Der Schatz von Castellina
Die dunkle Jahreszeit ist eine Zeit, in der das Interesse an Spielen wieder wächst, die Spieler der verschiedensten Altersstufen an einen Tisch bringen können. Meist läuft das dann auf Mensch ärgere Dich nicht, Malefiz oder ein anderes eher glücksbetontes Spiel hinaus, denn ansonsten haben die erwachseneren (und damit auch erfahreneren) Spieler meistens Vorteile, und wenn sie sich bewusst 'dumm' anstellen, merken die jüngeren Spieler das in der Regel doch, und finden das dann auch meist ziemlich blöde. Schön, wenn man dann ein Spiel aus dem Schrank holen kann, das allen Teilnehmern faire Chancen gibt ohne dies durch den Glücksfaktor regeln zu müssen. Kim- und Erinnerungsspiele sind da natürlich eine gute Wahl.
Ein mit Kim verwandtes Spiel ist Der Schatz von Castellina. Herr Rossi suchte hier nicht das Glück, hat aber doch mit dem Spiel zu tun: Autor des Spiels ist Carlo A. Rossi, von dem u.a. auch Alchemist oder Zoowaboo stammen. Und der Künstler ist Michael Menzel, der in der Spieleszene auch kein Unbekannter ist: er hat beispielsweise Waka Waka, Die Legenden von Andor oder auch Santiago del Cuba in seinem Lebenslauf stehen. Der Verlag (moses. Spiele) ist bislang eher bekannt für seine Black Stories, die auch schon einmal pink sein können… Allerdings ist dies auch nicht der erste Ausflug von moses. (nur richtig in klein und mit Punkt) in die Gesellschaftsspielewelt.
In der Schachtel im Eurogame-Quadratformat findet man folgende Teile:
- ein deutschsprachiges Regelheft
- 50 Edelsteine in 5 Farben (je 10 in gelb, rot, grün, blau und weiß)
- 4 Schatztruhen-Marker in gelb, rot, grün und blau
- eine Reihe Papp-Bauteile, aus denen man ein Schloss zusammenbauen kann, mit einem großen Innenhof
Die Spielregel kann man auch beim Verlag downloaden. Die Edelsteine sind schöne, bunt lackierte Holzsteine – Würfel in zwei verschiedenen Größen und runde Steine.
Die Pappteile, die die Schatztruhen darstellen und aus denen das Schloss zusammengebaut werden soll, sind sehr dick und wertig, der Zusammenbau des Schlosses geht nach der Anleitung sehr einfach von der Hand. Über die Güte der Lackierung kann ich natürlich nichts sagen – für eine Analyse à la Stiftung Warentest habe ich weder die technischen noch die finanziellen Mittel.
Vor dem Spiel werden die Edelsteine wild im Schlosshof verteilt, und man hat eine kurze Frist Zeit, sich die Position einzuprägen. Dann darf man reihum versuchen, durch den Schlosseingang hindurchgreifend (also ohne die Steine sehen zu können) einen Stein in der eigenen Farbe herauszuholen. Wenn dies gelingt, darf man wie bei Memory oder Mikado weitermachen. Wenn man einen weißen Stein erwischt, muss man ihn ebenfalls in der eigenen Schatztruhe ablegen. Allerdings ist das gefährlich, denn wer drei weiße Steine (Fälschungen) sammelt, scheidet aus. Wenn man einen fremden Stein erwischt, muss man ihn dem Spieler geben, der die Farbe sammeln muss, falls vorhanden – ansonsten wird er in den Schlosshof zurückgeworfen – und der nächste Spieler ist an der Reihe. Es wird nichts gesagt, ob man weiterspielen darf, wenn man einen weißen Stein erwischt hat – ich würde aber vorschlagen, dass nicht. Währenddessen können die anderen Spieler natürlich sehen, was im Schlosshof vor sich geht (und entsprechend schadenfroh grinsen). Man solle auch zuschauen, denn durch die Versuche verändert sich ja auch die Lage der nicht genommenen Edelsteine, und daran sollte man sich erinnern, wenn man selber an der Reihe ist.
Wer als erster alle zehn eigenen Edelsteine gesammelt hat, gewinnt. Allerdings wird die Runde noch zu Ende gespielt, so dass es mehrere Sieger geben kann.
Als Profi-Regel wird noch vorgeschlagen, dass jeweils der linke Nachbar ansagt, welche Steinform man aus dem Schloss holen soll.
Neben dieser Profi-Regel gibt es natürlich noch eine Menge anderer Hausregeln und Regelvarianten, die man sich ausdenken kann – sei es, dass weiße Steine zurückgeworfen werden, sei es, dass ein fünfter Spieler mit weiß spielt, und so weiter.
Der Schatz von Castellina ist also weder ein reines Kim-Spiel noch ein reines Memory-artiges Spiel, sondern eher eine Kombination der beiden. Obwohl das Thema eher kindgerecht wirkt und das Spiel auch vom Material her kindgerecht ist (das Spiel wird als 'ab 5 Jahren' angeboten, was auch ganz gut passt): Dieses Spiel macht auch in einer Erwachsenenrunde viel Spaß, schon alleine der Schadensfreude-Faktor ist hier sehr stimmungsfördernd. Eine Partie ist auch schnell beendet, so dass eine Revanche-Partie meist nicht ausbleibt. Dies Spiel schlägt wirklich erfolgreich die Brücke, so dass Kinder und Erwachsene zusammen spielen können, ohne dass sich dabei Ungleichgewichte ergeben.
Hersteller | moses. Verlag |
Autoren | Carlo A. Rossi |
Künstler | Michael Menzel |
Spieler | 2-4 (5 mit Hausregel) |
Denken | 6 |
Glück | 4 |
Geschicklichkeit | 4 |
Preis ca. | 19,95 € |
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