Hounds of the Sea
Auch Finnen spielen Rollenspiele – wieso auch nicht? Der Verlag Myrrysmiehet ist an sich wohl ein Rollenspielverlag, hat aber mit Hounds of the Sea eine Art Spiel versucht, das den traditionellen Brett- oder Kartenspieler ans Rollenspiel heranführen soll. Dazu bedient es sich gleich zweierlei: Erst einmal besteht es – neben den Regeln und einer Karte der Karibik – aus einem normalen Pokerdeck (wenn auch in piratischem Style mit entsprechender Artwork), und eben des Themas Piraten, das ja eigentlich immer aktuell ist.
Wie also läuft das Spiel? Die Spieler denken sich jeweils einen Charakter aus – wobei die Karten ein wenig helfen; die höchste Karte der ersten Kartenhand bestimmt, welche Position auf dem Schiff man hat – und dann geht’s auch schon los.
Abenteuer werden nicht geplant, sondern es werden Karten gezogen, die außer dem Kartenwert noch einen markigen Spruch, der aus einem beliebigen Piratenepos stammen kann, tragen. Diese Sprüche (oder im Falle von Bildkarten die Figuren) ergeben ein Storykonzept, und da sollte man schon genau lesen (es gibt z.B. sowohl "Pirates, French Pirates!“ als auch "Pirates, Spanish Pirates!“). Ein grober Storyplot entsteht, und wenn es zu Schwierigkeiten kommt, müssen diese eben bekämpft werden – hoffentlich mit den passenden Karten. So stehen Herzkarten für soziale Herausforderungen bzw. Charisma, um diese zu lösen, Pik für pures Glück (oder Pech), Kreuz für Action im Sinne von gefährlichen Herausforderungen (am besten per Säbel oder Pistole zu erledigen), und Karo für Gerissenheit und Trickserei.
Wenn man nichts passendes hat… nun… wenn es gefährlich wird… dann muss man vielleicht… nein, das darf man doch nicht… Piraten betrügen sich doch eigentlich nicht gegenseitig… oder… naja, wenn’s nicht um Leben und Tod geht… und nicht um Liebe… und nicht um Gold… und… ach was, Schwamm drüber. So eine Aktion bringt die passenden Kartenfarben aus den Händen der Mitspieler, aber auch eine Kerbe auf Davy Jones Liste, und wenn das zu viele sind… ja genau, dann wird dieser Charakter demnächst einen (phänomenalen) Abgang machen.
Klingt simpel? Ist es eigentlich auch, aber vielleicht wirklich ein Schritt in Richtung Rollenspiel für die, die es noch nie ausprobiert haben. Die Anleitung ist verständlich geschrieben (und zum Glück auf Englisch – denn ich kann zwar viele Sprachen, aber Finnisch ist noch nicht dabei…), und bringt auch ein wenig des Flairs in ihrer Wortwahl unter, insofern stimmt sie den Leser schon ein wenig aufs Genre ein. Die Spielmechanik erinnert ein wenig an eine Kreuzung aus Once upon a time mit 5th Age, zumindest was das Erzählen angeht, und eine unterhaltsame kleine Runde kriegt man damit sicherlich hin. Die Autoren empfehlen, dass eine Story etwa zwei Stunden dauern sollte (oder bis der Rum alle ist, oder alle zu besoffen…). Und im Anschluss kann man mit den durchaus stylishen Karten sogar noch wirklich pokern, wenn man möchte, die Artwork ist jedenfalls gelungen (allerdings sieht man das erst NACH dem Auspacken – die Schachtel ist so schwarz wie sie daherkommt eher unauffällig). Und wenn einem der Charakter liegt… kann man ihn ja vielleicht weiterverwenden? Neue Karten, neue Story…
Hersteller | Myrrysmiehet |
Autor | Jukka Sorsa, Ville Takanen |
Künstler | Hannamari Vahtikari |
Spieler | 3 |
Denken | RPG |
Glück | RPG |
Geschicklichkeit | RPG |
Preis ca. | € 20,- (im eigenen Webshop) |
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