Das Wunder von Schwarzfurt
Abenteuer in Kaphornia ist eine Abenteuerreihe in einer recht abgedrehten Fantasy-Welt, die speziell darauf entworfen wurde, für Rollenspiel-Neulinge zugänglich zu sein. Jeder einzelne Band der Reihe beinhaltet die Regeln und ein Abenteuer sowie ggf. Zusatzmaterial, außer dem Buch werden noch sechsseitige Würfel (viele – 15 bis 18 sollten es mindestens sein), Marker (Pokerchips, Münzen, Glassteine o.ä.) und Stifte benötigt.
Jedes Abenteuer ist in sich abgeschlossen, aber es ist vorgesehen, dass die Helden eines Abenteuers sich anschließend auch in den anderen versuchen können. Reklame macht die Serie mit dem Slogan: "ein vollständiges Spiel, das Ihnen und 3 bis 4 Freunden drei Stunden humorvoller, abenteuerlicher Unterhaltung bietet – und das für den Preis einer einzelnen Kinokarte!“ Wie teuer es genau wird, hängt von der Version ab, die man kauft – aber die teuerste Version (gedrucktes Buch) liegt mit unter 10 Euro immer noch in dem Rahmen, die billigste (Kindle-)Version kostet sogar nur die Hälfte. Mir lag die PDF-Version für die Besprechung vor.
Die PDF hat insgesamt 100 Seiten, bei denen die Zählung bei 90 endet, danach kommen noch einige Seiten mit Handout-Karten und der Buchrücken. Für den Preis eine ganze Menge, auch wenn der Inhalt pro Seite deutlich niedriger ist als beispielsweise bei einem DSA-Abenteuer. Und auch wenn man noch einmal den Regelteil abzieht (endet auf S. 22) sowie die 16 Seiten Fertigcharaktere, bleibt noch ein ziemlich umfangreiches Abenteuer übrig.
Worum geht es in dem Abenteuer? Das kann man natürlich nicht verraten, gerade bei diesen One-Shots würde das vielen den Spaß verderben, aber so viel sei gesagt: die Helden werden von Kaphornia als Diplomaten nach Schwarzfurt geschickt, weil die Handelsabkommen und Friedensverträge zwischen den beiden Städten erneuert werden müssen.
Moment mal – wieso werden kampfkräftige Helden, Magier etc. geschickt, und nicht ausgebildete Diplomaten? Nun, Schwarzfurt wird bewohnt von – Nomen est Omen – Schwarzblütern: Trolle, Orks, Goblins, Oger etc. Es steht also zu erwarten, dass gesandte Diplomaten robuster gebaut sein müssen als 'einfache' Diplomaten, und nach der letzten diplomatischen Mission in Schwarzfurt sind Freiwillige für eine derartige Mission auch dünn gesät. Herausgerissene Arme scheinen nicht jedermanns Sache zu sein…
Natürlich ergibt sich ziemlich schnell, dass die Mission etwas anders verläuft, als man das vielleicht erwartet hat. Dass die Helden gleich zu Beginn die Tochter des Trollkönigs beleidigen und in einen Kampf verstrickt werden, hilft natürlich auch nicht.
Wer scharfe Augen hat, wird sich vielleicht fragen, wieso das o in 'von' auf dem Titel aussieht wie ein Fußball (und wieso auf dem hinteren Einband ebenfalls ein Fußball zu sehen ist – aber das hat schon seinen Grund. Mehr zu sagen, würde aber sicherlich spoilern.
Die Regeln sind ebenfalls recht simpel: es gibt eine Reihe von Fertigkeiten, mit Werten von 8 bis etwa 15. Man würfelt so viele sechsseitige Würfel wie der Fertigkeitswert angibt, und alle 5en und 6en zählen als Erfolg – wenn es nicht von einem anderen Verlag käme, würden sich Vergleiche mit Shadowrun aufdrängen. Man muss eine bestimmte Anzahl Erfolge haben, um etwas zu erreichen – jemandem im Kampf treffen, eine Mauer hochklettert, oder was auch immer. Wer im Kampf getroffen wird, verliert Ausdauer, wenn die auf 0 fällt, ist man erst einmal K.O. Überhaupt ist verlorene Ausdauer eher schwer wiederzugewinnen.
Hinzu kommen noch Schicksalspunkte, mit denen man Spezialeffekte hervorrufen kann, aus dem K.O. zurückkommen etc. Und jeder Charakter hat Sonderfähigkeiten wie Zauber, Heilfähigkeiten, magische Waffen oder ähnliches. Alles in allem eine bunte Mischung, mit der man gut spielen kann.
Das Abenteuer ist ziemlich linear, folgt aber einer gewissen Logik und den bekannten Tropen. Manche Geschehnisse, die überraschend kommen sollen, sind für erfahrene Spieler sicher lange vorherzusehen. Andererseits ist das ganze auch durchspickt mit einer gehörigen Dosis Humor, wodurch das Abenteuer natürlich auch nicht für jedermann geeignet ist (ich muss da an manche Diskussionen über Humor in Fantasy-Rollenspielen auf verschiedenen Foren denken…)
Wenn man gewillt ist, sich darauf einzulassen, ist Das Wunder von Schwarzfurt auch für 'alte Hasen' unter den Rollenspielern eine nette Abwechslung, aber die Hauptzielgruppe sind eindeutig Familien und Rollenspiel-Anfänger. Und die werden hier gut bedient.
Hersteller | Ulisses Spiele |
Autor | Christian Lonsing |
Künstler | Nadine Wewer |
Spieler | Rollenspiel |
Denken | Rollenspiel |
Glück | Rollenspiel |
Geschicklichkeit | Rollenspiel |
Preis | 9,95 € (Buch), 6,95 € (PDF), 5,24 € (ePub), 4,99 € (Kindle-Edition) |
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