Hochflieger

LuchadorLuchador!

Lucha Libre ist die mexikanische Version des professionellen Wrestling, das in Deutschland auch als Catchen bezeichnet wird. Der Hauptunterschied ist, dass beim Lucha Libre mehr Wert gelegt wird auf Technik und schnelle Bewegungen, und weniger auf Kraft. Die Wrestler werden dort Luchadores genannt, Einzahl Luchador.

Einen solchen spielt man denn auch im Spiel Luchador! von Backspindle Games. Das Spiel steckt in einer kleinen, handlichen Schachtel mit einer Größe von 13 × 13 × 4 cm3, die in die Jackentasche passt. Bei der kleinen Größe ist auch nicht überraschend, dass der Inhalt nicht viel Luft enthält.

Neben einem Einsatz aus Karton findet sich folgendes in der Schachtel:

  • ein Spielbrett (23,5 × 23,5 cm2)
  • 6 Markierungssteine
  • 12 große Karten (10,5 × 8,5 cm2): sechs Score Cards und sechs Superstar-Karten
  • vier rote und vier blaue Wrestling-Würfel
  • 2 gelbe Pin-Würfel
  • zwei grüne Treffer-Würfel
  • ein schwarzer Luchador!-Würfel
  • die Spielregel auf Englisch

Man kann die Regeln (ebenfalls auf englisch) in einer Version mit niedriger Auflösung hier herunterladen.

Die Markierungssteine sind rote runde Scheiben, die Würfel zwar aus Plastik, aber stabil. Es sind Spezialwürfel, mit Symbolen auf den sechs Flächen an Stelle der Zahlen. Die Karten sind in einem Shrinkwrap verpackt und kleben beim Auspacken erst einmal aneinander.

Die Symbole und die Karten sehen auch recht schön aus – die Superstar-Karten sind so bunt wie Luchadores eben sind. Die Stimmung wird vom material gut herübergebracht.

Die Regeln sind recht simpel. Jeder Spieler (zwei, vier oder sechs Spieler) erhält eine Superstar- und eine Score-Karte, bei vier oder sechs Spielern müssen diese sich zu Tag Teams zu je zwei (drei) Spielern zusammentun.

Die aktiven Spieler spielen gleichzeitig, indem sie ihre Wrestling-Würfel in den Ring würfeln. Nur die Würfel zählen, die am Ende auch tatsächlich im Ring liegen, wobei Würfel, die nach dem ersten Wurf einen 'Pin' anzeigen, noch einmal geworfen werden dürfen (aber nicht müssen). Fällt hierbei wieder ein 'Pin‘, darf er aber nicht noch einmal gewürfelt werden.

Neben dem Pin können die Würfel noch andere Zeichen zeigen: ein "Miss“ hat gar keinen Effekt, ein "Hit“ kann Schaden verursachen, ein "Block“ verhindert einen Hit der Gegenseite, der ergebnislos weggelegt wird, während ein "Counter“ einen Hit umdreht: der Spieler, der den Hit gewürfelt hat, nimmt stattdessen Schaden. Ein Counter kann aber nicht noch einmal gecountert werden.

Wenn jetzt bekannt ist, wer wie viele Treffer abbekommt, wird der Schaden gewürfelt. Hierfür wird für jeden Treffer einmal mit dem grünen Würfel gewürfelt, und je nach Ergebnis gibt es einen bis drei Punkte Schaden (1-1-1-2-2-3). Ersatzweise darf auch für zwei Treffer einmal mit dem Luchador-Würfel gewürfelt werden (für die beiden Treffer wird dann aber nicht auch noch mit den grünen Würfeln gewürfelt). Mit dem Luchador-Würfel ist höherer Schaden möglich, aber man kann sich auch selbst verletzen (0-0-4-5-7-Stun). Verletzte / gestunte Wrestler dürfen die nächste Runde nur mit drei Würfeln würfeln.

Was macht man mit den Pin-Resultaten, wenn man sie nicht noch einmal würfelt? Wenn der Gegner mindestens ein Drittel seiner Gesundheit verloren hat (wird auf der Scorekarte deutlich angegeben), kann man versuchen, den Gegner zu pinnen. Hierfür würfelt man mit dem Pin-Würfel, der vier Ergebnisse bietet: zweimal kein Pin, zweimal Pin, einmal Stun und einmal 'Viva Luchador!' – hierbei jubelt man mit dem Publikum und erhält einen Punkt Stärke zurück, pinnt aber nicht. Stun macht dasselbe wie beim Luchador-Würfel.

