Tassenspielereien

CopaCopa

Sehr gerne rezensieren wir hier Spiele von Steffen-Spiele, denn diese zeichnen sich eigentlich durch die Bank nicht nur durch gute Spielideen aus, sondern auch durch Spielmaterial, das extrem hochwertig ist. So haben wir in den letzten Jahren aus diesem Verlag Spiele rezensiert wie Soluna, Pescado, Kulami, oder auch die Schokolade-Spiele SchoK.O. und Schokoly.

Dieses Jahr wurde der Verlag zehn Jahre alt, und ließ sich nicht lumpen: mit Copa gibt es ein Spiel in einer größeren Schachtel als bei Steffen-Spiele bislang verwendet wurde, und in einem schlichten, edlen weiß. Der Name und sechzehn Holzschalen mit Bohnen sind alles, was man auf dem Deckel sieht. Ein wenig erinnert die Aufmachung an den großen Klassiker Kalah, den es unter 'zig Namen gibt, und der wohl ursprünglich aus Afrika stammt. Man muss aber kein Hellseher sein um vorherzusagen, dass Steffen Spiele mehr aus dem Material macht.


Das Material ist sehr schön geraten, wenn man die Schachtel öffnet. Insgesamt entdeckten wir:

  • eine Spielregel in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch
  • 16 helle Holzschälchen
  • ein fast weißes Holzschälchen
  • ein etwas dunkleres Holzschälchen
  • eine rote Schachtel mit 96 weißen Trockenbohnen

Die Spielregel kann von der Homepage des Verlags heruntergeladen werden (PDF, nach Sprachen getrennt). Die Holzschälchen sind aus gedämpfter Buche, Ahorn und Kastanie, wodurch sie leider nicht ganz so gut zu unterscheiden sind wie in der Spielanleitung. Laut Spielregel gehören "deutlich mehr als“ 80 Bohnen in die Schachtel, die genaue Zahl kann aber nicht genannt werden, weil sie bei der Sortimentierung nicht gezählt sondern nach Volumen verpackt werden. Alles Material liegt gut und angenehm in der Hand, es macht richtig Spaß, mit den Holzschalen und Bohnen zu hantieren.

Insgesamt werden in der Spielregel vier Spiele beschrieben, auf der Webseite findet man noch zwei Varianten, außerdem reizt das Material dazu, eigene Regeln zu erfinden.

Das erste beschriebene Spiel heißt Kala – die Namensähnlichkeit zu Kalah dürfte nicht ganz zufällig sein, auch wenn sich das Spiel ganz anders spielt.

Zuerst werden die 16 neutralen Schalen als Quadrat 4×4 aufgebaut, in gegenüberliegende Ecken kommen auf diese Schalen die beiden aus anderen Hölzern gesetzt (als "Spielschalen“), je eine für die beiden Spieler. Aus dem Bohnenvorrat werden ca. 80 Stück benötigt.

Wer am Zug ist, sät jeweils 4 Bohnen aus, je eine pro Schale, beginnend mit der eigenen Spielschale, und immer in einer geraden Linie waagerecht oder senkrecht, mit maximal einem rechten Winkel darin – also keine Z-Linie oder ein 4×4-Block. Nachdem alle Bohnen gesät sind, kommt die Spielschale auf die neutrale "Feldschale“, in der die letzte Bohne gelandet ist, es sei denn, das ist die Spielschale des Gegners – dann kommt die eigene Spielschale auf eine der bis zu vier benachbarten Feldschalen. Wenn durch diesen Zug in der eigenen Spielschale 4 oder 5 Bohnen liegen, darf man diese im Anschluss direkt noch einmal aussäen und die Spielschale noch einmal versetzen. Wenn in der Schale, in der die letzte Bohne landete, hierdurch 4 oder 5 Bohnen liegen, darf man diese ernten und als Siegpunkte vor sich ablegen, bevor man die Spielschale auf diese Feldschale versetzt. Und ja, man kann auch die Spielschale des Gegners abernten.

Anschließend werden alle anderen Schalen, in denen sich jetzt 5 oder mehr Bohnen befinden, geleert; diese Bohnen kommen aber wieder in den allgemeinen Vorrat.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler keine 4 Bohnen mehr aus der Bank nehmen kann – das kann einige Zeit dauern, da ja immer wieder aus den Feldschalen Bohnen zurückkommen.

Das Spiel erinnert von der Zielsetzung her an Kalah, ist aber durch die Bewegung und die damit folgende begrenzte Vorherberechenbarkeit der Züge des Gegners doch wieder ganz anders als der Klassiker. Es ist recht einfach, aber dennoch schwer zu meistern – wie jedes gute Zweipersonenspiel.

Ronda ist ein Spiel, das mit Memory-Effekt funktioniert. Jeder Spieler erhält zunächst einmal zehn Bohnen. Zehn neutrale Holzschalen werden dann umgedreht im Kreis aufgebaut, wobei zufällig verteilt – und ohne dass jemand weiß, wo – jeweils zwei Schalen keine, eine, zwei, drei und vier Bohnen verdecken. Wie beim Memory muss man versuchen, durch gute Erinnerung Schalenpärchen aufzudecken – nur die Schalen hochheben reicht bereits -, in denen gleich viele Bohnen liegen. Wenn das gelingt, darf man unter eine der beiden Schalen eine der eigenen Bohnen hinzulegen und dann überlegen, ob man mit einer der beiden Schalen wieder ein Pärchen bilden kann – also ob man noch eine dritte Schale weiß, unter der diese Bohnenanzahl liegt (durch eine frühere Runde), oder eine Schale unter der die neue, erhöhte Bohnenzahl liegt. So lange einem dies gelingt, darf man weiter machen.

Damit man im Laufe der Zeit von den 'kleinen' Schalen (0, 1 Bohne etc.) nicht nur noch je eine Schale hat, ändert sich der Verlauf ein klein wenig, wenn man zwei Fünferschalen aufdeckt: die Bohnen einer der Schalen plus die Bohne, die man hinzulegen dürfte, kommen komplett aus dem Spiel – und man hat jetzt die Wahl zwischen einer zusätzlichen Fünferschale oder einer leeren Schale für den Folgezug.

Es gewinnt, wer als erster alle seine Bohnen los geworden ist.

Für Memory-Experten ist hier das Hauptproblem, dass sich der Inhalt der Schalen im Laufe der Zeit ändert, so dass man sich hierdurch leicht vertut. Ansonsten ist das Spiel mindestens so schön wie das große Vorbild mit Karten.

Bei Hopper geht es um Geschick. Es gilt, mit einer besonderen Wurftechnik die Bohnen – immer eine zur Zeit – in die 16 neutralen Schalen zu befördern. Wer die vierte Bohne in eine Schale befördert, darf die Schale an sich nehmen und die Bohnen in den Vorrat zurück legen. Es gewinnt, wer als erster 4 Schalen erobert hat. Für eine längere Partie wird weiter gespielt und wenn nur noch drei Schalen vorhanden sind, werden diese mit einer der einzelnen Schalen im Viereck in die Tischmitte gestellt, und es gibt Punkte: einen pro Schale, zwei für die andere Schale und drei für die letzte Schale. Hierbei gewinnt, wer die meisten Punkte gemacht hat.

Zuletzt kommt mit Da Capo ein Bluffspiel reinsten Wassers, das mich von der Spielidee her ein wenig an das Ostfriesische Deichwandern erinnert – aber nur ein wenig. Jeder Spieler erhält 16 Bohnen, für jeden Spieler wird eine eigene "Rennstrecke“ aufgebaut aus 4 bzw. 3 Schalen, die auf eine der beiden andersfarbigen Schalen zuläuft, als Ziel. Jeder Spieler wählt jetzt geheim eine bis fünf Bohnen und legt diese in der Faust auf den Tisch. Wenn alle gewählt haben, zeigen sie gleichzeitig ihre Bohnen vor. Der Spieler, der die meisten Bohnen zeigt, darf diese in die erste freie Schale seiner Reihe füllen, alle anderen Spieler legen ihre Bohnen in die Schachtel zurück – aber… Wenn mehr als ein Spieler dieselbe Höchstzahl zeigt, blockieren die Spieler sich gegenseitig, und der Spieler mit der nächsthöheren Zahl darf eine Schale füllen – auch die blockierten Bohnen gehen wie die der Niedrigbieter verloren. Wenn nur noch ein Spieler Bohnen hat, darf er eine in die nächste freie Schale legen und das Spiel endet.

Es gewinnt, wer die Zielschale erreicht. Wenn keiner so weit kommt (was gar nicht so selten geschieht), gewinnt, wer mehr Schalen füllen konnte, bei Gleichstand, wer hierfür weniger Bohnen benötigt hat.

Man muss hier nicht nur bieten und bluffen, sondern auch im Kopf behalten, wie viele Bohnen die Mitspieler bereits geboten und verloren haben. Allzu lange nur eine Bohne bieten lohnt auch nicht, denn dann kommt man auch nicht voran, und wenn man als letzter noch Bohnen hat, ist es zu spät.

Vier völlig verschiedene Spiele, vier völlig eigenständige Konzepte, und alles mit demselben Spielmaterial. Eine gelungene Mischung, und das Material ist selbst so schön, dass man die Schalen, wenn man sie gerade nicht zum Spielen benötigt, in die Vitrine stellen möchte, so klassisch-schlicht und schön sind sie.

Erhältlich ist das Spiel unseres Wissens nur beim Verlag.

Hersteller Steffen-Spiele
Autoren Steffen Mühlhäuser, Daniel Krieg, Fred Horn
Künstler Steffen Mühlhäuser, Bernhard Kümmelmann
Spieler 2, 2-5
Denken 6-9
Glück 2-6
Geschicklichkeit 0-8
Preis ca. 35 €

Ein Kommentar

  1. […] ein, zwei Neuheiten heraus. Die Spiele des Verlages, von denen wir in den letzten Jahren schon u.a. Copa, Soluna, Pescado, Kulami, oder auch SchoK.O. besprochen haben, sind aber immer ein Highlight. So […]

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