Uskoci
…so hieß seinerzeit eine Episode der "roten Zora“ – na, was haben denn die kroatischen Piraten Anfang des 17. Jahrhunderts mit der Kinderbande zu tun? Nun, die sahen sich selber als die rechtmäßigen Nachfolger der Uskoken, da sie in der kleine Stadt Senj (oder vielmehr in der Festung Nehaj) lebten. Dieses Spiel haben sie zwar nicht gespielt, um deren Nachfolger zu werden, aber um die "Nachfolge“ – also wer gewissermaßen "Piratenfürst“ der Uskoken wird – darum geht es in diesem Spiel. Entworfen hat es ein kleiner kroatischer Verlag, der 2011 zum ersten Mal auf der SPIEL auftauchte – und offenbar wieder verschwunden ist. Das Spiel ist trotzdem noch erhältlich (z.B. über Milan-Spiele), und ist eigentlich ganz ansehnlich.
In einer ungewöhnlich geformten Schachtel sind neben der Spielanleitung in Deutsch (furchtbare Übersetzung, teilweise irreführend), Englisch (akzeptabel verständlich) und Kroatisch (vermutlich die richtigste, aber flüssig kann das leider keiner meiner Mitspieler, einer wenigstens in Brocken) noch 54 Spielkarten zu finden – 4 x 9 Ressourcenkarten (Waffen, Holz, Geld und Proviant) in den Werten 1-9, jeweils dazu passend eine Informationskarte (diese Information macht die entsprechenden Waren wertvoller: Schlacht, Feuer, Steuern und Hunger), sowie 14 Ereigniskarten, die das eigentlich interessante am Spiel sind, da sie hauptsächlich Möglichkeiten bieten, den Mitspielern das Leben schwer zu machen (und somit auch das Siegen), oder eben das zu verhindern.
Wer an der Reihe ist, spielt eine Karte aus – Ressourcen oder Informationen vor sich – und versucht, innerhalb von 4 "Jahreszeiten“ (Durchgängen des Kartenstapels) 25 Punkte zu erreichen, was ihn zum neuen Piratenfürsten macht. Allerdings dürfen Ereignisse jederzeit gespielt werden – auch von Gegenspielern – und wenn es danach aussieht, dass einer gewinnt, werden ihm schon Steine in den Weg gelegt. Das jeweilige Spielende erinnert ein wenig an das übliche Hauen und Stechen wie man es von Munchkin kennt – "He, das müssen wir verhindern“, und wenn es keiner mehr verhindern kann, hat ein Spieler eben gewonnen. Das kann unter Umständen doch recht schnell gehen, die besten Chancen hat man in der Regel, wenn gerade ein Sieg eines anderen Kandidaten verhindert wurde, weil dann die Aktionskarten (hoffentlich) schon verbraucht sind.
Das Spielprinzip ist nicht allzu kompliziert, wirklich überlegen muss man nur bei einigen wenigen Aktionen, denn diese betreffen alle Spieler, nicht nur einen, und man muss darauf achten, sich nicht selber in die Pfanne zu hauen. Die Kartenverteilung ist hingegen natürlich glücksabhängig, es kann also durchaus passieren, dass man durch simples Pech einfach nicht gewinnen kann.
Die Karten sind hochwertig, und auch recht ansprechend gestaltet – wenn man sie sich mal genauer ansieht, sieht man auch, dass das Motiv, das auf den ersten Blick gleich scheint, sich doch immer ein wenig verändert – so hängen beispielsweise auf den Proviantkarten immer mehr Würste von der Decke je höher der Wert ist. Das Artwork ist ansprechend, allerdings wirkt das ganze Drumherum leider ein wenig aufgesetzt. Dass Amalgam hier ein Thema aus der eigenen Heimat verarbeitet hat, ist sicherlich eine nette Idee, und das Spiel kann man gut mal als Zwischendurchspiel oder als Absacker spielen, aber es landet ideentechnisch leider nur irgendwo im Mittelfeld. Da hilft auch die originelle – sogar versiegelte – Verpackung nicht wirklich. Der Preis ist meiner Meinung nach etwas hoch, dafür hätte zumindest die Übersetzung ordentlicher sein dürfen (ich empfehle hier ausdrücklich, lieber die englische zu lesen, um das Spiel auch richtig zu spielen).
Hersteller | Amagam Games |
Autor | Ivan Koki |
Künstler | Milivoj Ćeran |
Spieler | 3-6 |
Denken | 3 |
Glück | 6 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 15,60 € |
Kartenspiele
bei Milan-Spiele
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