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unternehmerUnternehmer – das Spiel

Der Start eines neuen Unternehmens gestaltet sich oftmals schwierig. Da müssen Mitarbeiter eingestellt werden, diese müssen Arbeitsplätze haben, wenn man mit Gütern handelt statt mit Dienstleistungen, benötigt man Lagerkapazität, und natürlich Waren. Man findet aber nicht immer das, was man sucht, und manchmal macht einem auch Murphy einen Strich durch die Rechnung. So in etwa geht es auch ab im Spiel Unternehmer der Haak GmbH.

Die Haak GmbH ist eigentlich kein Spieleverlag, sondern eine Unternehmensberatung im EDV- und Büroautomations-Bereich, mit dem Hauptaugenmerk auf der SelectLine-Software. Diese unterstützt schon aus sich heraus viele Bereiche der Firmen-EDV, die dann noch für die einzelnen Anwender (Firmen) angepasst werden kann – wo dann Spezialisten wie eben die Haak GmbH ins Spiel kommen. Aus den Erfahrungen von Kunden bei der Betriebsgründung wurde dann das Spiel Unternehmer entwickelt. Auf der SPIEL haben wir ein Exemplar erhalten, das laut Webseite allerdings noch ein Prototyp sein soll. Die Materialqualität kann sich also noch ändern. Der unter genannte Preis ist auch der, den die Haak GmbH zur Spiel kommunizierte.

Wir haben das Spiel in einer Rolle erhalten, in der laut Spielanleitung folgendes steckt:

  • die Spielregel auf Deutsch
  • ein violetter Würfel
  • sechs Spielfiguren
  • ein Spielbrett
  • 90 Artikelkarten
  • 40 Gebäudekarten (20 Lager, 20 Büros)
  • 50 Mitarbeiterkarten
  • 40 Schicksalskarten (20 Glück, 20 Pech)
  • ein Block "Kontoblätter“

Allerdings steckte in unserem Rezensionsexemplar in nahezu jedem Kartenstapel knapp die doppelte Anzahl Karten – grob geschätzt, war jeder Karte zweimal vorhanden statt einmal. Nur der Artikelkarten-Stapel war nicht gedoppelt, bestand aber aus 94 Karten.

Die Regel kann man bei der Haak GmbH von der Seite des Spiels herunterladen. Hier gibt es auch die Kontoblätter zum Download als .xlsx-Datei.

Die Würfel und Spielfiguren sind aus Holz und sehen auch gut aus. Die Karten sind auf der Rückseite plastifiziert, haben aber ansonsten eher einfache Qualität. Das Spielbrett ist auf einer Art Neopren-Martial gedruckt, das im Laufe der Zeit die Form der Rolle annimmt – sprich: Es bleibt im halbrunden Zustand liegen. Wenn man das Spiel also länger nicht benutzt hat, wird man das Spielbrett entweder einige Tage vor dem Spiel auspacken müssen, damit es sich platt liegen kann, oder die Ecken mit schweren Gegenständen beschweren müssen.

Die Karten stecken in Kartonschachteln, damit sie innerhalb der Rolle nicht durcheinander geraten.

Auf dem Spielbrett finden sich eine ganze Reihe Felder in einem quadratischen Rundparcours, jeweils 12 Feder plus die beiden Eckfelder auf jeder Seite. Die Felder sind farbcodiert und haben Beschriftungen wie Handel, Einkauf, Schicksal, Gebäude, Krank etc.

Zu Spielbeginn erhält jeder Mitspieler eine Spielfigur, ein Büro mit einem Arbeitsplatz, ein Lager für eine Artikelsorte und ein Kontenblatt, auf das zu Spielbeginn 25.000 (Euro?) als Startguthaben eingetragen werden. Die Karten werden nach Kategorie getrennt gemischt und als Zugstapel ausgelegt.

Danach würfelt jeder Spieler, wenn er an der Reihe ist, einmal mit dem Würfel und zieht seine Spielfigur entsprechend viele Felder weiter. Je nachdem, auf welches Feld er hierbei gerät, kann oder muss er eine Aktion durchführen. Wer die Wahl hat und sich dafür entscheidet., die Aktion durchzuführen, kann nicht mehr zurücktreten, wenn er hierfür eine Karte ziehen musste (was fast immer der Fall ist…)

Bei den Feldern Mitarbeiter und Gebäude darf man eine entsprechende Karte ziehen – man muss sie dann auch akzeptieren und bezahlen. Wie im gesamten Spiel kann man hierbei auch ins Minus geraten – die Bank gibt einem Kredit. Oder man darf stattdessen auch eine entsprechende Karte, die man bereits besitzt, abwerfen. Hierbei kann man auch einem kranken Mitarbeiter kündigen – was in der Realität ja nicht immer so einfach möglich ist. Mitarbeiter kann man aber nur einstellen, wenn man auch einen entsprechenden Arbeitsplatz vorrätig hat. Schichtarbeit, mit zwei Mitarbeitern auf demselben Arbeitsplatz, ist also nicht vorgesehen.

Bei den Feldern Kauf und Verkauf darf man – wie zu erwarten – Waren vom Warenstapel kaufen bzw. Waren verkaufen. Dabei darf man für jeden Mitarbeiter eine Ware zusätzlich umschlagen – ohne Mitarbeiter also nur eine Ware, mit vier Mitarbeitern fünf. Um Waren zu kaufen, muss man natürlich noch entsprechenden Platz in den Lagerhäusern haben. Was man allerdings erhält, ist rein zufällig. Man kann Waren verkaufen zum doppelten Einkaufspreis – oder, wenn man zwei Waren derselben Warengruppe besitzt, beide gemeinsam zum dreifachen Einkaufspreis.

Das Feld Schicksal besagt, dass man hier keine Wahl hat, sondern eine Schicksalskarte ziehen muss und sie ausführen, egal ob sie günstig ist oder nicht

Das Feld Krank besagt, dass ein Mitarbeiter erkrankt, und dass man diesen Mitarbeiter hierfür umdrehen muss. Das Feld Gesund bedeutet entsprechend, dass ein Mitarbeiter gesundet. Auf dem Feld Urlaub muss man eine Runde aussetzen.

Das Feld Handel erlaubt einem Spieler, mit einem anderen Spieler, der gerade ebenfalls auf einem Feld Handel steht, Waren zu verhandeln und evtl. einzutauschen. Dabei dürfen aber nicht mehr Waren umgeschlagen (abgegeben und angenommen) werden wie der Spieler mit der kleineren Mitarbeiterzahl an Mitarbeitern hat – plus eins für den Chef.

Die Eckfelder sind besondere Aktionsfelder, die beim Würfeln nicht mitgezählt werden, sondern auf jeden Fall ausgeführt werden müssen. Es gibt je ein Feld mit dem das Finanzamt Steuern einfordert (10% des Wertes an Waren und Geld auf dem Konto – bei einer negativen Summe gibt es eine entsprechende Steuerrückerstattung), die Bank Zinsen haben will (10% vom negativen Kontostand, wenn er denn negativ ist), oder die monatlichen Kosten (Miete, Versicherung, Personalkosten) bezahlt werden müssen. Das vierte Eckfeld ist das Startfeld, wenn dieses überquert wird – nein, gibt es nicht eine Finanzspritze, sondern die kranken Mitarbeiter werden wieder gesund.

So würfelt man sich denn um den Parcours, investiert und verkauft, bis.. ja bis die vorher vereinbarte Spielzeit abgelaufen ist. Es wird vom Hersteller empfohlen, mindestens zwei, besser noch drei Stunden zu spielen, weil eine Firma durch den Zufall bedingt erst einmal eine gewissen Anlaufzeit benötigt, bis sie eine gute Zusammenstellung aus Mitarbeitern, Gebäuden und Waren hat. Nach einer Stunde soll laut Hersteller in der Regel die Firma dann eine halbwegs vernünftige Form haben, und nach zwei Stunden dann in die 'schwarzen Zahlen' kommen, danach kommen erst die größeren Umsätze.

Die Kombination von Mitarbeitern, Gebäuden und Waren ist wesentlich für eine erfolgreiche Firma: wenn man von einer Position zu wenig hat, kann man entweder nur kleine Umsätze machen, während die Lager bereits voll sind, oder nichts kaufen, obwohl man entsprechend Mitarbeiter hätte, oder man hat nicht den Platz, den man eigentlich benötigen würde. Durch das Würfelglück ist man da aber wieder von den Umständen abhängig – wenn man immer nur auf den Gebäudefeldern landet, aber ums Verr*cken keine Mitarbeiter und Waren erhält, kommt man einfach nicht voran. Und ja, man muss meist eine ziemlich lange Durststrecke durchstehen, bis man durch Würfelglück eine entsprechende Zusammenstellung hat. Es sei denn, dass ein Spieler gleich zu Spielbeginn einige glückliche Würfelwürfe und Karten hat, dann kann sich schnell ein "Runaway Leader“ entwickeln.

Einige Dinge funktionieren auch in der Wirklichkeit ein wenig anders als im Spiel. So kann man über die Schicksalskarten Versicherungen kaufen, die einen dann einmal gegen die Unbill des Schicksals schützen können, wenn man denn die richtige Versicherung hat. Dass die Versicherung jeden Monat bezahlt werden will, ist ja korrekt, aber dass der Vertrag dann mit dem ersten Schadensfall beendet wird, ist in der Realität eher … ungewöhnlich. Und dass ein Backupsystem oder ein Antivirusprogramm nach dem ersten Schadensfall nichts mehr wert sein sollen, dürfte auch alles andere als der Normalfall sein.

Wer also hofft, hier so etwas wie einen Grundkurs Unternehmertum zu erhalten, dürfte enttäuscht werden. Als eine Alternative zu Monopoly oder ähnlichen Spielen für eine Familienzusammenkunft dürfte es gut geeignet sein, oder für den unternehmerischen Gelegenheitsspieler. Die Vielspieler dürfte hier eher weniger vom Spiel haben, dafür ist es nicht tiefgängig genug, und der Zufallsfaktor zu hoch.

Hersteller Haak GmbH
Autoren k. A.
Künstler k. A.
Spieler 1-10 (mit zusätzlichen Figuren und Karten)
Denken 4
Glück 9
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 50,- €

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