Pure Halloween
In die Jahreszeit passt Pure Halloween ganz sicher – allerdings ist diese Thematik nicht unbedingt notwendig, das stellt man schnell fest, wenn man das Spiel einmal genauer anschaut. Lediglich die Spielsteine tragen Symbole, die zur Halloween-Thematik passen – jeweils als gelbe und rote Steine liegen 3 Geister, 2 Sensenmänner, 2 Fledermäuse, 2 Hexen, 2 schwarze Katzen und 1 Kürbis vor. Dazu kommt noch ein Spielbrett, schlichtes Schwarz, das an ein Sudokubrett erinnert – also 9 große Quadrate, die jeweils in 9 kleine Quadrate unterteilt sind.
Was tut man nun damit – nun, man möchte als erster alle Gebiete besetzen – also in allen 9 großen Quadraten zumindest eine Figur stehen haben. Zu Beginn des Spieles stehen noch gar keine Figuren auf dem Brett; wer an der Reihe ist, kann eine Figur einsetzen, oder eine ziehen. Trotz der stellenweise etwas holprigen Übersetzung der Regel (vorhanden in Deutsch, Englisch, Rumänisch und Ungarisch – wo Deutsch nicht eindeutig war, hat Englisch geholfen) ist folgendes Prinzip einfach zu verstehen: Ein Spielstein – außer dem allerersten – kann nur eingesetzt werden, wenn er einen anderen (ab dem 2. eingesetzten einen eigenen) Spielstein berührt; außerdem darf er nicht in ein völlig unbesetztes großes Quadrat eingesetzt werden. Gezogen werden darf nur so, dass kein Stein unverbunden zurückbleibt, was viele Taktiken der Fesselung erlaubt. Jede Art Spielstein hat eine eigene Bewegungsregel – die meisten dürfen dabei über andere Steine hinweg bewegt werden, eine Ausnahme bildet der Sensenmann (und der Kürbis, aber der bewegt sich ohnehin nur ein Feld weit).
Eine besondere Rolle hat der Sensenmann (daher ist der Spielstein auch doppelt so hoch wie die anderen): er kann zwar nicht springen, aber unter Umständen andere Spielsteine vertreiben. Wenn ein Sensenmann in ein großes Quadrat gesetzt wird oder zieht, muss ein einzelner gegnerischer Spielstein das Gebiet verlassen – oder ein anderer Stein zur Verstärkung hineinkommen. Ausnahme ist da natürlich ein eigener Sensenmann – der interessiert sich eher wenig für den Artgenossen, und der Geist darf eine Runde bleiben, wenn er will, muss dann aber auch weichen.
Das klingt auf den ersten Blick sicher simpel – aber die Möglichkeiten, die man hat, den Gegner einerseits zu blockieren, andererseits möglichst schnell alle Gebiete zu besetzen, sind schier endlos. Und wie man das ja so bei Strategiespielen kennt, überlebt ein Plan den Kontakt mit dem Gegner – na, wie lange? Genau, wenn’s hoch kommt 2 Sekunden. Vor allem ist es durch die vielen Möglichkeiten auch nicht so einfach, vorauszuberechnen, was der Gegner wohl als nächstes tun könnte. Einen kleinen Anhaltspunkt mag geben, welche Spielsteine er noch zur Verfügung hat, denn: Was einmal eingesetzt ist, kann nur noch gezogen werden.
Sicherlich braucht es ein paar mehr Partien, um auch Feinheiten im Spiel zu finden; mancher Spielstein erscheint zunächst eher unnütz, ist es aber nicht, wenn man ihn richtig einsetzt. Nicht alle sind gleich so offensichtlich, und es ist sicherlich ein Spiel, das Improvisationskünstler ein wenig bevorteilt – aus einer Situation eben etwas zu machen, mit was auch immer man gerade an Ressourcen hat.
Ein kleines Manko ist die stellenweise etwas holprige Übersetzung der deutschen Spielregel – man muss manchen Passus mehrmals lesen, um genau zu verstehen, was gemeint ist, aber zum Glück gibt es gute Bildbeispiele, die dann noch einmal verdeutlichen, was gemeint ist; im Zweifelsfall ist die englische Regel ein wenig verständlicher (ich kann leider weder Rumänisch noch Ungarisch, und Rumänisch ist zwar von Latein ableitbar, aber schon weiter weg als andere romanische Sprachen…). Insgesamt ist das aber sicherlich zu verschmerzen – außerdem ist das Spielmaterial wirklich schön und griffig, Holz bekommt man ja leider nicht immer geliefert, hier wird der Spieler qualitativ definitiv gut behandelt.
Gesamtfazit: Hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem weil ich Spiele mit geringem bis keinem Glücksfaktor sehr mag. Eine Partie kann sehr schnell gehen, was sicherlich ein Vorteil gegenüber sonstigen klassischen Duellspielen wie bspw. Schach ist. Dennoch ist es sicherlich etwas für Schach- (oder Shogi-) Spieler, allein schon was die potentielle Vorausberechnung von Zügen angeht.
Hersteller | Mind Fitness Games |
Autoren | József Dorsonczky, Pál B. Tókos |
Künstler | k. A. |
Spieler | 2 |
Denken | 9 |
Glück | 0 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 19,90 € |
[…] Spezialist ist Mind Fitness, deren Spiel Pure Halloween wir vor gut zwei Monaten besprochen haben. Getreu dem im Namen des Verlages ausgesprochenen Mottos bietet Mind Fitness Denksport – und zwar […]