Parallelo
Der Verlag Gerhards, der nicht nur Spiele, sondern auch anderes nützliches aus Holz herstellt, hat uns auch dieses Jahr eine sehr interessante Neuheit eingereicht: Hinter der eher schlichten Verpackung aus einfachem braunen Karton, die allerdings typisch für den Verlag ist, verbirgt sich erst einmal ein schönes massives Spielbrett aus Buchenholz – 20 x 20 x 2 cm – sowie ein Säckchen mit 36 Setzsteinen in sechs Farben (ebenfalls Holz, lackiert in weiß, gelb, orange, dunkelrot, hellgrün und dunkelgrün). Dazu kommt noch die (angenehm kurze) Spielanleitung in Deutsch und Englisch, und das war es auch schon – die Schachtel ist damit aber auch randvoll.
Worum also geht es? Dazu sei erst einmal erklärt – wir wissen doch alle, was ein Parallelogramm ist, oder? Wenn nicht – Geometrie nachholen, oder weiterlesen: Ein Parallelogramm ist ein Viereck, dessen jeweils sich gegenüberliegende Seiten gleich lang sind. Und eben solche Parallelogramme möchte man in Parallelo eben errichten – auf einem Spielfeld, in dem es 36 Mulden gibt, die in 6 Reihen und 6 Spalten angeordnet sind, allerdings leicht versetzt – auch ein Parallelogramm eben.
Klingt schon kompliziert? Das wird noch knackiger, denn so ein Parallelogramm muss natürlich aus vier Steinen derselben Farbe gebildet werden – zu dumm, dass jeder Spieler je Farbe nur drei Steine hat. Man ist also gezwungen, mindestens einen gegnerischen Stein mit zu benutzen, was andererseits aber eben auch der Gegner kann, und da ja beide dasselbe Ziel verfolgen… Parallelo ist eines der Spiele, wo es Momente gibt, wo man sich wünscht eben nicht am Zug zu sein.
Das Spielprinzip ist an sich wirklich einfach – wer an der Reihe ist, setzt einen Spielstein in ein beliebiges Feld. Es gibt nur sehr wenige Beschränkungen – dieselbe Farbe darf nicht direkt in der Reihe oder Spalte nebeneinander gespielt werden, wohl aber schräg versetzt, und in einer Linie dürfen nie mehr als 3 Steine der gleichen Farbe gespielt werden. Ansonsten hat man die freie Platz- und auch Farbwahl, und recht bald wird es ein Konzentrationsspiel. In den meisten Fällen punktet man, wenn der Gegner ein potentielles Parallelogramm übersieht, und dieses praktisch verschenkt. Dann nimmt man die vier Steine, die das Parallelogramm bilden, vom Feld und wertet sie als einen Punkt. Verbliebene Steine der Farbe werden aber nicht ungültig – die kann man notfalls zum blockieren nutzen, oder auch dazu, eben nicht dran zu sein.
Wer meint, dass es doch gar nicht so schwer sein kann, die Parallelogramme zu entdecken und zu vermeiden, dass der Gegner eines bauen kann, soll es einfach mal ausprobieren. Je voller das Brett wird, umso eher übersieht man doch etwas, und unter Umständen kann man den Gegner sogar zu einem solchen Geschenk zwingen, dies ist jedoch schwierig. Auch eine Möglichkeit: Ein Parallelogramm bewusst verbauen, den Blockadestein dann später als anderes Parallelogramm abräumen, wenn der Gegner die Farbe ggf. gar nicht mehr hat, und dann nochmals punkten, aber wenn das klappt, ist es Luxus. Bei einigermaßen gleich starken Spielern ist es durchaus nicht unüblich, dass ein Unentschieden herauskommt; ansonsten gewinnt, wer zuerst drei Parallelogramme errichtet hat, oder, falls das nicht passiert, wer mehr zusammenbekommen hat.
Insgesamt ein sehr schönes kleines Zweipersonenspiel komplett ohne Glücksfaktor, laut Verlag ab 10 Jahre – ja, das sollte vertretbar sein. Es ist etwas für (Quer-)denker mit hoher Konzentrationsfähigkeit, Durchaus für Schach- aber viel eher noch für Mühlespieler (oder sagen wir mal für die Schachspieler, denen die übliche Schachpartie zu lange dauert). Die meisten Partien Parallelo dauerten bei uns 10-15 Minuten, aber bei Ewigvorausplanern kann das sich natürlich auch länger hinziehen (hier empfehlt es sich ggf. ein Zeitlimit mit Uhr einzuführen, wenn man einen Mitspieler für solche Vorgehensweisen schon kennt). Das Material ist sehr schön, angenehm griffig und von der bei Gerhards gewohnten hohen Qualität. Gerade daher ist der Preis definitiv in Ordnung, und somit ist Parallelo sicherlich für so manche eine nette Idee als Geschenk. Noch dazu sieht das Spiel dekorativ genug aus, dass man es auch ohne Verpackung bspw. auf den Couchtisch an die Kaminecke platzieren kann – als Spieleinladung…?
Hersteller | Gerhards |
Autor | Sjaak Griffioen, Fred Horn |
Spieler | 2 |
Denken | 9 |
Glück | 0 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 28,50 € |
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