Nichts für Rajalophobe

PrimateFearPrimate Fear

Die Leute vom schwedischen Verlag Gigantoskop kenne ich schon eine ganze Weile – das erste Mal traf ich sie im Jahr bevor die das erste Mal einen Stand auf der Messe hatten. Ich traf sie abends, als ich die Messe verließ, und sie erzählten mir, sie seien aus Schweden gekommen, um sich einmal ein Bild von der SPIEL zu machen. Allerdings waren sie erst nachts aus Schweden angekommen, und ihr Fahrer (der den Tag über geschlafen hatte) sollte sie am Abend wieder zurück fahren. Sie hatten gedacht, die SPIEL in einem Tag ansehen zu können. Dementsprechend waren sie auch von der Messe geschockt – so eine große Veranstaltung hatte man nicht erwartet.

Warum ich das erzähle? Damals drückten sie mir ihr Erstlingswerk in die Hand, ein witziges Kartenspiel mit dem doppeldeutigen Titel Spank the Monkey, zu dem es später noch eine Erweiterung und eine Gesamtausgabe geben sollte, die ich in verlinktem Artikel besprochen habe. Später kamen dann auch Spiele wie Forceball oder Genesis; grundsätzlich sind die Spiele des Verlages alle sehr schön. Und dieses Jahr schließt sich irgendwie ein Kreis, denn in Primate Fear geht es zurück auf den Schrottplatz, den damals ein Affe unsicher gemacht hat. Der Affe lebt nicht mehr – aber genau das ist das Problem, denn als Gefolgsaffe von Viktor von Frankenstein setzt er sich langsam wieder zusammen, um Jagd auf seine ehemaligen Quälgeister zu machen. Wohl dem, der nicht unter Rajalophobie (Furcht vor Affen) leidet und schnell abhauen kann.


In einer Schachtel, die von der Form her an einen Sarg erinnert, stecken die folgenden Teile:

  • eine Spielregel in Deutsch
  • sieben Stücke des Toten Affen
  • ine Ablagefläche für die Affenteile
  • ein Spielplan mit Höhenfeldern
  • sechs Spielfiguren
  • eine Spielfigur "Frankenaffe“
  • ein Würfel
  • 120 Karten

Die Karten sind stabil wie auch die Affenteile, die in einem Stanzkarton stecken. Der Würfel zeigt auf der '1' den Kopf des untoten Affen (in der Regel ganz passend 'Frankenaffe' genannt. Das Highlight sind aber die Illustrationen – sie strotzen nur so von Anspielungen auf das Horrorgenre. Das ganze Spiel gibt es in einer deutschen Ausführung, allerdings sind die Illustrationen immer noch auf Englisch – aber was gemeint sein könnte, wenn auf einer Grubenlore 'Temple Doom‘, auf einer Kiste Nägel 'Pinhead' oder auf einem Buch 'NecroMonXicon' steht, dürfte dem durchschnittlichen Horrorfan schnell deutlich sein. Die Spielfiguren sind normale hölzerne Meeple, die Affenfigur ist ein hölzerner Meeple mit Affenschwanz. Alles in allem ist das Spielmaterial wie bei Gigantoskop üblich erste Sahne.

Die Spieler beginnen mit jeweils fünf Handkarten und auf dem Erdboden, also auf Höhe 0 der Höhentabelle. Beginnend mit dem zufällig bestimmten Startspieler macht jeder Spieler, wenn er an der Reihe ist, einen kompletten Zug, der aus fünf Phasen besteht.

Zunächst einmal zieht man, je nach der Anzahl der vorhandenen Handkarten, eine oder zwei Handkarten – es gibt kein Maximum, man wird aber Karten ausspielen wollen.

Anschließend kann man mit Schrottkarten den eigenen Turm erhöhen. Jede hierfür brauchbare Schrottkarte hat eine bestimmte Höhe und wird oben auf den persönlichen Stapel gebaut – es sei denn, auf der Karte steht etwas anderes. Die Spielfigur des Spielers wird auch gleich auf den neuen Turmstand angepasst. Viele Schrottkarten haben auch noch Sonderfähigkeiten, die auf den Karten beschrieben werden. Außerdem gibt es Verstärkungskarten, die Turmteile widerstandsfähiger machen. In jeder Runde darf man ein Turmteil und eine Verstärkung einbauen, die Verstärkung betrifft immer das im Augenblick des Einbaus oberste Turmteil. Man kann die Reihenfolge der beiden Bauten frei wählen.

