Gobb’It / Onk-Onk / Rimtik
Tabula rasa heißt übersetzt aus dem Lateinischen 'leerer Tisch‘, ersatzweise kann man das natürlich auch in andere Sprachen übersetzen. Besonders bemerkenswert wird es, wenn man es ins Französische übersetzt, denn dann kommt man auf 'table rase‘, und Collection Table Rase ist der Name einer Spielereihe von Old Chap Editions, die in Nantes beheimatet sind. Gemein haben diese Spiele nicht nur ihr Format, sondern auch die Tatsache, dass es sich hierbei um interessante Geschicklichkeits- und Reaktionsspiele handelt. Daher rührt auch der Name: vor dem Spielen sollte man alles vom Tisch entfernen, was auch nur ansatzweise zerbrechlich sein könnte.
Bislang sind drei von diesen Spielen erschienen, die ich hier in einem Rutsch abhandeln möchte. Dies nicht so sehr, weil ein einzelnes Spiel nicht den Platz einer vollen Rezension einnehmen könnte, sondern weil sie, was Preis und Ausstattung betrifft, ohne weiteres als Set verschenkt werden könnten, ohne dass man sich allzu sehr in die roten Zahlen bringen würde. In Deutschland werden sie bislang noch nicht verkauft, und was Versandkosten des Webshops angeht, so gibt dieser nur Versandpreise für Frankreich an, alle anderen müssten erst einmal nachfragen. Aber auch andere französische Versandhändler haben die Spiele im Sortiment.
Die Schachteln sind jeweils ca. 9,5 cm × 9,5 cm × 2,5 cm groß und ziemlich bunt. Drinnen findet man jeweils 48 quadratische Karten und ein Regelheft auf Französisch. Wer kein Französisch kann, kann auf den Webseiten des Verlags nachsehen: zu Rimtik und Gobb’It sind hier auch englische Regeln zu finden, nur bei Onk-Onk fanden wir nur französische Regeln.
In Gobb’It zeigen die Karten Tiere einer Insel: Mouchtiks (ein Kunstwort, das ein Wesden irgendwo zwischen Fliege und moskito beschreibt, ich nenne sie hier vereinfachend Mücken), Chamäleons, Schlangen und Gorillas in drei verschiedenen Farben (die verschiedene Lebensgebiete darstellen). Jeder Spieler erhält einen Stapel Karten, den er verdeckt vor sich legt. Reihum dreht dann jeder Spieler die oberste Karte um und legt sie auf auf seinen persönlichen Ablagestapel, wobei die Mitspieler die Karte zuerst sehen müssen). Wenn jetzt eine Raubtier-Beute-Relation entsteht, klopft man auf die Beutekarte, wenn diese Relation einen selbst betrifft – der Angreifer zum Fressen, der Angegriffene zur Verteidigung. Der Aufdeckstapel des Angegriffenen geht unter den Zugstapel des erfolgreichen Spielers, wenn erfolgreich gefressen oder verteidigt wurde. Wer durch einen Gorilla erfolgreich angegriffen wurde, wird allerdings getötet und der Aufdeckstapel geht in den Friedhof.
Die Raubtier-Beute-Relation ist wie folgt definiert: nur im eigenen Lebensraum (gleiche Farbe des Tieres), Chamäleons fressen Mücken, Schlangen fressen Chamäleons (aber keine Mücken), Gorillas töten alles andere. Moskitos findet man immer paarweise, und sie können zwei Farben haben – eine einfache Übereinstimmung reicht in diesem Fall zum gefressen/getötet werden.
Wer durch seinen Zugstapel durch ist, dreht seinen Aufdeckstapel nicht um, sondern bleibt mit dem offenen Stapel im Spiel und kann immer noch durch erfolgreiche Angriffe oder Verteidigungen fremde Aufdeckstapel als eigenen Zugstapel erwerben. Und wer keine Karten mehr hat, kann zwar nicht mehr gewinnen, aber immer noch mitspielen: Paare gleicher Tiere (Art und Farbe/Farbkombination) kann er durch Anklopfen ebenfalls auf den Friedhof schicken, und man kann sich ebenfalls erfolgreich hiergegen wehren – und dann den eigenen Aufdeckstapel unter den Zugstapel legen.
Es gewinnt, wer als letzter noch Karten hat.
Es gibt noch eine Expertenversion, bei der die Kartenrückseiten eine Rolle spielen: je nachdem, welche Kartenrückseite im Friedhof ganz ober liegt, ändern sich die Regeln für das Raubtier-Beute-Schema: es kann sein, dass sich die Reihenfolge umdreht, oder dass die Tiere jetzt die gleiche Art aus einem anderen Lebensbereich fressen (und aus dem dritten gefressen werden) etc.
In Rimtik zeigen die Karten Federn in ein bis drei Farben, sowie als zerzauste Federn oder als gute Federn. Jeder Spieler erhält fünf Karten und die Karten müssen abgelegt werden nach Mau-Mau-Art: es muss immer mindestens eine Feder die gleiche Farbe haben. Aber zum einen nicht schön der Reihe nach, sondern nach Geschwindigkeit (wobei man keine zwei eigenen Karten aufeinander in den Ablagestapel geben darf) – und man muss jeweils direkt vor dem Ablegen ein Wort ausrufen, das sich auf das vorherige Wort reimt, wenn die Federn auf der Karte, die bereits auf dem Ablagestapel liegt, gut sind, oder eben nicht reimt, wenn diese Federn zerzaust sind.
