Wo(h)ingenau?

cafemelangeCafé Melange

Keine Angst, der Titel ist kein Tippfehler, und wir ändern das Blogthema auch nicht auf Pokémon um. Wohin genau ist vielmehr die Frage, die sich dem Kellner im Spiel Café Melange stellt, wenn es darum geht, Gäste in seinem Café auf Stühlen zu platzieren. Die Gäste haben nämlich so ihre eigenen Vorlieben, und wollen, wenn möglich, auch noch mit irgendeinem Prominenten am Tisch sitzen, was zu einer Menge Denkarbeit führt.

Café Melange ist ein Spiel von Clicker, von denen wir ja in den letzten Jahren bereits unter anderem Schinderhannes und fleet 1715 besprochen haben. Beides sind sehr schöne Spiele, die als Solo- bzw. als kompetitives Spiel logische Denksportaufgaben anbieten – und dasselbe geschieht auch wieder bei Café Melange. Spielen tut das, wie der Name bereits vermuten lässt, in einem Wiener Caféhaus, und zwar im ersten Quartal des Jahres 1910. Man muss aber nicht auch noch Melange (Kaffee und Milch in gleichen Teilern unter einer Haube aus Milchschaum, also einem Zwischending zwischen Latte Macchiato und Cappuccino nicht unähnlich) trinken, um es zu spielen.


In der Schachtel findet man folgendes Material:

  • Regelheft auf Deutsch
  • ein Spielplan
  • 92 Reservierungskarten
  • 28 Aktionskarten
  • 124 Markierungssteine
  • 40 Personenkärtchen
  • ein Kellner

Natürlich gibt es die Spielregel grundsätzlich auch auf Englisch. Man kann sowohl die deutsche wie die englische Version auch von der Webseite des Verlags herunterladen.

Die Markierungssteine sind aus Holz, und kommen in verschiedensten Formen und Farben daher: vier Spielerfarben, sowie ’neutrale‘ graue und weiße Steine, Steine als achteckige Säulen, sowie in den Spielerfarben auch als Würfel und Zylinder. Die Personenkärtchen stecken in einem Stanzbogen, aus dem sie sich aber sehr gut herauslösen lassen. Die Karten haben gute Qualität.

Leider aber ist das Design des Spiels für meinen Geschmack zu sehr auf Abstimmung mit dem Thema gedrechselt. Wenn nicht der QT-Code auf der unteren Schmalseite der Verpackung wäre, würde man im Spieleladen vermutlich denken, man habe ein historisches Spiel aus den 20er oder 30er Jahren vor sich, was in manchem ungute Erinnerungen wecken könnte.

Die Prominenten, die auf den Kärtchen abgebildet werden, sind teilweise sehr bekannt (Sigmund Freud, Emanuel Lasker, Stefan Zweig, Erwin Rudolf Josef Alexander Schrödinger – ohne seine Katze…), teilweise aber auch heutzutage nicht mehr so prominent (Otto Koloman Wagner, Adolf Loos…). Die Datierung des Spiels ergibt sich aus der Anwesenheit von Karl Lueger – der Wiener Bürgermeister verstarb im März 1910.

Auf dem Spielfeld ist der Grundriss des Cafés zu sehen (es soll das Café Central darstellen), mit einer bunten Mischung an Tischen und Stühlen. Bunt darf man wörtlich nehmen: es gibt violette, grüne, blaue und weiße Stühle, violette, braune und weiße Tische, und es gibt quadratische, längliche und runde Tische. Außen herum ist eine Kramerleiste für die Siegpunkte, und eine für den Spielfortschritt. Die Fortschrittsleiste hat 21 Felder, hier bewegt sich der Kellner immer einen Schritt vorwärts, wenn ein Gast seinen Sitzplatz erhält.

Jeder Spieler erhält die Gästekärtchen und Markierungssteine (Würfel und achteckige Säulen, sowie eine runde Säule als Punktzähler) seiner Farbe, außerdem vier Reservierungs- und eine Aktionskarte. Vier Reservierungskarten werden offen ausgelegt, die Prominentenkärtchen gemischt und gestapelt. Zwei Prominente werden offen ausgelegt, der erste erhält die grauen, der andere die weißen Marker.Jeder Prominente erhält noch eine Reservierungskarte, Passend zu dieser Karte werden Marker des Prominenten auf die Stühle gelegt. Außerdem werden ein paar Prominente bereits im Café ausgelegt.

Wer am Zug ist, darf entweder ein bis drei Karten spielen (maximal eine Aktionskarte) und eine neue Reservierungs- oder Aktionskarte ziehen – oder man darf 3 Reservierungskarten bzw. 2 Reservierungskarten und eine Aktionskarte nachziehen.