Der Pin wird dann ausgewertet, indem der gepinnte Spieler würfelt. Er muss mindestens drei Block- oder Counter-Resultate vorweisen, wobei er Würfel, die das nicht sofort tun, maximal zweimal neu würfeln darf.

Wenn zwei Pin-Resultate auf den Wrestling-Würfeln übrig geblieben sind, wird jedes Resultat einzeln abgehandelt, wobei der Gepinnte beim zweiten und allen weiteren Durchgängen nur drei Würfel zur Verfügung hat um den Pin zu brechen.

Wenn der Pin nicht gebrochen werden kann, hat der Gepinnte das Spiel verloren. Außerdem verliert ein Spieler, wenn er alle Stärkepunkte verloren hat.

So eine Partie läuft ziemlich schnell, einschließlich Aufbau ist ein Match in der Regel schon nach fünf Minuten beendet. Vom Stil her ist es also ein echtes 'Beer-n-Pretzels-Game'.

Wer nachgedacht hat: Ja, es ist möglich beim Würfeln (und erst recht beim Nachwürfeln von Pin-Ergebnissen) gezielt so zu würfeln, dass Würfel des Gegners vom Spielbrett heruntergestoßen werden – das ist allerdings eine riskante Angelegenheit. Mit einer gehörigen Portion Geschick ist aber auch das eine akzeptabele Taktik, um dem Gegner noch Treffer wieder wegzunehmen.

Für mehr als zwei Spieler gibt es Tag-Team-Regeln, die allerdings dann auch nur gerade Spieleranzahlen abdecken. Hierbei ist es möglich, statt dem Gegner Schaden zuzufügen, "auszutaggen“ und den Partner in den Ring zu schicken – wofür man dann einen Stärkepunkt zurück erhält. Meist bringt es aber nichts, sich gegenseitig mehrmals hintereinander einzutaggen, da man vom Gegner meist mehr Schaden abbekommt als man durch das Taggen regeneriert.

Ohne Regel im Heft: man könnte auch Eliminations-Spiele im Stile einer Survivor Series einfach umsetzen, oder auch drei, vier, fünf oder sechs Spieler im Eliminationsstil gegeneinander antreten lassen (immer zwei im Ring, und jeder kann jeden eintaggen.

Allerdings ist die Verwendung des Luchador-Würfels – so attraktiv er auch sein mag – nicht sonderlich sinnvoll. Man verwendet zwei Hits (mit dem grünen Würfel im Durchschnitt 3,33 Punkte Schaden), um einmal den schwarzen Würfel zu würfeln, der im Durchschnitt über alle Seiten 2,67 Punkte Schaden gibt und zusätzlich noch die Chance bietet, sich selbst zu verletzen… Es ist allerdings auch eine Frage des Stils, was man wählt – der immerhin ist Maximalschaden des Luchador-Würfels höher als der, den man mit zwei einzelnen Würfeln erreichen kann.

Ein anderes Problem sollte allerdings nur unser Rezensionsexemplar betreffen: bei uns fehlte eine der Wrestler-Karten. Auf Nachfrage erklärte Backspindle Games, dass dies ein Einzelfall sei – auf der SPIEL wäre es wohl auch aufgefallen, wenn dies regelmäßig aufgetreten wäre. Es wurde auch umgehend zugesagt, dass ein Ersatzwrestler zugeschickt werde. Man kann aber auch ohne weiteres ohne eine zusätzliche Wrestler-Karte spielen, denn die Beschreibung der Spezialmoves hat reinen Flavourtext-Charakter, macht aber keinen Unterschied im Spiel; es reicht also der Score-Track. Man könnte aber auch, ausgehend von den Beispielen, eigene Wrestler bauen – oder auch mit angepassten Werten, die den Luchador-Würfel ein wenig aufwerten (dann sollte das aber für alle teilnehmenden Wrestler geschehen, damit das Gleichgewicht gewahrt bleibt).

Ich weiß leider nicht genau, wie teuer das Spiel im Laden sein wird. Auf der Webseite wird es für 24,99 Britische Pfund angeboten, das sind gut 28 Euro. Im Messekatalog stand es für 25 Euro. Beide Preise empfinde ich persönlich als etwas hoch, allerdings macht das Spiel ziemlich viel Laune.

Hersteller Backspindle Games
Autor Mark Rivera
Künstler MeowGod
Spieler 2-6 (bevorzugt gerade Anzahlen)
Denken 3-5
Glück 8
Geschicklichkeit 6
Preis ca. 25,– €

Ein Kommentar

  1. […] voriges Jahr wurde das von uns rezensierte Spiel Luchador über Kickstarter finanziert. Der Verlag will das Spiel jetzt in einer 2. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert