Titans of Industry
Ein ganz großer Spieler, wenn es darum geht, kleinere Hersteller bei der Produktion von Spielen und der Finanzierung über Crowdfunding zu unterstützen, ist Game Salute. Nachdem eine Reihe Spiele nur mit amerikanischem Shipping angeboten wurden, bietet Game Salute seit einiger Zeit internationalen Versand an – und das sogar zu halbwegs akzeptablen Konditionen. Porto aus den USA nach Europa ist teuer, das darf man nicht vergessen – und die letzte Preiserhöhung der US-Post hat das noch weiter verschlimmert.
Die Spiele werden, wie gesagt, originär von anderen Verlagen herausgebracht, und Game Salute unterstützt diese bei der Produktion, beim Versand / Verkauf und beim Finanzierungsprozess. Titans of Industry beispielsweise wurde von Gozer Games LLC herausgebracht. Drei bis sechs Spieler versuchen als Firmenmanager in sieben Jahren so viel wie möglich mit der Firma zu erwirtschaften – allerdings geht es um Siegpunkte, und weniger um Geld. Dazu muss man Waren produzieren, sie verkaufen, Arbeiter anlernen etc.
In der Dose steckt:
- die Spielregel auf Englisch
- 42 Fabrikskarten
- 42 Geschäftskarten
- 21 Karten Firmenstrategie
- je 24 Warenmarker für Holz Stein, Ziegel, Teer, Beton, Stahl und Glas
- 14 Marker Gebäudeupgrade
- je 6 Arbeiterfiguren in rot, orange, gelb, grün, blau und lila
- je 2 Holzwürfel in diesen 6 Farben
- eine Zeitarbeitsarbeiter-Figur (grau)
- ein Rundenanzeiger
- ein Spielbrett
- 87 Geldmarker in verschiedenen Stückelungen
- 6 Leihe-Marker
- 6 Spielerbretter
Die Spielregel kann als Vorabversion, die aber beim Diagonallesen keine Unterschiede zur endgültigen Regel zu enthalten schien, bei Boardgamegeek heruntergeladen werden. Die Arbeiter und Würfel sind aus Holz – die Arbeiter sind die bei solchen Spielen üblichen Meeple. Die Karten stecken in ein wenig zähen Plastik-Shrinkwraps, sind ansonsten aber von guter Qualität. Nett: Für die Karten steckten auch eigene kleine Schachteln in der Spieleschachtel. Die Marker stecken in Stanzbögen, in denen sie ein wenig fest sitzen – was aber glücklicherweise nicht viel ausmacht, denn sie werden nicht als Zufallsmechanismus verwendet. Die Illustrationen erinnern mich ein wenig an Fritz Langs Metropolis, gekreuzt mit Charlie Chaplins Modern Times.
Die Fabriken (Werke) und Geschäfte sind in drei Stufen unterteilt, genau wie die Waren. Fabriken und Geschäfte der ersten Stufe produzieren und verkaufen vor allem Basiswaren (Holz, Ziegel, Stein) und ein wenig Zwischenwaren (Teer, Beton). In der dritten Stufe werden vor allem Fortgeschrittene Waren (Stahl und Glas) produziert und verkauft.
Zunächst erhält jeder Spieler vier der Arbeiter (s)einer Farbe, das entsprechende Spielerbrett, die beiden Holzwürfel und etwas (wenig) Geld. Von den Fabriks- und Geschäftskarten werden jeweils 7 pro Spieler verwendet, wobei die Karten entsprechend markiert sind, so dass in jeder Runde immer Fabriken und Geschäfte derselben Stufe erhältlich sind und die Fabriken und Geschäfte der ersten Stufe verkauft werden, bevor die der zweiten drankommen etc. Innerhalb der Stufen sind die Karten dann aber zufällig gemischt.
Jeder Spieler erhält drei Firmenstrategie-Karten, von denen er eine behält, die anderen werden unter den Firmenstrategie-Stapel gelegt. Die Spielerreichenfolge der ersten Runde (1921) ist zufällig, dies wird mit dem einen der beiden kleinen Würfel angezeigt, der andere dient als Markierungsstein für die Siegpunkte, die in einer Kramerleiste um das Spielbrett führen.
Das Spiel geht über 7 Runden (Jahre), zu je 5 Phasen.
In der ersten Phase darf jeder Spieler Gebäude kaufen. Hierfür werden von den Fabriks- und Geschäftskarten jeweils so viele ausgelegt, wie Spieler teilnehmen. Reihum darf in Spielerreihenfolge jeder Spieler eines der Gebäude kaufen oder passen – wenn es mehrmals herum geht, darf man dann in Folgerunden immer noch kaufen. Wenn einmal alle Spieler hintereinander gepasst haben, endet die Gebäudekaufsphase.
