Spiel‘, sondern kann warten, bis man wieder an der Reihe ist, dann wird der Widerstand ja wieder aufgefüllt, da auf Null.

Man muss auch keine Angst haben, bis dahin von jedermann angegriffen zu werden: wer keine Widerstandspunkte hat, oder wer keine Handkarten hat, gilt als harmlos und darf nicht angegriffen werden. Eine leere Hand können die Mitspieler aber wieder mit Karten füllen (Teezeremonie gibt jedem Spieler mindestens eine Karte, bei Atmung bestimmt man einen Mitspieler, der eine Karte nachzieht); Widerstandspunkte können nicht durch Mitspieler geheilt werden.

Wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist, wird der Ablagestapel gemischt, und jeder Spieler muss einen Ehrenpunkt in die Spieleschachtel abgeben. Hierdurch ist das Spiel zeitlich beschränkt.

Das Spielende wird nämlich in dem Augenblick erreicht, wenn ein Spieler keinen Ehrenpunkt mehr hat. Dann erhält jedes Team Siegpunkte abhängig von den Ehrenpunkten, die die Einzelspieler haben (je nach Spieleranzahl die Zahl der Ehrenpunkte, die doppelte oder dreifache Anzahl), und das Team gewinnt, das die meisten Ehrenpunkte hat. Bei Gleichstand gewinnen die Ninja, wenn sie am Gleichstand beteiligt sind, ansonsten das Team aus Shogun und Samurai.

Das Spiel spielt sich nicht von ungefähr ähnlich wie Bang, hat aber nicht nur durch den Fluff einen eigenen Flair. Dadurch, dass Spieler ohne Widerstand nur zeitweise ausgeschaltet sind, hat man nicht den bei Bang leider immer wieder auftretenden Effekt, dass der erste ausgeschaltete Spieler sich erst einmal langweilt – nur um dann am Ende doch zum gewinnenden Team zu gehören. Wenn erst jemand komplett ausgeschaltet ist (keine Ehrenpunkte mehr), ist auch sofort das Spielende erreicht – dies kann auch durch den Ablagestapel geschehen, oder durch eine Aktionskarte.

Es kann sogar für ein Team sinnvoll sein, wenn im Einzelfall einmal ein Teammitglied ein anderes angreift (um den verlorenen Ehrenpunkt im Team zu behalten).

Das Spiel hat mir sehr gut gefallen – es gibt nur ein paar Details, die einen Japankenner vielleicht irritieren. Die Kirschblüte als Zeichen der Ehre (und Vergänglichkeit) sind eine moderne Entwicklung, die mit der modernen Polizei in Japan Einzug gehalten hat. Zur Zeit der Samurai war es eher die Kamelie, die diese Rolle hatte. Auch sind die Rollenkarten zwar nett, aber man vergisst recht leicht, wer welche Spezialfähigkeit hat – ein Problem, das allerdings auch bei Bang immer wieder auftritt, und das nicht die Schuld der Karten ist.

Es gibt zwar Regeln für das Spiel zu dritt (Shogun gegen zwei Ninja), wirklich gut wird das Spiel aber erst ab fünf Spieler.

Alles in allem also Daumen hoch.

Hersteller dV Editrice, Abacus Spiele
Autor Emiliano Sciarra
Künstler Werther Dell’Edera
Spieler 3-7
Denken 8
Glück 6
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 19,95 € (empf. Preis der dt. Ausgabe), 19,99 (Preis der int. Ausgabe im Webshop des Herausgebers)

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Ein Kommentar

  1. […] Deutschland gekommen sind, ist das sehr beliebte Bang!, dessen Ableger Samurai Sword wir unlängst besprochen haben. Aber auch das ‘klassische’ Bang! wird immer wieder einmal ausgebaut – oder es […]

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