Humanu – Du hast Rechte
Jeder redet darüber, aber kaum jemand weiß, was das Thema eigentlich genau beinhaltet. Nein, ich spreche hier ausnahmsweise nicht über eine Rollenspielrunde, sondern über wirklich so ziemlich jedermann. Und das Thema, über das so viele Irrungen und falsche Vorstellungen im Umlauf sind, ist das Thema des heutigen Blog Action Days: Menschenrechte.
Nicht nur deshalb haben sich einige öffentlich-rechtliche Organisationen und einige NGOs gebildet mit dem Ziel, das Wissen um Menschenrechte zu fördern. Oftmals geschieht dies dann auch als Teil der normalen Aufgaben, wie bei der Bundeszentrale für politische Bildung, oder mit speziellen Augenmerk auf bestimmten Rechten, wie bei Reporter ohne Grenzen. Eine weitere derartige Institution, die nicht so bekannt ist, ist das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum (EPIZ), das neben tatsächlicher Entwicklungspolitik auch die Menschenrechte im Programm hat. Als 'Unterrichtsmittel' hat EPIZ das Spiel Humanu – Du hast Rechte herausgebracht.
In einer relativ kleinen, länglichen Schachtel (ca. 26×11×3 cm3) findet man
- ein Regelheft auf Deutsch
- 147 Aufgaben- und Aktionskarten in gelb, rot und blau
- 1 Farbwürfel mit den Farben gelb, blau und rot
- eine Sanduhr
- 19 Rollenkarten (grün)
- ein Heftchen mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
Die Karten sind aus stabiler Pappe, aber man merkt ihnen an, dass sie aus einem semi-professionell gemachten Spiel stammen: keine gerundeten Ecken, und nicht plastifiziert. Das Regelheft stimmt nicht ganz mit dem vorhandenen Spielmaterial überein: laut Regelheft soll der Würfel statt rot einen grünen Punkt haben, und die Sanduhr soll eine halbe Minute laufen. In unserem Exemplar lief sie aber ziemlich genau doppelt so lange, nämlich 59,5 Sekunden. Da einige Spielmechanismen ein Zeitlimit von 30 Sekunden setzen, nehme ich an, dass im Falle der Sanduhr die Spielregel sagt, was sein sollte. Was den Würfel betrifft: Auf einem Foto auf der Webseite des EPIZ ist anscheinend noch eine ältere Version des Spiels abgebildet – und hier sind die gelben Wissens-Karten noch grün; wahrscheinlich ist dies in der Spielanleitung nicht angepasst worden.
Außerdem benötigt man noch Papier und Stifte (oder, in der sozialen Bildung und Jugendarbeit besser eine Flipchart oder ein Whiteboard und die dazu gehörenden Stifte oder eine große Wandtafel mit passender Kreide).
Das Spiel läuft fast genauso, wie man sich das bei dem Material schon denkt: mehrere Gruppen spielen gegeneinander. Jede Gruppe sollte zwei bis sechs Mitglieder haben, und die Gruppen sollten ungefähr gleich groß sein.
Die Gruppe, die an der Reihe ist, würfelt mit dem Würfel, und ein Gruppenmitglied zieht die oberste Karte des Stapels mit der gewürfelten Farbe. Auf den Karten ist jeweils eine Aufgabe abgedruckt, sowie am oberen Rand ein Thema, ein bis drei Sanduhr-Symbole, ein Schwierigkeitsgrad und ein bis drei Punkte. Die Aufgaben unterscheiden sich nach der Farbe der Karten.
Bei roten Karten muss entweder eine Rede von 30 Sekunden zu einem Thema gehalten werden, ein Plakat gezeichnet oder eine offene Frage beantwortet. Blaue Karten erinnern an das Spiel 'Activity‘: ein Begriff muss umschrieben werden, gezeichnet oder pantomimisch dargestellt, oder ebenfalls eine offene Frage beantwortet. Gelbe Karten hingegen prüfen das Wissen: mit Multiple-Choice-Fragen, Wahr-oder-Falsch-Fragen oder auch mit offenen Fragen.
