Traveller: Hephaistos
Der englischsprachige Markt ist verlockend: Nicht nur gibt es wahrscheinlich mehr Rollenspieler in englischsprachigen Ländern als in der gesamten restlichen Welt, auch in vielen anderen Ländern werden englischsprachige Rollenspielwerke gekauft und verwendet, während deutschsprachige Produkte es schwer haben – sogar in Ländern wie den Niederlanden, die Sprachlich ja näher mit uns verwandt sind als mit Engländern. Und so haben verschiedene Verlage versucht, auf dem englischen markt Fuß zu fassen: FanPro mit Realms of Arcania (Das schwarze Auge), Feder und Schwert mit Angel (Engel), Uhrwerk mit der neuen Version von Space:1899, oder auch Pegasus, die eine ganze Reihe von Chtulhu-Eigengewächsen an Chaosium rücklizensiert haben.
13Mann versucht jetzt auch, mit ins Englische übersetzten Versionen von Traveller-Modulen international zu werden. Roboter und das Kartenwerk wurden bereits veröffentlicht. Zum Traveller-Abenteuer Hephaistos wird die internationale Version über Crowdfunding finanziert, und zwar bei Indiegogo. Der Zielbetrag für die englische PDF-Version liegt bei 1.100 €, von denen zur Zeit, da ich dies schreibe, gut ein Viertel eingezahlt ist. Für den Druck müssen 4.000 € hereinkommen. Bei 8.000 € soll das Modul sogar erweitert werden. Grund, die deutsche Version einmal näher zu betrachten.
Das Buch ist zweiteilig: ein stabiler Umschlag und ein Heft, das im Deutschen 24 Seiten stark ist und auf glänzendem Papier gedruckt. Der Umschlag kann als Spielleiterschirm aufgestellt werden; auf der Innenseite finden sich die Grundrisspläne, die auch im Heft abgedruckt sind.
Das Modul ist sowohl für das OTU als das MTU geeignet, von den verschiedenen Traveller-geschmacksrichtungen basiert es (natürlich) auf Mongoose Traveller, das auch die aktuelle, von 13Mann vertriebene Version in Deutsch ist.
Worum aber geht es? Ein großes Raumschiff ist aufgetaucht, oder besser: ein Raumschiffwrack. Die Bauart ist unbekannt, es muss also von einer nicht bekannten Zivilisation erschaffen worden sein. Das ruft natürlich alle möglichen Licht- und Schattengestalten auf den Plan, die hoffen, in diesem Schiff Fremdtechnologie und andere Schätze zu finden – und vielleicht sogar eine Spur zurück zum Herkunftsort des Schiffes.
Auf welcher Seite die Spielercharaktere sich hierbei befinden, ist den Spielern selbst überlassen. Ob sie im Auftrage von Regierungsstellen das Wrack zugunsten aller auswerten sollen, es für einen Unterweltboss ausschlachten sollen oder gar im Eigenauftrag auf Erkundung ausziehen – das Wrack bietet Platz für viele Stunden Spielspaß.
Auf den ersten 6 Seiten werden erst einmal allgemeine Anmerkungen gegeben. Hier wird beschrieben, wo das Schiff herkommt, welches Volk es gebaut hat, und was man in nahezu allen Räumen des Schiffes findet. Die Computertechnik und Sicherheitsmaßnahmen werden ebenso beschrieben wie die Bedienungselemente.
Im Hauptteil werden dann Räume des Schiffs beschrieben. Die Beschreibungen beschränken sich oftmals auf die Funktionen und Besonderheiten der Einrichtung; genauere Beschreibungen dessen, was man so sieht, riecht und fühlt, muss der Spielleiter sich während des Spiels selbst überlegen.
Anschließend werden mögliche Einstiegspunkte beschrieben. Dies sind Auftraggeber, die aus verschiedensten Gründen an einer Auswertung/Ausschlachtung (je nach Persönlichkeit) des Schiffs interessiert sind. Aber die Spieler können natürlich auch selbst aktiv werden, oder einen hochoffiziellen Auftrag erhalten, und es ist auch dem Spielleiter überlassen, ob sie im Wrack auf Konkurrenten stoßen, die genauso schnell sind wie sie. Für diese Gegenspieler werden ebenfalls Beispiele gegeben.
Abschließend werden noch besondere (bedingte) Ereignisse beschrieben – was geschieht, wenn man die Selbstzerstörung absichtlich oder unabsichtlich aktiviert? Kann man die Triebwerke in Gang bringen? Gibt es besonderes Bergungsgut, das sich gewinnbringend einsetzen lässt? Was kann man mit den gewonnenen Erkenntnissen tun?
Die Texte sind gut lesbar, auch wenn sie immer wieder von Spielwerten unterbrochen werden. Weniger schön sind ein paar Verweisfehler (Seitenverweise, die nicht angepasst wurden, sondern immer noch als 'Seite XXX' im Text stehen) und ein Setzfehler: ein Yottabyte wird beschrieben als 1024 Byte, richtig wären aber 1024 Byte – ein Unterschied von 21 Zehnerpotenzen.
Hephaistos ist kein Abenteuermodul im deutschen Sinne – eine Geschichte, in die die Charaktere eingreifen können -, sondern eher eine Sandbox, deren Erforschung und Ausarbeitung in die Hände des Spielleiters und der Spieler gelegt wird. Wer derartige Sandboxes mag, wird Hephaistos sicher auch mögen.
Hersteller | 13Mann Verlag |
Autor | Sebastian Witzmann |
Künstler | Tikos Peter, Andreas Schroth |
Spieler | Rollenspiel |
Denken | Rollenspiel |
Glück | Rollenspiel |
Geschicklichkeit | Rollenspiel |
Preis | 9,95 € |
Hephaistos
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Das klingt ja richtig vielversprechend – muss ich mir wohl nochmal schleunigst zulegen!!!