Jetzt werden die Arbeiter platziert. Man darf sie auf Fabriken und Geschäfte setzen – sowohl eigene wie auch fremde, wobei der Spieler, dessen Gebäude von einem anderen verwendet wird, Siegpunkte erhält. Eine Firma bietet immer nur Platz für einen Arbeiter, ein Geschäft kann auch durch mehrere Arbeiter besetzt werden. Außerdem gibt es eine Reihe Felder auf dem Spielbrett, die ebenfalls je einen Arbeiter aufnehmen können. Hier kann man die Spielerreihenfolge verändern, bestimmte Waren gratis erhalten (die entsprechenden Felder werden jede Runde angefüllt, so dass sie, wenn sie nicht verwendet werden, immer attraltiver werden), die Gewerkschaft rufen (und so einen zweiten Arbeiter auf eine bereits besetzte Firma setzen – das kostet also insgesamt zwei Arbeiterfiguren), einen Zeitarbeiter anheuern, eine weitere Strategiekarte erwerben, Gebäude aufrüsten (nur einmal pro Gebäude), weitere Arbeiter trainieren und so weiter.
In der dritten Phase werden die platzierten Arbeiter dann aktiv. Ein verwendeter Arbeiter bleibt zunächst auf seinem Platz und wird nur hingelegt, damit man immer sehen kann, wie viele und welche Arbeiter wo waren. Zunächst werden Waren produziert, sowohl von den Fabriken als auch die Felder des Spielbretts, die Waren produzieren. Bei einer Fabrik werden alle Waren, die die Fabrik produziert, eingenommen, auf dem Spielbrett wird das ganze Feld geleert. Anschließend werden die Geschäfte und Dienste aufgeführt. Ein Geschäft verkauft immer eine Kombination von Waren, und zwar pro Spieler maximal so oft, wie Arbeiter auf dem Geschäft stehen (aber nur für Spieler, die auch tatsächlich dprt einen Arbeiter stehen haben) – deshalb ist es hier wichtig, auch nach dem Verkauf noch zu wissen, wie viele Arbeiter hier aktiv sind. Man erhält für den Verkauf entweder Geld oder Siegpunkte – man erhält nur eines pro Verkauf, aber wenn mehrere Arbeiter hier stehen, kann man ja mehrmals verkaufen. Zuletzt gibt es Gebäudeupgrades und die Arbeiter werden angelernt.
In der vierten Phase muss man dreimal pro Spiel (nach der dritten, fünften und letzten Runde) für die Gebäude Unterhalt zahlen. Wer nicht zahlen kann, muss einen kredfit aufnehmen, der sehr teuer ist.
In der fünften Phase schließlich wird allgemeine Buchhaltung gemacht, Die Spielerreihenfolge verändert sich – der erste Spieler der Vorrunde wird jetzt letzter, alle Spieler rücken eine Position auf – und dann bewegt ein Spieler, der einen Arbeiter auf dem Spielerreihenfolge-Feld stehen hat, seine Figur an die Spitze. Alle Arbeiter werden zurückgenommen (mit Ausnahme der neu als Trainer eingesetzten, denn die Ausbildung dauert zwei Jahre), und die Gratiswaren-Felder werden angefüllt. Zuletzt geht der Rundenanzeiger ein Jahr weiter, und die nächste Runde beginnt.
Zu den Gebäuden: auf dem Spielerbett sind fünf Felder für Gebäude, mehr darf man nicht haben. Da man aber mehr Gebäude kaufen kann, kann man ein Gebäude umwidmen: man legt eine Karte einer höheren Stufe auf eine einer niedrigeren. Das alte Gebäude kann dann nichts mehr produzieren / verkaufen, bleibt aber liegen, denn es kann noch Siegpunkte geben. Ein Upgrade liefert mehr Produktion / Siegpunkte, und wird auf das neue Gebäude übertragen, wenn ein Gebäude umgewidmet wird.
Leider ist kein Handel der Spieler untereinander erlaubt – das fehlte den Spielern meiner Runde ein wenig, und man hat eine Runde gespielt, bei der man nach der Produktion handeln durfte. Das funktionierte zwar, verlängerte das Spiel aber auch ziemlich: statt der 20-25 Minuten pro Spieler laut Schachtel (oder besser, 30 Minuten pro Spieler in unseren Testrunden) durfte man die Spieldauer um die Hälfte verlängern.
Das Spiel ist eine Mischung aus Worker Placement und Handel, wobei das Worker Placement doch ein leichtes Übergewicht hat. Vielspieler mit einem Faible für diese Art Spieler werden auch Titans of Industry mögen, auch wenn es bei den Spielmechanismen und -optionen keine Überraschungen oder ungewöhnliche Details gab. Der Hauptunsicherheitsfaktor ist die unterschiedliche Verteilung der Gebäude, wobei man recht gut planen kann, was denn in ungefähr wann angeboten werden wird.
Wir konnten Titans of Industry nur bei Game Salute finden. Der unten angegebene Preis ist der umgerechnete Preis von Game Salute (50 US-$) – Versandkosten kommen noch hinzu.
Hersteller | Gozer Games LLC zusammen mit Game Salute |
Autoren | Matthew Duhan, Brian Lewis |
Künstler | Randy Field, Christopher Kirkman, Neko Pilarcik, Jamie Watt |
Spieler | 3-6 |
Denken | 8 |
Glück | 4 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 37 € |
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