Letnisko
Der Distrikt Letnisko-Falenica entwickelte sich in der Zeit zwischen den Weltkriegen zu einer beliebten Urlaubsregion in Polen, vor allem für Besucher aus dem nicht weit entfernten Warschau. Zu der Zeit war die Eisenbahn noch das Hauptverkehrsmittel, wenn es um Entfernungen ging, die nicht mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen waren, und so kamen auch die besucher in der Gegend um Letnisko bevorzugt mit diem Zug an.
Genau dies ist auch die Geschichte von Letnisko, einem Spiel, das der polnische Verlag Gry Leonardo (also Leonardo Games) in Essen präsentierte. In Landhäusern, Villen und Pensionen werden die eintreffenden Urlauber untergebracht, und mit den Geldern, das sie einbringen, können die Unterkünfte ausgebaut werden, so dass auch Gäste kommen können, die mehr verlangen, aber auch mehr zu zahlen bereit sind. Leider ist die Webseite von Gry Leonardo ziemlich veraltet – Aktionen zur SPIEL 2012 werden noch als topaktuell angezeigt.
Das Spiel kommt in einer relativ kleinen Schachtel daher (ca. 19 × 19 × 4 cm3), in der man folgendes findet:
- einem Regelheft, mit Regeln in Polnisch und Englisch
- 110 kleine, doppelseitig bedruckte Karten (44 Studenten, 36 Kurgäste, 30 Herrschaften)
- 100 große, doppelsieitg bedruckte Karten (28 Wälder, 22 Landhäuser, 18 Villen, 14 Pensionen, 6 Autos, 13 Loks/Wetter, 8 Passagierwaggons/leere Gleise
- 10 Eigentümermarker, je 2 in 5 Farben
- ein Marker Gepäckträger
- ein Marker Präsident der Sommerhausgesellschaft
Effektiv sind es eigentlich 14 Lokomotiven-Karten, aber eine ist überzählig, wie auhc in der Spielregel angegeben wird. Eine deutsche Übersetzung der Regeln kann man bei Boardgamegeek downloaden, in dieser Datei findet sich auch eine geschichtliche Übersicht über die Entwicklung.
Die Marker lassen sich leicht aus dem Stanzbogen entfernen, die Karten haben ordentliche Qualität. Die Kartenrückseiten der Besucher und der Wälder zeigen Geldscheine, die der Gebäude Siegpunktzahlen. Die Rückseite der Autos zeigt Autos, die betankt werden müssen. Mit Ausnahme der Lok-Karten, die gleichzeitig das Wetter einer Runde anzeigen, gibt es also keine Karte, die nicht von beiden Seiten aus erkannt werden könnte – und demzufolge auch keine Zufallsauswirkungen, mit Ausnahme des Wetters.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler 200 Zloty, 2 Karten 'Wald‘, ein Landhaus (das auf einen Wald gelegt wird), und die Eigentümertoken einer Farbe. Ein zufälliger Spieler erhält den Gepäckträger – dies ist allerdings kein Startspielermarker, sondern funktioniert als Schlussspielermarker.
Auf dem Tisch werden die übrigen Karten ausgelegt, so dass Landhäuser und etwa die Hälfte der Wälder in einer Reihe mit den Studenten/100-Zloty-Karten liegen, die Villen und der Rest der Wälder bei den 200-Zloty-Karten, und Pensionen und Autos in einer Reihe mit den 300-Zloty-Karten – es sollte allerdings nur ein Auto mehr ausgelegt werden als Spieler mitspielen.
Außerdem wird der Zug vorbereitet: die Lok-Karten werden gemischt, und dahinter die Waggons ausgelegt: zwei mehr Waggons als Spieler, plus leere Gleise.
Jede Spielrunde verläuft in drei Phasen, in jeder Phase sind alle Spieler beteiligt.
Zuerst wird bestimmt, wie das Wetter ist. Abhängig vom Wetter kommen Besucher – bei Sturm niemand, bei voller Sonne zwei Studenten pro Landhaus, zwei Kurgäste pro Villa und zwei Herrschaften pro Pension, bei anderen Wetterbedingungen entsprechend weniger, bis hin zum Regenwetter mit nur einem Student pro Landhaus. Für die Planung kann man auf der Rückseite der Lok-Karten bereits sehen, wie das Wetter der nächsten Woche ungefähr sein wird – es werden entweder die drei schlechtesten oder die drei besten der sechs möglichen Wetterlagen angekündigt.
