Ligretto crazy
Manchmal ist eine Reaktion verräterisch. Als dieses Spiel auf den Tisch kam, meinte ein Spieler der Testrunde, der behauptet, alle Postings dieses Blogs gelesen zu haben: "Du hast Ligretto noch nicht rezensiert? Dann wird es aber Zeit.“ Ja, ich hatte noch nie ein Ligretto zur Rezension vorliegen – aber wenn der Spieler alle Postings so gut kennen würde wie er behauptet, hätte ihn das nicht so überraschen dürfen. Aber auch wenn – Ligretto crazy ist so anders, dass man es doch getrennt besprechen sollte.
Die Grundidee von Ligretto ist ja die einer Zankpatience auf Geschwindigkeit, bei der alle Spieler gleichzeitig spielen. Dies wird mit der Crazy-Variante ein wenig variiert – es beginnt schon damit, dass es weniger verschiedene Kartenwerte gibt als bei anderen Ligrettos. Man kann sie also nicht kombinieren.
In der typischen Ligretto-Schachtel (im Beinahe-Würfel-Format) findet sich folgendes Material:
- die Spielregel in Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch und Italienisch
- 180 Ligretto-Karten (je 36 in 5 Farben)
Die Karten haben gute Qualität, die Farben sind grün, blau, rot gelb und orange. Grundsätzlich sind sie gut zu lesen, allerdings hätte das Gelb auf der Wertseite deutlich dunkler sein dürfen – in der blassen Version, die mir vorlag, waren die Karten sowohl auf der Hand als auch auf dem Tisch recht schwer zu erkennen. Das ist aber auch das einzige, was uns an dem Material negativ auffiel.
Die Karten zeigen Werte von 1 bis 5, allerdings nicht nur als Ziffern, sondern in fünf verschiedenen Darstellungsformen: als Ziffer, als Striche, als Finger einer Hand, als Würfelaugen und als Wort. Es gibt auch nicht von allen Karten gleich viele Exemplare – die Fünfen sind seltener als die anderen Zahlen, aber das hat einen guten Grund. Zwei der Karten sind außerdem Jokerkarten, die grundsätzlich jeden Zahlenwert annehmen können.
Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler die Karten einer Farbe und mischt diese gut durch. Dann legt man den ganzen Stapel ans Nachzugstapel vor sich ab, und nimmt drei Karten auf die Hand. In diesem Augenblick muss man sich auch entscheiden, welches die Aktionshand sein wird, mit der man Karten aufnimmt und ablegt, und welche Hand die Karten nur festhalten darf. Diese Entscheidung darf während der Runde nicht mehr geändert werden.
Auf Signal beginnen alle Spieler, ihre Karten auf Stapeln in der Tischmitte los zu werden – es dürfen aber maximal so viele Stapel sein wie Mitspieler vorhanden sind. Wer eine Eins auf der Hand hat, darf mit ihr einen Stapel beginnen, auf der dann jedermann weiter aufbauen darf. Weder die Farbe noch die Darstellungsart hat einen Einfluss darauf, was man ablegen darf – man darf allerdings nur Karten spielen, die genau eins höher oder eins niedriger sind als die oberste Karte des Stapels.
Wenn eine Fünf gelegt wird (natürlich darf sie nur auf eine Vier gelegt werden), beendet hiermit den Stapel und darf ihn neben seinen Nachzugstapel als Punktestapel ablegen. Gleichzeitig wird wieder ein Platz für einen neuen Stapel in der Tischmitte frei.
Wer keine Karte ablegen kann, darf stattdessen auch eine Karte auf einen Ablagestapel abwerfen und eine neue Karte ziehen, in der Hoffnung, eine Karte zu erhalten, die man los werden kann. Der Ablagestapel darf allerdings nicht wieder zum Zugstapel befördert werden. Das heißt, dass alles, was dort landet, für Minuspunkte sorgt.
Sobald ein Spieler seinen Zugstapel komplett abgearbeitet hat, endet die Runde. Jeder Spieler erhält einen Pluspunkt für jede Karte, die er im Punktestapel hat, und einen Minuspunkt für jede Karte im Ablage- und Nachzugstapel und auf der Hand. Wenn ein Spieler 100 Punkte erreicht oder überschreitet, endet das Spiel, es gewinnt, wer die meisten Punkte hat.
Ligretto Crazy ist ursprünglich als 'Ratuki' bei Hasbro erschienen, die neue Ausgabe ist aber nahezu unverändert, von kleinen rein kosmetischen Änderungen (und einer wesentlich geeigneteren Spieleschachtel) einmal abgesehen.
Das heißt aber leider auch, dass zwei Problemzonen erhalten geblieben sind. Zum einen kann man bei den Jokern nach dem Ausspielen nicht erkennen, welche Zahl sie darstellen sollen, was den Spielfluss nicht nur stört: man weiß nicht, was man auf den Joker ablegen darf…
Zum anderen gibt es auch ein Problem, wenn man mit erfahrenen Vielspielern spielt: diese erkennen nämlich schnell, dass man nur Punkte macht, wenn man eine Fünf ablegen kann, und hierfür muss erst jemand eine Vier legen. Wer aber eine Vier legt, ist im Regelfall nicht schnell genug, dann auch noch die Fünf hinterherzuschieben, weil die erfahrenen Mitspieler garantiert auch eine Fünf auf der Hand haben und dann ganz einfach den kürzeren Weg haben.
Wenn alle Spieler diesen taktischen Schritt ignorieren, kommt man zu einem Spiel, das ähnlich schnell ist wie das Ur-Ligretto, und auch die entsprechende Stimmung verbreiten kann.
(Ach ja, unsere Ligretto-Kenner hatten wenig Vorteile, weil das Punktesammeln ein neuer Punkt war,d er ja beiom Ur-Ligretto nicht vorkommt.)
Insofern ist Ligretto Crazy einzuschätzen als ein Spiel für Gelegenheitsspieler, die schnelle Reaktionsspiele mögen. Eine Rundendauer von 10 Minuten, wie auf der Dose angegeben, ist auch recht gut geschätzt, so dass man es auch 'sachnell mal eben' zwischendurch spielen kann.
Hersteller | Schmidt Spiele |
Autoren | k.A. |
Künstler | k.A. |
Spieler | 2-5 |
Denken | 4 |
Glück | 4 |
Geschicklichkeit | 8 |
Preis ca. | 7,99 € |
Ligretto Crazy bei Amazon
Schreibe einen Kommentar