Würfelwestern

BangDGBang: The Dice Game

Wenn ein Spiel eines Verlages in ein anderes Land 'exportiert' wird, sieht das meist so aus, dass das Spiel übersetzt wird und von einem Verlag, der in dem neuen Land bereits etabliert ist, als eigenes Spiel herausgebracht wird. In den letzten Jahren hat sich mehr und mehr durchgesetzt, in einem solchen Fall den ursprünglichen Verlag als Lizenzgeber auf der Spieleschachtel ebenfalls zu nennen – besonders fällt dies bei Spielen von Heidelberger auf, aber auch andere Verlage tun dies in zunehmendem Maße. Selten aber ist eine derartige Lizenz-„Hochzeit“ so exklusiv wie im Falle von dV Giochi und AbacusSpiele.

Eines der Spiele, die über diese Firmenverbindung nach Deutschland gekommen sind, ist das sehr beliebte Bang!, dessen Ableger Samurai Sword wir unlängst besprochen haben. Aber auch das 'klassische' Bang! wird immer wieder einmal ausgebaut – oder es erscheint, wie jetzt, ein anderes Spiel, das aber zentrale Punkte des Vorbildes nachahmt.Der Name ist hierbei Programm: In Bang! The Dice Game (auch dei Deutsche Ausgabe hat den englischen Titel) bekämpfen die Spieler sich mit Würfelergebnissen, auch wenn es ein paar wenige Karten gibt, die für das Spiel notwendig sind.


In der Schachtel – die mit ca 13,5 × 19 × 3,5 cm3 eher das Format eines Taschenspiels hat – findet man folgende Teile:

  • ein deutschsprachiges Regelblatt ungefähr im DIN-A4-Format
  • 8 Rollenkarten
  • 16 Charakterkarten
  • 6 Übersichtskarten
  • 5 Würfel
  • 9 Pfeilmarker
  • 40 Patronenmarker (25 × eine, 15 × drei Patronen)

Die Spielregel kann man auch beim Verlag von der Webseite des Spiels downloaden. Die Würfel sind Spezialwürfel, die auf jeweils einer Seite einige vom Kartenspiel her bekannte Symbole zeigen: Zielkreuz mit Abstandanzeigern 1 und 2, Bierkrug, Dynamit, Pfeil und drei Schusssymbole auf einer Fläche (Gatling).

Als wir das erste Mal das Spiel öffneten, nahmen wir die Spielregel heraus, dann die Stanzbögen für die Marker – und rannten als nächstes den ersten Markern hinterher, die auf Tisch gefallen und dann auf den Boden gerollt waren. Die Marker saßen wirklich extrem locker in den Stanzbögen – wo man bei Samurai Sword die Stanzbögen noch zu stramm hatte, waren sie hier zu lose.

Abgesehen von dieser Kleinigkeit war das Material sehr gut, die Würfel sind sogar bei geschlossener Schachtel von außen zu bewundern. Die Rollenkarten zeigen die von Bang! bekannten Rollern: Sheriff, Hilfssheriff, Banditen, Gesetzlose. Die Charakterkarten geben jedem Spieler wieder einmal eine Spezialfähigkeit, die diesmal deutlich stärker wirken als bei Bang! oder Samurai Sword,

Abhängig von der Spielerzahl werden Rollenkarten in einer bestimmten Zusammensetzung ausgesucht, gemischt und verdeckt verteilt. Der einzige, der seine Rolle bekannt geben muss (und darf), ist wieder einmal der Sheriff. Dann erhält jeder Spieler eine Charakterkarte, die offen ausgelegt wird. Jeder Spieler erhält Patronenmarker als Lebenspunkte wie die Charakterkarte angibt, der Sheriff (als das typische Hauptziel der Gesetzesbrecher) erhält zwei zusätzliche Patronenmarker. Im Extremfall (8 Spieler mit maximalen Patronenzahlen) werden hierbei alle Patronenmarker verwendet. Zuletzt erhält der Sheriff die Würfel und eröffnet das Spiel (erfahrungsgemäß, indem er auf einen Hilfssheriff schießt…).

Allerdings verläuft das ganze Schießen und die anderen Freundlichkeiten anders als im Kartenspiel, was wohl auch kaum verwundern dürfte.

Wer am Zug ist, darf mit allen Würfeln würfeln, und bis zu zweimal Würfel nachwürfeln, wenn einem das erste Ergebnis nicht passen sollte – man darf alle Würfel neu würfeln, es sei denn, dass diese das Dynamitsymbol zeigen. Und die Pfeile haben einen sofortigen Effekt, wenn sie erwürfelt werden, können aber, nachdem der Effekt abgehandelt ist, neu gewürfelt werden (und wenn sie dann wieder auf Pfeil landen, ist das eben Pech).

