Halle 3: Groß und klein
Wer unsere Berichte von der SPIEL der letzten Jahre verfolgt hat, wird sich vielleicht wundern. Nanu, heute nicht die Rollenspielhalle, sondern eine andere? Haben wir uns geirrt? Oder will Roachware Rollenspiele aus dem Fokus des Blog entfernen und nicht mehr darüber schreiben?
Weder – noch. Die Änderung unseres Schlachtplanes ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass durch die neue Halleneinteilung und die teilweise überraschenden Umschichtungen der Stände eine neue Strategie nötig wurde. Und da haben wir beschlossen, heute mit Halle 3 anzufangen (in der Befürchtung, dass diese am Wochenende wohl die vollste Halle werden dürfte), und morgen mit Halle 2 weitermachen wollen (wo dann auch die Rollenspielstände sind).
Offiziell sollte die Messe ja um 10 Uhr öffnen, die Türen gingen dann aber schon zwischen viertel vor und zehn vor zehn auf – was, wie wir sehen konnten, einige Verlage ein wenig auf dem linken Fuß erwischte, die noch damit beschäftigt waren, Tische und Spielmaterial vorzubereiten oder ihre Erklärteams einzuweisen. Das gibt natürlich für die nächsten Tage Hoffnung, sollte aber nicht als Garantie gesehen werden, dass es morgen genauso sein wird.
Halle 3 ist eine interessante Mischung aus Ständen, die man früher in 10/11/12 fand (nahezu alle großen Verlage) und aus Ständen, die früher in den Hallen 4 und 5 standen.
Ein interessantes Projekt ist Leaders von Rudy Games, einem Verlag aus Linz. Ein Brettspiel für Tablets ist eine ganz passende Beschreibung dieses strategischen Brettspiels. Das Tablet wird wirklich nur genutzt, um Dinge zu realisieren, die mit herkömmlichen Brettspielmechanismen nicht vernünftig umzusetzen sind. So kann man mit dem Tablet (es wird nur eines für das Spiel benötigt) Spionage bei den Mitspielern durchführen, ohne dass diese es notwendigerweise mitbekommen – wenn man das bei einem normalen Brettspiel tut, weiss der Mitspieler sofort, wer sich seine Planung für die nächste Runde angesehen hat…
Kaleidos Publishing verursachte bei mir beinahe ein Schleudertrauma. In den Urzeiten dieses Blogs hatte ich gefragt, ob jemand wisse, was mit Kidult Games geschehen sei – niemand konnte mir helfen. Inzwischen ist deutlich, dass der Verlag nicht mehr existiert. Um so überraschender, als ich bei Kaleidos zwei Spiele entdeckte, die ich noch vor der Zeit dieses Blogs für den Nieuwsbrief des Nimwegener Spieleclubs Casus Belli besprochen hatte: Coyote und Dice Run. Beide hatten mir damals schon gut gefallen, und Dice Run soll sogar noch einige taktische Optionen hinzu gewonnen haben. Ich bin gespannt, wie es sich jetzt spielt – die Ideen schienen mir jedenfalls sehr sinnvoll zu sein.
Die italienische Bang-Verlag dV Giochi hatte dieses Jahr nicht nur das Miglio Gioco Inedito von Lucca im Sortiment, sondern auch – zur Feier des zehnjährigen Jubiläums dieses Preises – den allerersten Preisträger. Außerdem haben sowohl dV als auch Abacus das Bang!-Würfelspiel auf dem Stand.
Bei Clicker gibt es dieses Jahr wieder ein Spiel mit viel Logik und Ausschlussverfahren – aber diesmal nicht, um Lösungen zu finden, sondern um Punkte zu machen, durch Anwendung der Mechanismen, statt durch logische Deduktion. In Café Melange wollen die Gäste möglichst nahe bei den berühmten Persönlichkeiten der 20er Jahre sitzen.
