Bacchanalia
…welcher Art auch immer, können einem bei Bacchanalia durchaus unterkommen. Das Spiel ist ein reines Erzählspiel, das davon lebt, dass die Mitspieler schön ausgeschmückt Szenen beschreiben, wozu die anderen Spieler durchaus Fragen stellen dürfen, wenn sie entsprechend Karten nutzen. Die Szenerie für das Spiel ist die Stadt Bertinoro im heutigen Italien, im Jahre 61 AD – dementsprechend sind dort die Sitten und Gebräuche, und es stehen auch noch die Bacchanalien an. Und genau deshalb haben sich sogar Götter unters Volk gemischt, wenn auch mit sehr verschiedener Motivation. Bacchus will Spaß – wilden Spaß, und seine Satyre tun es ihm gleich; Pluto will Blut sehen, Venus gibt der Liebe eine Chance, und Minerva will in diesem Tollhaus ein wenig für Ordnung Sorgen (na, dann viel Erfolg…).
Jeder Spieler denkt sich eine Rolle aus – beschreibt diese ausführlich – und auch den/die Geliebte dieser Spielfigur. Außerdem sollte es noch irgendein "Verbrechen gegen das Reich“ geben, dessen die Spielfigur angeklagt ist – ob zu recht oder nicht, spielt dabei weniger eine Rolle als das Verbrechen selbst und wer die Figur anklagt. Damit haben wir dann auch schon das Dilemma, in dem die Spielfiguren – jeder für sich – stecken: Sie wollen mit der Liebe ihres Lebens fliehen vor dem Arm des Gesetzes, denn der war zu dieser Zeit alles andere als zimperlich.
Wie das Spiel genau verläuft, und wie sich die Geschichte(n) der Figuren entwickeln, wird zumindest tendenziell durch die Karten bestimmt – es gibt 18 Deus-Karten (zeigen die beteiligten Götter, sowie den Ankläger, Satyre und Soldaten, nachher auch den Geliebten), und Umbra-Karten, deren Majorität jeweils bestimmt, wie es weitergeht – in Korrelation dazu, welche Deus-Karten man gerade hat. Die Deus-Karten wechseln je nach Aktion immer wieder den Besitzer, und in den Umbra-Karten sind auch die Parzen enthalten – tauchen sie auf, wird das Spiel jeweils intensiver, und bewegt sich weiter aufs Finale zu. Wie dieses Finale aussieht, bestimmen auch die Karten – wird es ein Happy End oder ein ganz tragisches Finale?
Wichtig ist, dass man sich vorher einig ist, wie weit man beschreiben will (dass das Spiel bei so einer Thematik "ab 18″ deklariert wird, ist sicher nicht falsch). Immerhin kann es hier durchaus zu sexuellen Ausschweifungen oder auch Gewaltexzessen kommen, wir spielen schließlich in der Antike, und da ist das alles andere als unrealistisch. Also sollte man sich im Klaren sein, mit wem man hier spielt, und notfalls vorher darüber reden, wo eine Grenze ist (auch dazu gibt’s in der Anleitung gut formulierte Hinweise). Ein wenig Kenntnis der Antike, der römischen Götterwelt usw. ist sicherlich nicht verkehrt, wenn auch nicht absolut nötig. In der Anleitung finden sich einige Anregungen, was welche Karte auslösen könnte, aber natürlich bringt jeder Spieler hier eigene Ideen ein, und so wird jede Partie anders verlaufen.
Das Ende ist entweder ein vorher vereinbartes (Zeit, oder eine entsprechende Anzahl der Parzen), oder eben ein Finale mit dem Geliebten, wenn’s denn (hoffentlich?) gelingt. Originell ist die Funktion der Karten, die man mit einem Smartphone hervorrufen kann – da findet sich plötzlich die Erklärung der Karte, wenn man sie anvisiert, was durchaus praktisch sein kann, es erspart schließlich das Nachschlagen. Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass das Spiel in Kooperation mit der Stadt Bertinoro entwickelt wurde, und es auch ein Angebot gibt, direkt eine Flasche italienischen Weines mitzubestellen (der fließt in den Geschichten sowieso in Strömen, und beim Spiel mag man ja vielleicht auch das ein oder andere Glas trinken…
Hersteller | Narrattiva |
Autor | Paul Czege, Michele Gelli |
Künstler | Claudia Cangini |
Spieler | 3-6 |
Denken | — |
Glück | — |
Geschicklichkeit | — |
Preis ca. | € 11,90 (Normalversion) / 29,90 (deluxe) |
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