Baker Street No. 10
Was ist denn ein Krimi-Snack? Die Frage mag man sich stellen, wenn man dieses kleine Heft vom Samhain-Verlag in der Hand hält. Nun, es handelt sich um ein kurzes Rollenspielszenario für bis zu 7 Spieler (die man meiner Meinung nach auch dabeihaben sollte – die Charaktere sind alle interessant, und es ist schade, das nicht auszunutzen), die alle irgendeine Rolle im Drogen- und Rotlichtmilieu der Londoner Unterwelt spielen. Wir schreiben das Jahr 1885…
Wer ein wenig Ahnung von Geschichte hat (oder auch gerne mal Doyle liest) kann sich um so besser in die Atmosphäre hineindenken, in der dieses kurze Szenario gesetzt ist. Vor einigen Stunden ist unangenehmerweise die Leiche eines Drogenkuriers in der Themse gefunden worden, was dazu führen wird, dass der Yard herumschnüffelt – noch mehr und noch unangenehmer als er das sowieso schon tut. Um dies zu vermeiden, finden sich die Leute, die zu dem toten Jamie Cunningham zumindest eine Beziehung hatten, im Drunken Boar ein – der Wirt dieses Pubs ist auch eine der Spielfiguren, der auch ein wenig moderieren soll, schließlich finden eine ganze Menge Geschäfte gerade hier statt.
Und auch die anderen Teilnehmer sind eher zwielichtiges Gesindel – Opiumbaron, Drogenlieferantin, Zuhälter, Stripperin, Schläger und krimineller Arzt. Interessanterweise haben nicht nur alle diese Leute etwas mit Jamie zu tun gehabt, sie haben auch alle irgendwo Dreck am Stecken und unter Umständen auch alle ein Motiv, ihn auszuknipsen… man kann sich sicher sein, dass einer von ihnen der Täter war, nur eben wer, und wieso?
Das herauszubekommen ist das Ziel der Nicht-Täter, aber zunächst verdächtigt erst mal jeder jeden, denn jeder Spieler erhält nur ein A-4 Blatt mit einer kurzen Hintergrundgeschichte seines Charakters, und kurzen Anmerkungen zu den anderen, die man auf der Rückseite findet. Und dann geht es auch schon los – in einer guten Stunde sollten die Spieler zu einem Schluss kommen, wen (und mit welchem Motiv) sie dem Yard als den Verantwortlichen anzeigen. Aber ob sie die richtigen Schlüsse ziehen, oder ob der Mörder es erfolgreich schafft, einen anderen für die Tat verantwortlich zu machen, das steht in den Sternen, oder eher im Nebel Londons.
Mehr Details kann ich hier nicht verraten, da es das Spiel ausmacht, gerade diese Zusammenhänge im Rollenspiel herauszufinden; ich finde die Zusammenhänge jedenfalls gut durchdacht, und vor allem kann man gut hineinfinden (wenn man etwas für das Genre übrig hat). Das ganze ist im Format eine kleinen Heftchens gehalten, die Charaktere sind in der Mitte enthalten und sollten herausgetrennt werden – dann kann man sie, wenn gewünscht, auch mit der Post verschicken (das Aufbiegen der Klammern kann ein wenig lästig sein, aber erinnert irgendwo auch an Bastelbögen aus den frühen 80ern), dann können die Spieler sich wenn möglich auch ein wenig passend kleiden zum Krimi-Snack.
Insgesamt ein reizvolles kleines Szenario, mit wenig Aufwand und auch preisgünstig. Allein der Wiederspielwert ist quasi nicht vorhanden, es sei denn, man lädt sich eine komplett andere Gruppe ein.
Anm.: Das kleine Abenteuer hat heute seinen Erstverkaufstag – wenn man es nicht gerade auf der SPIEL erworben hat -, erscheint also genau zur rechten Zeit, um es im Dezember (als kleine Silvesterparty?) auf die Beine zu stellen.
Hersteller | Samhain-Verlag |
Autor | Rolf Hofstetter |
Künstler | Leander Aurel Taubner, Alexander Müller |
Spieler | 4-7 (am besten mit 7) |
Denken | RPG |
Glück | RPG |
Geschicklichkeit | RPG |
Preis ca. | 4,95 € |
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