Wenn dreimal gewürfelt wurde (oder der Spieler nicht mehr würfeln will) wird das Ergebnis ausgewertet:

  1. Jeder Pfeil, der erwürfelt wird, sorgt erst einmal dafür, dass der Spieler sich einen Pfeilmarker nehmen muss. Wenn der neunte Pfeilmarker genommen wird, greifen die Indianer an, und jeder Spieler erhält eine Wunde (verliert eine Patrone) für jeden Pfeil, den er hat. Dann kommen die Pfeilmarker wieder in den allgemeinen Vorrat, und weitere gewürfelte Pfeile führen wieder dazu, dass man Pfeilmarker nehmen muss.
  2. Wenn man in seinem Zug drei oder mehr Dynamitsymbole erwürfelt hat… Bumm! Man verliert einen Lebenspunkt, und der Zug endet sofort
  3. Fadenkreuze zeigen an, in welcher Entfernung ein Spieler angeschossen wird und einen Schadenspunkt nimmt – bereits ausgeschiedene Spieler zählen nicht bei der Bestimmung des Abstands. Anders als beim Kartenspiel ist es aber nicht ein Maximalabstand, sondern man kann (und muss) einen Spieler im genauen Abstand treffen.
  4. Jetzt kann für jedes Biersymbol ein Spieler (vom Spieler am Zug zu bestimmen) einen Lebenspunkt / eine Patrone zurückerhalten. Wie bei dieser Art Spielen üblich, ist man auf die Startpunktzahl beschränkt. Wenn der Spieler am Zug einen Spieler festlegt, der bereits die maximale Punktzahl hat, verfällt das Bier ohne Effekt.
  5. Zuletzt wird nachgesehen, ob der Spieler drei oder mehr Gatlingsymbole hat. Wenn ja, verlieren alle anderen Spieler je einen Lebenspunkt. Der Spieler am Zug darf außerdem auf jeden Fall bei dreimal Gatling alle seine Pfeilmarker ablegen.

Diese Auswertungen werden in genau dieser Reihenfolge ausgeführt.

Ein Spieler, der seinen letzten Lebenspunkt verliert, scheidet aus (und zeigt allen anderen seine Rollenkarte). Seine Pfeilmarker gehen zurück in den Vorrat.

Wie bei Bang haben die Teilnehmer unterschiedliche Ziele:

Der Sheriff und seine Hilfssheriffs gewinnen (gemeinsam), wenn alle Banditen und Gesetzlosen ausgeschaltet sind und der Sheriff noch lebt – auch ausgeschaltete Hilfssheriffs können so noch gewinnen. Ansonsten endet das Spiel sofort, wenn der Sheriff ausgeschaltet wird, wobei ein Gesetzloser gewinnt, wenn er dann der einzige noch aktive Spieler ist, ansonsten gewinnen die Banditen (auch, wenn sie bereits alle ausgeschaltet waren, aber neben dem Gesetzlosen noch ein weiterer Gesetzloser oder ein Hilfssheriff übrig geblieben ist).

Für drei Spieler gibt es eine besondere Regel: hier stehen sich ein Hilfssheriff, ein Gesetzloser und ein Bandit in einer Papier-Stein-Schere-Zusammenstellung gegenüber, und es gewinnt, wer entweder seinem persönlichen Ziel selbst den letzten Lebenspunkt wegnimmt – oder wer am Ende als einziger noch lebt.

Das Spiel transportiert das Flair von Bang! überraschend gut auf ein Würfelspiel, auch wenn dieses ein wenig zufälliger wirkt als das Karten-Original. Dennoch kann man mit entsprechendem Mut zum Risiko und Chancenabschätzung eine Menge Einfluss nehmen. Vor allem sind die Gesetzlosen noch mehr als bei Bang! gehalten, sich zu Spielbeginn eher wie ein Hilfssheriff zu verhalten, wenn sie nicht vorzeitig den banditen den Sieg zuschanzen wollen.

So ist das Würfelspiel Bang! zwar ein selbständiges Spiel (es lässt sich auch nicht mit dem Kartenspiel kombinieren), fährt aber voll im Kielwasser des bekannten und (zu recht) beliebten Kartenspiels. Eine Partie ist auch, trotz der größeren Anzahl an Trefferpunkten und der scheinbar leichteren Möglichkeit, Trefferpunkte zurück zu erhalten, schneller abgeschlossen: Eine Viertelstunde, wie auf der Schachtel angegeben, scheint zwar ein wenig optimistisch gerechnet, aber in einer halben Stunde ist das Spiel in der Regel schon abgelaufen – während eine vernünftige Runde Bagn! schon gerne einmal eine Stunde und mehr dauern kann.

Bang! The Dice Game ist daher nicht nur für Freunde des Kartenspiels interessant, sondern auch für alle, die ein kurzes unterhaltsames Spiel suchen, das auch in etwas größerer Runde als das normale Gesellschaftsspiel gespielt werden kann – also beispielsweise auf Familienfeiern. Überhaupt wird das Spiel mit steigender Spielerzahl immer besser, so dass es für derartige Gelegenheiten wie gemacht erscheint. Und durch die kleine Verpackung kann man es auch überallhin mitnehmen, so dass es uneingeschränkt empfehlenswert ist.

Hersteller dV Giochi und AbacusSpiele
Autoren Michael Palm, Lukas Zach
Künstler Riccardo Pieruccini
Spieler 3-8
Denken 6
Glück 6
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 16,99 €

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