Wer einen Fehler macht, muss die Karte zurücknehmen und eine weitere vom Nachzugstapel ziehen. Fehler sind: eine Karte spielen, die keine passende Feder zeigt, bei zerzausten Federn reimen oder bei guten Federn nicht reimen, erst die Karte spielen und dann das Wort sagen, oder ein bereits im Spiel benutztes Wort wiederholen.
Es gibt noch eine Reihe 'Rimtik‘-Karten mit ein bis drei grauen Federn, ebenfalls als zerzaust oder gut. die darf man auf den Ablagestapel spielen, wenn Zahl und Art der Federn gleich sind, und man sagt nicht ein reimendes Wort, sondern 'Rimtik‘, und lässt die Hand auf dem Stapel liegen. Alle anderen sollten dann auch so schnell möglich ihre Hand auf den Ablagestapel legen, denn der letzte erhält wieder eine Karte vom Zugstapel, wonach dieser Spieler die Runde mit einer neuen Karte und einem neuen Wort wieder startet. (Wer nachzählt: der Nachteil für diesen Spieler besteht darin, dass er nicht sofort die nächste Karte spielen darf, wer das also oft genug macht, gibt den anderen eine Menge 'Freizüge'.)
Auch hier gibt es wieder eine Expertenregel, die die Auswahl der Worte einschränkt (nur Pflanzen und Tiere – nur appetitmachende Dinge – Umkehr gute / zerzauste Federn – Stabreime…), aber auch eine Version für Kinder, bei der es nicht auf Geschwindigkeit geht sondern wie bei Mau-Mau reihum.
Und Sieger ist wieder, wer als erster seine Karten los geworden ist.
Die Karten von Onk-Onk schließlich zeigen Meeresfrüchte: in zwei Ecken Seesterne (je Karte einen schwarzen und einen goldenen) und dazwischen ein anderes Seegetier auf einem farbigen Diagonalpfeil. Jeder Spieler erhält drei Karten, die er nebeneinander so vor sich legt, dass die goldenen Seesterne zur Tischmitte zeigen, hierdurch zeigen die Pfeile jeweils nach rechts oder links. Das Spiel läuft im Rhythmus von We Will Rock You.
Tack-Tack-Taah. Beim jedem Tack klatscht man einmal in die Hände, beim Taah legt man seine Hände auf den Tisch, nur wer an der Reihe ist, legt sie dabei auf zwei der drei Karten vor sich. Die dritte Karte zeigt an, wer als nächster im Rhythmus 'weitergeben‘: die erste Karte, die in Pfeilrichtung dieselbe Farbe hat wie die nicht abgedeckte Karte, kennzeichnet den Spieler, der dran ist. Fehler sind: Karten abzudecken, wenn man nicht dran ist, das Verzögern des Spiels, wenn man dran ist, nicht zu erkennen, dass man dran ist. Wer einen Fehler macht, zieht eine Karte vom Nachzugstapel und legt sie wieder ab oder tauscht sie gegen eine der Karten (mit der gleichen Richtung für goldene und schwarze Seesterne) vor sich aus und legt diese ab. Dann dreht man eine der Karten so, dass der goldene Seestern durch den schwarzen ersetzt wird und in die Mitte zeigt. Im, Endeffekt zeigen also goldene Seesterne 'oben' Lebenspunkte an, schwarze sind verlorene Leben.
Wer keine Lebenspunkte mehr hat, spielt (als "Onk-Sider“) weiterhin mit, ist aber besonders gefährlich: wer eine Aufforderung durch einen Onk-Sider mit einem Fehler beantwortet, verliert nicht nur ein sondern gleich alle übriggebliebenen Leben. Das heißt aber nicht, dass der Onk-Sider beliebig stören kann: wenn der Onk-Sider einen Fehler macht, dürfen alle anderen den Nachzugstapel berühren und 'Onk-Onk' rufen. Der schnellste Spieler darf ein verlorenes Leben zurückgewinnen, der langsamste Spieler, der kein Onk-Sider ist, verliert ein Leben. Ja, so kann auch ein Onk-Sider ein Leben zurückgewinnen.
Auch hier gibt es eine Kinderregel (die Pfeilrichtung zählt nicht, nur die Farbe, und es geht immer nach rechts weiter) und eine Expertenregel, die über die Kartenrücken im Nachzugstapel geht. Hier ist dann beispielsweise der zweite Spieler mit der entsprechenden Farbe dran, oder die Richtung des Pfeils gilt umgedreht. Außerdem hat dieses Spiel – das in der Normalversion mit "ab 4 und bis 10 Spieler“ die größte Spielergruppe erfordert – auch einen Zwei/Drei-Personen-Modus, während die anderen alle erst ab 3 Spielern funktionieren.
Alle Spiele sind sehr hübsch, werden aber um so besser, je mehr Spieler teilnehmen. Sie dauern jeweils vielleicht eine Viertelstunde, und reizen zum Wiederspielen und Revanche zu fordern. Gerade für Familienfeiern sind sie sehr gut zu verwenden, und sowohl Viel- als auch Gelegenheitsspieler werden ihren Spaß haben – auch in gemischter Runde.
Hersteller | Old Chap Editions |
Autoren | Pauol Adrien Tournier, Jean-Baptiste Fremaux, Thomas Luzurier |
Künstler | Nicolas Fumarol |
Spieler | 3-8 (Gobb’It, Rimtik), 2-10 (Onk-Onk) |
Denken | 7 |
Glück | 4 |
Geschicklichkeit | 8 (Reaktionsvermögen) |
Preis ca. | je 12 € |
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