Die Besucher werden auf die Waggons verteilt, wobei die Reihenfolge zufällig ist, und die Waggons von vorne nach hinten erst einzeln besetzt werden, und wenn dann noch Gäste übrig sind, wieder von vorne nach hinten doppelt.
In der zweiten Phase dürfen die Spieler reihum, beginnend mit dem Spieler links vom Spieler mit dem Gepäckträgermarker etwas tun, es geht zweimal reihum. Man kann in seinem Zug die Passagiere eines Zugwaggons (oder zweier benachbarter, unter Einsatz des Autos) in seine Unterkunft holen, vom Schaffner ein Geschenk erhalten, in neue Gebäude oder Ländereien investieren, ein Auto kaufen oder neu betanken. Was man macht, wird erst einmal nur mit einem Eigentümermarker markiert – Zugwaggons werden so für andere Spieler blockiert, Investitionen verteuert. Wer bei der Investition sparen will, und ansonsten nichts tun, kann auch beide Marker auf einmal auf eine Investition legen, die hierdurch billiger wird. Der Gepäckträgermarker kann wie ein Eigentümermarker verwendet werden, dies gleicht den Nachteil, als letzter der Runde dran zu sein, ein wenig aus.
In der dritten Phase werden die Investitionen und Gäste abgerechnet. Zunächst einmal werden die Investitionen durchgeführt, wobei Häuser immer nur eine Stufe auf einmal aufgebaut werden können. Nun werden die neuen Gäste in die Häuser gelegt, wobei die alten Gäste ausziehen, sobald neue einziehen. In Landhäusern kann man keine Herrschaften oder Kurgäste beherbergen, in Villen keine Herrschaften und in Pensionen keine Studenten, außerdem gibt es ein Gästelimit von 2 für alle Gebäude. Wenn es für einen Gast mehrere Möglichkeiten gibt, haben leere Häuser den Vorzug.
Präsident der Sommerhausgesellschaft wird, wer als erster drei Häuser besitzt. Anschließend wechselt der Präsidentenposten, wenn jemand anderes nach Ausbau der Häuser mehr Gebäude besitzt oder genauso viele, aber wertvollere Gebäude. Der Präsident hat den Vorteil, dass er alle nicht verteilten Gäste am Ende der Verteilungsphase noch in eigenen Häusern unterbringen kann, wenn es geht.
Am Rundenende wird der Gepäckträgermarker nach links weitergegeben, ein neues Wetter umgedreht, und die nächste Runde beginnt. Nach 12 Runden (10 bei 5 Spielern) endet das Spiel, und es gibt Siegpunkte für Häuser, den Präsidenten und für das Geld. Autos und Wälder bringen keine Siegpunkte. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt, bei Gleichstand zählt das vorhandene Geld. Ist auch das gleich, teilen die Spieler sich den Sieg.
Das Spiel wirkt durch die Marker zwar wie ein Worker-Placement-Spiel, erinnert während des Spiels aber eher an ein Börsenspiel. Alle Entscheidungen sind offen, der einzige Zufallsfaktor ist das Wetter. Dies macht es leider anfällig für Spieler mit Analyseparalyse, die über ihren Optionen stundenlang grübeln können. Ohne einen solchen Spieler läuft das Spiel aber recht fließend, und ist nach maximal einer Stunde auch beendet – die auf der Spieleschachtel angegebenen minimalen 30 Minuten dürften höchstens bei einem Zweipersonenspiel möglich sein. So oder so, ist dies Spiel eher für Vielspieler gedacht, auch wenn es für Gelegenheitsspieler einen schönen Einstieg in Börsen- und Worker-Placement-Spieler sein kann.
Spiele von Gry Leonardo sind nicht leicht zu finden, aber man kann Bezugsquellen direkt beim Verlag via eMail anfragen oder m.W. auch dort direkt kaufen. Der angegebene Preis ist der, der für Vorbestellungen zur SPIEL galt.
Hersteller | Gry Leonardo |
Autoren | Karol Madaj |
Künstler | Urszula Michalska |
Spieler | 2-5 |
Denken | 8 |
Glück | 2 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 15 € |
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