Eine ausgespielte Reservierungskarte wird entweder für einen eigenen Markertyp (Würfel oder achteckige Säule) oder für einen Prominenten genutzt – die Karte wird zu dem entsprechenden Promi-Kärtchen oder dem Stapel der eigenen Marker gelegt, und die Markeranordnung auf dem Spielfeld entsprechend angepasst. Auf Stühle, auf denen bereits jemand sitzt, kann kein Marker mehr gelegt werden. Man kann auch nur Karten auslegen, mit denen eine Reservierung nicht völlig unmöglich wird (z.B. nicht runder Tisch + quadratischer Tisch, oder auch nicht eine Karte, mit der für einen Gast nur noch bereits besetzte Stühle möglich wären).

Wenn ein Gast oder Prominenter hierdurch nur noch einen möglichen Sitzplatz hat, wird das Gast- bzw. Prominentenkärtchen auf den entsprechenden Stuhl gelegt. Wenn ein eigener Gast oder ein Prominenter so platziert wird, gibt es Siegpunkte, wenn hierdurch dann auch ein fremder Gast nur noch einen Sitzplatz hat, nimmt auch der Platz, es gibt aber hierfür keine Siegpunkte (auch nicht für den Eigentümer des Gastes). Bei jedem platzierten Gast wird der Kellner ein Feld weitergezogen, so dass insgesamt nur 21 Gäste und Prominente platziert werden können.

Die Aktionskarten, mit denen man so manche Gemeinheit durchführen kann, darf man nur begrenzt einsetzen: nur eine pro Zug, und in jedem Drittel des Spiels (bis 7 platzierte Gäste, bis 14 platzierte Gäste, mehr als 14 platzierte Gäste) nur eine. Mit den Aktionskarten kann man zusätzliche Siegpunkte erlangen, abhängig von der aktuellen Sitzverteilung im Café, man kann aber auch Prominente oder eigene Gäste austauschen oder Marker eines Prominenten oder eines eigenen Gastes vom Spielbrett entfernen.

Das Spiel endet, wie gesagt, wenn 21 Gäste platziert wurden. Dann gibt es noch Punkte für Gäste, die an den Tischen der Prominenten sitzen, wobei ein Gastwert mit einem Prominentenwert multipliziert wird. Es kann hier also noch einmal eine ganze Menge hinzukommen, oder auch Minuspunkte: Karl Lueger, der ein antisemitisches Programm fuhr und auch mehrfach von Kaiser Franz Joseph I. als Bürgermeister abgelehnt worden war, ist Minuspunkte wert…

Das Spiel funktioniert gut, und man muss sich schon gut überlegen, welche Gäste man im Café platziert und wo, denn auch wenn man durch das Platzieren eines fremden Gastes erst einmal dem Spieler dieses Gastes die Punkte für das platzieren wegnimmt: Wenn der fremde Gast hierdurch am Tisch eines wertvollen Prominenten sitzt wie beispielsweise Gustav Klimt oder Gustav Mahler), kann das dennoch dem Mitspieler einen (un-)willkommenen Bonus geben, der sogar das Spiel entscheiden kann.

Diese Entscheidungen können sogar schon bei den allerersten platzierten Gästen entsprechende Effekte bedeuten, so dass man weit im voraus planen muss – und auch die sehr begrenzt vorhandenen Aktionskarten sehr wohlüberlegt geschehen muss. Man sollte auch ständig im Auge behalten, wie viele Schritte der Kellner noch gehen muss, bis 21 Gäste platziert sind, denn alles, was bis dahni keinen Platz gefunden hat, bringt einem Spieler auch keine Punkte mehr. Ein Tipp noch, der auch auf der Webseite noch einmal ausdrücklich genannt wird: es kann sich sehr lohnen, einzelne Runden keine Reservierung zu tätigen, denn dann erhält man drei neue Karten statt nur eine zu erhalten.

Zu zweit kann man das Spiel auch spielen, dann darf man sogar immer für drei Gäste gleichzeitig Reservierungen durchführen, und es befinden sich auch mehr Prominente im Café.

Café Melange ist ein Spiel für Vielspieler und -Denker, das allerdings sehr unter einem Spieler mit Analyseparalyse leiden kann. Wer gerne Denksport treibt, wird auch an diesem Spiel seine Freude haben.

Das Spiel hat eine Auflage von nur 900 Stück, wer es haben will, sollte also besser schnell zuschlagen.

Hersteller Clicker
Autor Stephan Riedel
Künstler Christian Opperer
Spieler 2-4
Denken 9
Glück 5
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 37 €

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