Bei einer Flucht gilt der alte Spruch: Ich muss nicht der schnellste sein, ich muss nur schneller sein als die anderen. Schön ist es daher, wenn man die Bauanstrengungen der anderen unterminieren kann, indem man die Türme unter ihnen einstürzen lässt. Dafür dienen Angriffskarten, die es in drei Varianten gibt: Handangriffe, Wurfangriffe und Schleichangriffe. Handangriffe betreffen immer die Bauteile in Türmen der anderen Spieler, die sich auf derselben Höhe wie der angreifende Spieler befinden. Wurfangriffe können jedes beliebige Turmteil betreffen. Und Schleichangriffe haben besondere Bedingungen, die auf der Karte erklärt werden. Natürlich kann der angegriffene Spieler sich auch mit entsprechenden Karten verteidigen. Am Ende wird gewürfelt – und man muss nach Anpassung durch Angriffs-, Verteidigungs und andere Karten mindestens den Stärkewert des angegriffenen Turmteils erreichen. Wenn das aber gelingt, verschwindet nicht nur das Teil plötzliche: Im Turm stürzt auch entsprechend der über der Lücke befindliche Teil auf den unter der Lücke befindliche, was wieder dazu führen kann, dass die aufeinander knallenden Turmteile vernichtet werden, und so weiter. Wenn man wirklich Pech hat, verschwindet so der gesamte Turm auf Nimmerwiedersehen.

Wenn all das geschehen ist, wird geprüft, ob der Frankenaffe etwas tut. Zunächst einmal muss er seine Teile zusammensuchen. Hierfür finden sich auf einigen (vielen) der Karten Symbole, die jeweils dazu führen, dass eines der Affenteile auf die Ablageschablone gelegt wird. Wenn der Affe vollständig ist, kletter er stattdessen für jedes Symbol eine Stufe nach oben – und wenn die Angriffe eines Spielers abgewickelt sind, klettert er dann ebenfalls eine Stufe nach oben. Wenn ihm wieder Teile abhanden kommen (auch dies kann durch die Karten geschehen), bleibt er erst einmal, wo er ist. Allerdings wird jeder Spieler, dessen Figur durch den Affen erreicht wird (oder die durch einen einstürzenden NeubauTurm auf eine entsprechende Höhe fallen) durch diesen eliminiert.

Zuletzt darf der Spieler seine Runde beenden, indem er maximal zwei Handkarten abwirft.

Sieger ist, wer als letzter noch nicht durch den Affen eingeholt wurde – oder wer die Gesamthöhe von 25 erreicht, denn so hoch kann der Affe nicht klettern.

Wer denkt, es sei einfach, dem Affen zu entkommen, wird sich wundern. Nicht nur, dass der Affe mehrere Male eine Stufe hochklettert, während man darauf wartet, dass man wieder an die Reihe kommt: Die lieben Mitspieler werden auch das ihrige tun, dass man nicht in allzu luftige Höhen aufsteigt.

Natürlich hat das Spiel keinen großen Tiefgang – und dass in die Höhe gebaut wird, unterstreicht das nur. Es ist vor allem ein schnelles Ärgerspiel und ein Funspiel. Es ist natürlich für Horrorfans noch interessanter, durch die ganzen Anspielungen, aber auch der einfache Gelegenheitsspieler kann mit dem Spiel seinen Spaß finden. Der ernsthafte Vielspieler, der Funspiele nicht mag (und beispielsweise auch Munchkin oder Fluxx, wird an diesem Spiel wenig Spaß haben, aber alle anderen sollten schnell beginnen zu bauen, bevor der Affe sich bewegt…

Hersteller Gigantoskop
Autoren Peter Hansson
Künstler Peter Svärd
Spieler 2-6
Denken 4
Glück 7
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 25 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert