Quacksalber

HrubecDoktor Hrubec

Ein Land, das in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle im Brettspielsektor spielt, ist die Tschechei. Neben der CGE gibt es noch die Czech Board Games (CBG), die – anders als die Webseite vermuten lässt, die anscheinend seit längerer Zeit nicht mehr bearbeitet wurde – auch dieses Jahr in Essen wieder einen Stand mit neuen Spielen hatte.

Auf der Schachtel des "Party Gesellschaftsspiel“ Dr. Hrubec steht neben dem Logo der CBG noch das Logo von efko, die aber anscheinend eher der Hersteller des physischen Spiels waren als der Herausgeber. Vielleicht irre ich mich auch, aber auf mich macht das, was ich zu efko auf dem Inrternet finden konnte, den Eindruck, es handele sich um etwas ähnliches wie eine tschechische Konkurrenz zu Ludo Fact. Wie dem auch sei, die Schachtel ist jedenfalls lang und schmal (33 × 12 × 9 cm3), und zeigt einen – vermutlichen – Arzt, der sein Skalpell so hält, wie man es aus Filmen von Messermördern her kennt. Aber von einem solchen Bild lässt man sich ja nicht leicht abschrecken – besonders, wenn es ein 'Partyspiel' sein soll.


In der Schachtel findet man dann folgendes:

  • ein Regelheft mit den Regeln auf Englisch und Deutsch
  • 5 Karten 'Teamfähigkeit‘
  • 5 Operationssaal-Karten
  • ein Spielbrett (Grundriss des Krankenhauses)
  • 25 Arztkarten
  • 25 Patientenkarten
  • 34 Aktionskarten
  • 5 Übersichtskarten
  • ein Würfel
  • 20 'Rechenpfennige‘

Die Karten haben gute Quallität, steckten aber in drei kleinen Päckchen in getrennten Schumpfverpackungen, die nur schwer zu öffnen waren. Die operationssäle und der Krankenhausplan dienen als Spielbretter und haben entsprechend schwere Qualität. Der Würfel ist ein sechsseitiger Holzwürfel, allerdings sind die Punkte silberfarben, was den Würfel schwierig abzulesen macht. Mit 'Rechenpfenningen' bezeichnet die Spielregel einfache Holzscheiben, die als Marker Verwendung finden – die englische Übersetzung verwendet den Begriff 'Counter'. Überhaupt gefiel mit die englische Version ein klein wenig besser als die Deutsche, auch wenn es in erster Linie Endungen und Wortgeschlechter waren, die mir störend auffielen („Der Wettbewerb … die im Rahmen … stattfindet“, "Der heroischen Betrieb“).

Die Kartenbilder sind nette Karikaturen und tragen ihre Textaufdrucke in mehreren Sprachen, unter anderem auch Deutsch. Sie treffen den Charakter eines Krankenhauses, in dem es arg verrückt zu geht, sehr gut.

Jeder Spieler verkörpert einen Chefarzt in einem Hospital, der sein eigenes Team von maximal vier Ärzten leitet und versucht, mit ihnen möglichst viele Patienten zu heilen und die Schuld am Tod von möglichst wenigen Patienten zugewiesen zu bekommen – nur gut, dass man gestorbene Patienten hin und wieder auch den anderen Chefärzten in die Schuhe schieben kann.

Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler einen der Ärzte aus dem Stapel der Arztkarten auf die Hand, die übrigen Arztkarten werden mit den Aktionskarten zusammengemischt und als Nachzugstapel bereit gelegt. Glücklicherweise haben sie auf der Vorderseite ein Symbol, an dem man sie vor der nächsten Partie wieder trennen kann.

Aus dem Nachzugstapel erhält jeder Spieler zu Spielbeginn dann noch drei Karten. Das Hauptspielbrett mit dem Krankenhausgrundriss wird ausgelegt und die Kartenstapel (Nachziehstapel und Patientenstapel, der Patienten in steigender Schwierigkeit – und in Anzahlen, die von der Spielerzahl abhängen – enthält) darauf ausgelegt. Jeder Spieler erhält eine Teamkarte, auf der die aktuellen Fähigkeiten seines Teams in vier OP-Bereichen (Chirurgie, Psychiatrie, Dermatologie und Dentisten) mit den Markern angezeigt werden, wenn diese sich durch Karten ändern, kann das hier aktualisiert werden.

Wer am Zug ist, handelt je nachdem, ob er in seinem Operationssaal einen Patienten vorfindet, unterschiedlich. Allerdings darf man während seines Zuges beliebig Aktionskarten ausspielen – auch, um sich Aktionsmöglichkeiten offen zu halten. Mit diesen Karten kann man verschiedenste Dinge tun: Ärzte aus anderen Teams abwerben, Boni und Mali zu Operationen geben, Patienten töten etc.

