Atlantic City
Das kleinste Spiel auf der SPIEL war dieses Jahr wohl Atlantic City von Noris. Eine winzige Schachtel in Mini-Quadratformat zeigt ein Bild, das aus der Prohibitionszeit stammen könnte – eine Dame der mondänen Gesellschaft der Zeit, Fässer, Tommyguns…
Atlantic City liegt ja an der Ostküste der Vereinigten Staaten und ist heutzutage durch zwei Dinge bekannt: zum einen ist es eine der großen Casinostädte der USA (wenngleich Las Vegas natürlich die unbestrittene Nummer Eins ist). Zum anderen fand hier von 1921 bis 2005 die Wahlen zur Miss America statt. Zur Zeit der Prohibition war Atlantic City aber auch ein wild umkämpftes Pflaster unter den Gangs, und diese Situation liegt auch dem Spiel zugrunde.
Die Schachtel hat mit ca. 7 cm × 7 cm × 2,5 cm wirklich Mini-Format und passt in jede Hemdtasche. In der Schachtel steckt folgendes:
- die Spielregel auf einem doppelseitig bedruckten Blatt
- 6 Motivationskarten
- eine Schicksalskarte
- 5 Beziehungskarten
- 7 Charakterkarten
- 17 Ereigniskarten
Auf der Webseite des Spiels kann man noch ein paar Zusatzmaterialien downloaden: ein schematischer Ablaufplan und Blanko-Charakterkarten. Die Karten sind sehr dick und stabil, und sollten eine Menge Runden übverdauern.
Jeder Spieler stellt einen Charakter aus Atlantic City dar, der versucht, für sich und seine Gang das beste herauszuholen – wobei jeder Spieler Mitglied einer Gang ist, nämlich der Harbour Gang und der Bradstreet Gang. Es gibt insgesamt wie gesagt sieben Charaktere, von denen aber maximal fünf in einer Runde mitspielen können – die Charaktere werden zu Spielbeginn zufällig ausgelost.
Ebenfalls zufällig ausgelost werden die Motivationen der Charaktere – der eine will bei Spielende einen bestimmten Betrag Geld haben, der andere zwei alkoholische Getränke etc. Auf den sechs Motivationskarten (von denen ebenfalls nur fünf benötigt werden) steht neben dem persönlichen Spielziel auch die Gangzugehörigkeit – es kann interessant sein zu wissen, welche Motivationen und Gangzugehörigkeiten zusammen gehören. Die Motivationen sollte man auch nicht unnötig verraten.
Wenn Charaktere und Moitivationen verteilt sind, wird jeweils zwischen zwei Spieler eine Beziehungskarte gelegt – die Bandbreite reicht von "Totfeinde“ (sic!) bis hin zu "Verliebt“. Diese Beziehungskarten sind beidseitig bedruckt, und können für interessante Verwicklungen sorgen.
Jetzt werden noch die Ereigniskarten gemischt und die Schicksalskarte bereitgelegt – wobei man statt der Schicksalskarte auch eine Münze nehmen kann.
Das Spiel verläuft laut Spielregel in Akten – allerdings gilt hier wie für die ganze Regel, dass die Regel explizit als Vorschlag angeboten wird und man alle Punkte auch abändern kann, wie auch die Charakterisierung der Teilnehmenden Charaktere ein Vorschlag sein soll.
Im ersten Akt stellt jeder Spieler seinen Charakter vor.
Im zweiten Akt erhält jeder Spieler erst einmal eine Karte vom Schicksalsstapel offen zugeteilt. Anschließend spielt jeder eine Szene mit einem beliebigen anderen Mitspieler. Dabei sollte jeder die vor ihm liegende Karte einbeziehen. Die Karten können in dieser Szene auch den Besitzer tauschen – wenn jemand bei Spielende keine Waffenkarten haben will, kann er eine bereits zugeteilte Waffenkarte hier versuchen loszuwerden.
Im dritten Akt erhält reihum jeder Spieler eine offene Karte, die man dann sofort entweder zu den eigenen nimmt oder in die Mitte legt und zwei Spieler bestimmt, die mit dieser Karte eine Szene spielen sollen. Am Ende der Szene muss diese Karte einen Besitzer haben.
Im 4. Akt werden noch einmal so viele Karten aufgedeckt wie Spieler teilnehmen. Jeder Spieler wählt einen Partner, mit dem er eine Szene für eine der Karten spielt, die am Ende der Szene einen Eigentümer haben muss. Das kann, wie auch im 3. Akt, auch ein Spieler sein, der gar nicht an der Szene teilnimmt.
Im 5. Akt darf dann jeder noch einmal eine Szene mit einem anderen Spieler spielen (bevorzugt mit einem Sitznachbarn), um ggf. noch Karten los zu werden oder zu erhalten.
Im 6. Akt wird dann abgerechnet. Jeder Spieler berichtet erst einmal, was seine Motivation war und ob er sie erreicht hat (persönlicher Erfolg). Dann werden die Geldwerte zusammengezählt, die die beiden Gangs haben – die reichere Gang hat den Gruppensieg erreicht. Und der rechste Spieler dieser Gang ist dann Gangsterboss.
Wenn sich die Spieler nicht einigen können, wie sie ihre Karten (um-)verteilen, kann man mit der Schicksalskarte (oder einer Münze) den Verbleib einer einzelnen Karte klären – wenn es um mehr als eine Karte geht, ist dieser gamistische Ausweg versperrt.
Atlantic City ist ohne weiteres eine Einführung in das Thema Rollenspiele für Anfänger, macht aber auch erfahrenen Rollenspielern und gemischten Runden viel Spaß. Es sollten allerdings auch wirklich fünf Mitspieler dabei sein.
Unter dem Namen Mini-Story sollen noch eine Reihe weiterer ähnlicher Spiele erscheinen, in verschiedenen Settings, zum Beispiel eine Hochzeit in der High Society oder ein Piratensetting. Auch durch den niedrigen Preis kann ich gar nicht anders als es zu empfehlen.
Hersteller | Noris Spiele |
Autoren | k.A. ( Fiore GmbH) |
Künstler | k.A. ( Fiore GmbH) |
Spieler | 3-5 |
Denken | 7/RPG |
Glück | 5/RPG |
Geschicklichkeit | 0/RPG |
Preis ca. | 4,99 € |
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