Polterfass
Ein Verlag, der zwar groß ist, aber leider bei vielen 08/15-Spielekäufern eher selten auf dem Radar auftaucht, ist Zoch – ein wenig hat der über 25jährige Verlag den Ruf, nur Kinderspiele herauszugeben, was durch die Platzierung auf der 'alten' SPIEL direkt neben HABA auch nicht gerade verringert wurde. Dennoch bietet Zoch mehr als nur den Bausack, wie auch das von uns vor einiger Zeit besprochene Mille Grazie beweist. Aber auch glückslastigere Spiele (oft als 'Zocker-Spiele' beschrieben) sind im Œuvre des Verlags vertreten, wie beispielsweise Jackal & High.
In diese letzte Nische passt wohl auch Polterfass, ein Spiel, bei dem man mit Fässern würfelt. Jeder versucht, vom ausgeschenkten Nass so viel wie möglich einzuheimsen, ohne zu überbieten – oder dafür zu sorgen, dass die anderen Spieler eben doch überbieten.
Die Schachtel enthält folgendes Material:
- die Spielregel auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch
- ein Würfelbecher
- 6 Bierdeckel
- 7 Zahlenfässer
- 2 Spezialfässer
- 48 Karten, in 6 Farben je 0-7
- ein Notizblock
Der Würfelbecher ist aus Plastik und innen mit Filz ausgekleidet, fühlt sich aber nicht billig an. Über das Material der Fässer war die Testrunde uneinig: einige meinten, die Fässer seien aus Plastik (aber hochwertig), andere meinten, es sei echtes Holz. Ich persönlich gehöre der letzteren Fraktion an…
Die Fässer zeigen auf den beiden Standflächen verschiedene Zahlen, einmal 9/2 und je zweimal 8/3, 7/4 und 5/6. Die Spezialfässer zeigen ein doppeltes Fass und ein Kreuz. Die Spielregel kann auch heruntergeladen werden (PDF, 1,7 MB).
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler einen Farbsatz Karten und einen Bierdeckel. Außerdem muss ein Spieler Punkte notieren. (Den hierfür notwendigen Bleistift oder Kuli muss man selber beibringen).
Reihum übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Wirtes, und die übrigen Spieler versuchen, möglichst viel seines Angebotes zu bestellen ohne zu überbieten. Wie viel der Wirt anbietet, wird ausgewürfelt.
Jede Runde beginnt damit, dass der Wirt (dessen Rolle in jeder Runde weiter gereicht wird) mit allen Fässern auf seinen Bierdeckel "würfelt“. Bei diesem Wurf muss mindestens ein Zahlenfass stehen bleiben, ansonsten muss er noch einmal würfeln. Stehende Fässer kommen auf die Seite.
Jetzt kann jeder Spieler Getränke bestellen. Hierfür legt man verdeckt eine oder zwei Karten ab, deren Summe angibt, wie viele Getränke man bestellen will.
Hiernach darf der Wirt weiter würfeln, wenn er will – oder den Zapfhahn zudrehen und die bereits erwürfelten Getränke verteilen.
Wenn er weiter würfelt, darf er alle liegenden Fässer neu würfeln, sowie auf jeden Fall die Sonderfässer, auch wenn diese standen. So lange er mindestens ein stehendes Fass erwürfelt, werden stehende Fässer an die Seite gestellt und der Wirt darf wieder entscheiden, ob er Schluss macht. Wenn der Wirt keine stehenden Fässer würfelt, versagt er, und erhält in dieser Runde keine Punkte.
Wenn der Wirt den Zapfhahn zudreht oder auch versagt, werden die Getränke gezählt. Hierbei können die Sonderfässer auch noch Fässer verdoppeln oder entwerten. Anschließend wird abgerechnet, wobei wichtig ist, ob der Wirt versagt hat und ob die Spieler mehr oder weniger bestellt haben als der Wirt liefern will. Wichtig ist allerdings die Reihenfolge: erst erklärt der Wirt den Zapfhahn für geschlossen, dann bestimmt er die Getränke (die Spezialfässer können den Zahlenwert eines Fasses verdoppel oder komplett löschen). Erst danach decken die Spieler ihre Karten auf – so weiss der Wirt erst, wenn es zu spät ist, wie die Spieler geboten haben.
Wenn der Wirt versagt hat, erhält jeder so viele Punkte, wie er Getränke bestellt hat. Wenn der Wirt aber den Zapfhahn zugedreht hat, wird zusammengezählt, wie viele Getränke bestellt wurden. Wenn der Wirt mehr liefert, erhält jeder die bestellten Getränke (= Punkte), der Wirt den Rest. Wenn die Gäste aber zu gierig waren, erhält der Wirt stattdessen alle Punkte. Der Gast / die Gäste mit der höchsten Bestellung verlieren so viele Punkte wie sie bestellt hatten, und der Gast / die Gäste mit der kleinsten Bestellung erhalten genau so viele Punkte gut geschrieben wie der gierigste Gast bestellt hatte.
Danach geht die Rolle des Wirtes an den nächsten Spieler weiter.
Das Spiel endet, wenn am Ende einer Runde ein Spieler mindestens 75 Punkte erreicht. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Das Spiel nutzt den Push-Your-Luck-Mechanismus, mit einer guten Dosis Bid-n-Bluff dazu. Man muss gut abschätzen, wie viel der Wirt wohl erwürfeln wird – und als Wirt, wie viel Mut die Spieler einem zutrauen. Jede Menge Ärgerpotential ist also vorhanden – einschließlich der Entscheidung "Nein, ich habe zwar nur sechs Fässer erwürfelt, mache aber schon den Zapfhahn zu…“
Unserer Testrunde hat das Spiel sehr gut gefallen, das Spiel gefällt Gelegenheits- wie Vielspielern gleichermaßen gut. Trotz des Themas ist Polterfass ein familientauglisches Spiel, das in jeden Spieleschrank passt.
Hersteller | Zoch |
Autoren | Andreas Schmidt |
Künstler | Alexander Jung |
Spieler | 3-6 |
Denken | 6 |
Glück | 8 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 17,99 € |
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