Wenn ein Patient vorhanden ist, muss operiert werden, auch wenn man nur Spezialisten anderer Richtungen in seinem Team hat. Hierfür werden die Werte aller Ärzte in dem Bereich, den die Operation erfordert (wird auf der Patientenkarte angegeben) addiert und ein Würfelwurf hinzu gezählt. Eventuell kommen hier auch noch Boni und/oder Mali aus gespielten Karten hinzu. Das Ergebnis einer OP kann man mit dem alten Bonmot gut umschreiben: Operation gelungen – Patient tot. Allerdings: entweder erreicht man mindestens den Wert, den die Patientenkarte anzeigt, dann ist die OP gelungen – oder der Patient ist während der OP leider verstorben. Sowohl gelungene als auch missglückte Operationen werden – in getrennten Stapeln – vom Spieler für die Endabrechnung aufbewahrt. Wer den Rechtsanwalt in seinem Team hat, kann die Leiche und den Rechtsanwalt an einen anderen Spieler abschieben.

Manche Patienten und Ärzte haben noch Sonderregeln, die bei OPs zu beachten sind – so stirbt beispielsweise ein Alkoholiker nicht, sondern wird bei einer misslungenen OP an den nächsten Spieler weitergegeben – wenn dieser allerdings schon jemanden in seinem Operationssaal hat, verschwindet der Alkoholiker spurlos.

Wer keinen Patienten im Operationssaal zu Beginn seines Zuges vorfindet, führt stattdessen Administration und Patientenaufnahme durch.

Bei der Administration darf man entweder eine Karte nachziehen bis zum Handkartenmaximum von 5 Karten oder einen Arzt in eines der vier Büros auf der eigenen Auslage legen – wenn dort bereits vier Ärzte liegen, muss einer der bereits anwesenden Ärzte entlassen werden. Wer keine Arztkarte unter seinen fünf Handkarten hat, wird wohl oder übel eine der Aktionskarten ausspielen müssen, damit er dann eine neue Handkarte ziehen kann.

In der Patientenaufnahme nimmt man entweder einen Patienten aus dem Wartezimmer in den eigenen Operationssaal (wo er aber erst in der nächsten Runde operiert wird), oder man legt einen Patienten aus dem Patientenstapel ins Wartezimmer – letzteres natürlich nur, wenn das Wartezimmer noch nicht voll ist.

Das Wartezimmer ist auf vier Patienten begrenzt. Wer jetzt denkt, dass der fünfte Spieler damit immer Pech hat, irrt: die ersten Patienten sind meist so leicht zu heilen, dass irgend jemand in Versuchung kommt, mit einem Zwei-Ärzte-Team bereits eine OP zu versuchen. Wodurch auch der fünfte Spieler noch einen leeren Stuhl im Wartezimmer vorfindet.

So geht das Patientensterben und -heilen munter weiter, bis der Patientenstapel abgearbeitet ist. Anschließend wird abgerechnet: jeder Patient ist abhängig von seiner Erkrankung Punkte wert, die ein Spieler für erfolgreiche Operationen erhält. Jeder bei einer Operation verstorbene Patient bringt zwei Minuspunkte. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt. (Es steht nichts, wer bei Gleichstand gewinnt – man kann sagen, wer mehr Patienten geholfen hat, oder auch den Sieg teilen).

Ein Partyspiel würde ich das Spiel nicht nennen – zu einem Partyspiel gehört meiner Meinung nach, dass es größere Gruppen Spieler beschäftigen kann. Für die bis zu fünf Spieler ist es ein nettes kleines Ärgerspiel, bei dem man allerdings meist nicht allzu viele Optionen hat. Eine halbe bis eine Stunde laut Schachtelaufdruck trifft die Spieldauer recht gut, und die Illustrationen und die Sondereffekte machen es auch einigermaßen lustig. Dennoch würde ich das Spiel eher für Gelegenheitsspieler einstufen, oder für Spielabende, wenn man einmal nicht so viel nachdenken will.

Die Altersangabe "18-99″ ist wahrscheinlich zum einen den Illustrationen geschuldet – einige der Damen scheinen selber schon mehrfach unter dem Messer gelegen zu haben, ohne krank gewesen zu sein – und einige der Patienten haben auch .. ähem … weniger kindgerechte Erkrankungen. Ob man das Spiel seinem fünfzehn-, sechzehnjährigen nachwuchs in die Hand drücken würde, muss man sich daher selber überlegen. Persönlich empfinde ich die Altersempfehluing allerdings als leicht übertrieben.

Hersteller Czech Board Games und Efko
Autoren Štěpán Peterka
Künstler Karel N. Moravec, Martin Hron, Miroslav Maty MatouÅ¡ek
Spieler 2-5
Denken 5
Glück 8
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 29,90 €

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