Die Japaner von Japon Brand hatten bereits wieder vier Spiele als 'ausverkauft' ausgeschrieben. Noch nicht ausverkauft war beispielsweise Sushi Draft, das in einer Schachtel daherkommt, die wie eine runde Reiskoch-Dose oder Dim-Sum-Dose aussieht und String Savannah, das das 'String Railways‘-Prinzip auf Tiergehege in der Savanne anwendet. Und natürlich müssen wir Eat Me If You Can nennen, das schon vom Titel her falsche Vorstellungen wecken kann.
Capstone kommt aus Asien, und wird gefunden am Stand von Swan Panasia. Bluff im Zoo ist ein witziges Bluff-Spiel um Tiere, das ein wenig an Spiele wie Mäxchen oder Ravensburgers Bluff erinnert, das ganze mit einigen schönen Tierzeichnungen garniert.
Für Filmfans bietet Oliphante ein Spiel um Filmbeschreibungen. Wie hiess doch dieser Film wieder… ihr wisst schon… mit den Musikern im Auto, bei dem die Musiker am Ende im Gefängnis landen? Ja, richtig – Blues Brothers… Movie Trailers kommt zum Genre passend – und sehr spielregalunfreundlich – in einer ausgewachsenen Filmdose daher.
Kostbare Kulturschätze wollen gerettet werden in Mauna Kea von Huch and Friends. Das Retten ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der namensgebende Vulkan bricht gerade wieder einmal aus, und die Lava bedroht nicht nur die Kunstschätze sondern auch die Spielfiguren der Mitspieler.
Franjos hat eine neues Ausgabe des 'Kupferkessels‘, das 2001 bei Goldsieber erschienen war. Die neue Version, Glastonbury erweitert das Spiel für vier Spieler und bietet zusätzliche taktische Möglichkeiten.
Aus den Niederlanden, von White Goblin Games kommt Pasha, ein Spiel, bei dem mit schön gestalteten Würfeln darum gewürfelt wird, wer die wichtigsten Würdenträger am Hofe des Pashas stellen darf – und damit die besten Chancen hat, der nächste welche zu werden.
Wenn man bei Spielen nur 'grün' sagt, muss das 2F Spiele sein, also aus dem Hause von Friedemann Friese stammen. Dieses Jahr wurde ein Spiel um die Süßigkeiten, die auf vielen Tischen während des Spielabends herumliegen, grünifiziert: Futterneid.
Von Gerhards kommt wieder ein sehr schönes Spiel in eleganter Holzausführung: bei Parallelo versucht man, diese schiefen Vierecke auf einem Raster zu bauen, wobei man auch Steine des Gegenspielers mitverwenden muss.
Es ist zwar ein Kinderspiel, aber schon vom Titel her konnten wir einfach nicht widerstehen – und so wird in naher Zukunft auch das Kinderspiel Kakerlakak von Ravensburger mit der Microchip-gesteuerten Kakerlake besprochen werden – genau wie für alle Freunde des gesenkten Niveaus (Vorsicht: Ironie) das Bürostuhl-Wettrennspiel Stromberg.
Beenden wir den heutigen Rundgang mit einem Schalentierspiel: Copa von Steffen Spiele kommt in einer – für Steffen-Spiele ungewöhlich – großen Schachtel daher wie ein Kalaha-Verschnitt, und auch wenn die Regeln teilweise an den großen Klassiker angelehnt scheinen, scheinen sie im Detail – und durch die verschiedenen Lay-outs, die mit den Schalen möglich sind – doch etwas sehr selbständiges zu sein.
Es gibt natürlich noch mehr große Verlage in Halle 3, bei einigen haben wir in den nächsten Tagen noch Termine, deshalb haben wir uns diese Spiele heute nicht so intensiv angesehen.
So viel für heute, morgen geht es dann weiter, vor allem mit Rollenspielen.
Abseits der großen Verlage bin ich in Halle 3 über "Ready to Rock!“ gestolpert. Ein nettes Themenspiel für 3-9 Rockfans, die sich mit Karten durch die Crowd zum VIP-Bereich vorarbeiten müssen. In Eigenregie verlegt, und mit 12 Euro Messepreis ein guter Deal. Zu finden weit hinten an der Außenwand nahe der SAZ.