Alle Gruppen bearbeiten die Frage gleichzeitig, nach Ablauf der Zeit hat aber die Gruppe, die an der Reihe ist, als erste das Recht, sie zu lösen. Wenn ihr das nicht gelingt, darf die nächste Gruppe ihre Lösung vorstellen – es gibt aber keine zusätzliche Zeit. Oftmals hat man also in der Zeit, in der die erste Gruppe die Aufgabe löste, selber auch gearbeitet, ohne dafür Punkte zu erhalten.
Die "Moderatoren“ legen vorher fest, wie lange das Spiel dauern soll: eine bestimmte Zeit, eine bestimmte Anzahl Runden, oder bis ein Team eine bestimmte Punktzahl erreicht hat. Das Team mit den meisten Punkten gewinnt.
Die Aufgaben sind recht vielseitig, auch wenn das Thema natürlich in allen Fragen und Aufgabenstellungen wiederzufinden ist. Allerdings sind ein paar kleine 'Ausreißer' festzustellen, die aber eher den Spielmechanismus betreffen, und nicht das Thema und den Lehr-/Lernzweck.
Bei den 'offenen Fragen' der blauen Reihe ist eine Wahr-oder-Falsch-Frage dazwischengerutscht, die eigentlich zu den gelben Karten gehören würde. Und eine Fragestellung der gelben Karten taucht mit nahezu identischem Wortlaut und nur etwas anderem Layout auf zwei Fragekarten auf – wenn diese kurz nacheinander auftauchen, hat die Gruppe, die die zweite Karte erhält, einen deutlichen Vorteil. Außerdem sollte man bei dieser Karte das Thema nicht nennen – das ist nämlich gleich die richtige Antwort auf die Multiple-Choice-Frage. Und um das Maß voll zu machen: auf einer dieser beiden Karten findet sich nur ein Schwierigkeitsgrad (der von dem auf der anderen Karte auch noch abweicht), aber weder Sanduhr-Symbole noch ein Punktewert. Diese Karte sollte man aussortieren, bevor das Spiel beginnt.
Die grünen Karten – die in der Spielregel des eigentlichen Spiels nicht auftauchen – sind schließlich dazu gedacht, das Thema im Unterricht weiter zu vertiefen und Diskussionen anzustoßen.
Die Fragen sind teilweise sehr schön, kamen mir selber teilweise aber auch eher trivial vor. Einige Fragen (oder die Antworten darauf) dürften aber die meisten Spieler überraschen. Welches war der einzige erfolgreiche Sklavenaufstand der Geschichte? Gab es Menschenrechte (im Sinne von: Rechte, die für alle Menschen gelten) schon in der Antike? Gibt es Länder, in denen z.B. Steuerhinterziehung und Einbruch mit der Todesstrafe bestraft werden? Gibt es in Indien Menschen, die sozusagen einem 'dritten Geschlecht' angehören und sich nicht als männlich oder weiblich einordnen müssen? (Das letzte ist übrigens die oben erwähnte, falsch eingeordnete blaue Fragekarte.)
Als Gesellschafts- oder Partyspiel ist Humanu sicher eher weniger geeignet – obwohl man sich Gruppen vorstellen kann, die so ein Spiel auch als Gesellschaftsspiel spielen könnten – aber als Spiel in der Jugend- und Erwachsenenbildung ist es sicher eine gute Grundlage, um einen Lehrabschnitt über Menschenrechte zu eröffnen und/oder abzuschließen. Es sei jedem, der in diesem Bereich tätig ist, wärmstens ans Herz gelegt.
Hersteller | Entwicklungspolitisches Bildungs- und Informationszentrum e.V. |
Autoren | Urte-Maren Schulz, Sarah Pennings, Marie Friese (Red.) |
Künstler | Nayeli Zimmermann |
Spieler | 4-30 |
Denken | 8 |
Glück | 3 |
Geschicklichkeit | 6 |
Preis ca. | 10 € (Schutzgebühr), oder Ausleihe aus der Mediothek des EPIZ |
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