Alte Messe in neuen Hallen
Tja, das war sie also, die SPIEL in den Hallen 1, 2 und 3 der Messe Essen. Die großen Hallen der 'alten' SPIEL fühlten sich im Vergleich an wie kleine Zimmer. Durch die neue Einteilung sind dann auch viele Stände umgezogen, was bei einigen dazu führte, dass sie ziellos um gesuchte Stände herumirrten, bis sie sie schließlich fanden. Oder dass sie sie gar nicht fanden, weil der Stand so gar nicht so aussah, wie man ihn vielleicht erwartet hätte.
Das hatte auch zur Folge, dass man häufiger einmal angesprochen wurde: "Habt ihr $Verleger gesehen? Wisst ihr, wo der Stand ist?“ Glücklicherweise konnten wir in der Regel helfen, so wie dem einen Verkäufer einer LARP-Wirtschaft, der einen Verlag suchte, den ich nicht kannte. Als er aber dann das Spiel nannte, um das es ihm ging, konnte ich ihm sofort weiterhelfen: Der Verlag war ein amerikanischer und dieses Jahr nicht auf der SPIEL, Restexemplare des Spiels vom Vorjahr waren aber bei einem befreundeten Verlag erhältlich – und sollten nach dem Messeende nach Amerika versandt werden. Wenige Sekunden später sah man einen LARP-Wirt durch die Hallen wetzen…
Ein wenig verworren eingeteilt waren die Hallen schon. Halle 1 hatte ein gewisses Zickzack-Muster, wodurch es leicht war, einzelne Gänge zu übersehen. Noch ungünstiger war es allerdings in Halle 2, wo einige Brett- und Rollenspiel-Hersteller sich unverhofft mitten in der LARP-Ecke wiederfanden, wo sie dann eine relativ ruhige Messe verbrachten, weil die Laufkundschaft es gar nicht bis zu ihnen schaffte.
Wirklich ruhig war es aber nirgendwo – weder von der Kundschaft her, noch vom Lärmpegel. Die Messe wirkte nicht viel lauter als in den letzten Jahren auch, mit einer Ausnahme: Das PA-System überraschte mit nervtötend schrillen und lauten Ping-Tönen, wenn eine Durchsage gemacht werden musste. Was dann allerdings angesagt wurde, bliebt meist ein Geheimnis. Ein bekannter fasste einmal eine Durchsage so zusammen: "Der Fahrer des Wagens Krrschschkrrr wird gebeten, umgehend seinen Wagen aufzusuchen.“ Und genauso hatte es auch geklungen…
An manchen Stellen waren interessante Informationen zu erhalten. So wunderte Grey Ghost sich, dass die einfachsten FATE/FUDGE-Würfel (solids, größtenteils in weiß) wie Blei liegen blieben, während Gems und andere schönere Würfel reißenden Absatz fanden. Dass gerade deutsche Rollenspieler die weißen Solids gerne mit dem Rechnenlernen in der Grundschule assoziieren, war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen. Das Geschäft mit den Würfeln soll aber – vor allem mit Erscheinen von Fate Core – in letzter Zeit ziemlich stark angezogen sein. Zu gönnen ist es dem Verlag, der diese Würfel ja mit FUDGE erst populär gemacht worden.
Interessant ist es natürlich auch immer (und wir nennen hier ganz bewusst keine Namen),zu hören, wenn ein Lizenznehmer, nachdem der originale Lizenzgeber die Rechte an eine neue Firma übertragen hat, beim ersten Kontakt mit dem neuen Lizenzhalter feststellt, dass die Tatsache, dass es einen deutschen Lizenznehmer gibt, beim neuen Eigentümer nicht bekannt ist…
So viel zu den Spieleneuigkeiten. Jetzt aber noch ein paar Anmerkungen zur Messe.
Dadurch, dass das Pressezentrum vom Parkhaus gesehen noch hinter Halle 3 lag, war der Anmarschweg gefühlt drei- bis viermal so lang wie früher. Je nachdem, wann man morgens ankam, kam da noch ein ewiger Weg durch die Parkhausgänge hinzu. Aber dafür war das Pressezentrum selber deutlich schöner als früher.
Und eine Sache, die auch positiv auffiel: die Preise der Verpflegungsstände waren zumindest teilweise in recht akzeptabelem Bereich. Zwar musste man die Preise vergleichen – eine Teigtasche Döner Art konnte man an verschiedenen Ständen zu recht unterschiedlichen Preisen erwerben – im günstigsten Fall nur minimal teurer als beim 'Türken umme Ecke'. Und teilweise waren die Preise auch sehr hoch – eine spiralförmig geschnittene, auf dem Spieß frittierte Kartoffel für knapp 3 Euro, bei einer Kartoffelmenge, die einer kleinen Portion Pommes entspricht, ist heftig, und auch das Eis war auch mit wohlwollender Einstellung nur als teuer zu bezeichnen. Wirklich positiv ist aber der Grillstand zu vermerken, der im Innenhof zwischen den Hallen stand. Der Schultenhof, der regelmäßig mit der Messe Essen zusammenarbeitet, hatte ein wirklich günstiges Angebot, mit einem großen Nackensteak und Krautsalat im Brötchen für fünf Euro. Das Steak war außerdem sehr zart und schmeckte hervorragend – und der Schultenhof ist auch noch Bio-zertifiziert.
Die Hallen wirkten geräumiger – die Gänge waren meist angenehm breit, und auch die Stände hatten mehr Platz, so dass man auch zwischen den Spieltischen hindurch kommen konnte. Dass die Messe aber kleiner oder gar leerer geworden wäre, wie manche dachten, können wir nicht bestätigen. Sie war so voll und so geschäftig wie immer.
Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf das nächste Jahr.
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