Kanzume Goddess
Deckbuilder sind noch nicht ausgestorben, allerdings sind sie auch nicht mehr so präsent in den Neuheitenlisten wie noch vor wenigen Jahren. Hin und wieder erscheint noch ein neues Deckbuilding-Spiel; vor allem in Asien scheint diese Form des Spiels sich noch ungebrochener Beliebtheit zu erfreuen. Und hin und wieder wird dann auch ein derartiges Spiel übersetzt – meist ins Englische, und vielleicht dann auch irgendwann einmal ins Deutsche, aber das geschieht eher selten.
Ein Verlag, der derartige Übersetzungen durchführt, ist Japanime Games aus den USA, von dem auch Tanto Cuore übersetzt wurde (die Links führen zu unseren Rezensionen des Basissets und der ersten Erweiterung). Obwohl der Firmenname auf Japan verweist, stammt Kanzume Goddess allerdings nicht aus Japan, sondern aus China. In dem Spiel streiten Götter aus zwei westlichen Pantheons – den Asen und den Olympern – um die Vorherrschaft.
Das Spiel steckt in einer runden Blechdose, die ein wenig aussieht wie eine Konservendose. In dieser steckt zunächst einmal ein Plastikeinsatz, in dem die Karten des Spiels aufbewahrt werden können, ohne ständig durch die runde Büchsenform zu rotieren. In dieser Halterung wiederum steckt:
- die Spielregel auf Englisch
- 12 Götterkarten
- 90 Kriegerkarten (je 5 von 18 verschiedenen)
- 90 Gefolgskarten (18 Heilige Wächter, 48 Priesterinnen, 24 Bischöfe)
- 6 'Energiematten‘
- ein Schlüsselanhänger
Die Spielregel kann an auch von der Webseite des Spiels herunterladen. Die Karten haben gute Qualität, die 'Energiematten' sind im Endeffekt Zählbretter, die ähnlich funktionieren wie die Patronen bei Bang: man deckt mit der eigenen Charakterkarte die Matte so ab, dass der aktuelle Lebenspunkte- (hier: Energie-)Stand angezeigt wird.
Die Karten sehen gut aus, haben aber nicht das typische Anime/Manga-Design – was auch nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass sie aus China stammen. Sie zeigen mit ganz wenigen Ausnahmen jeweils einen weiblichen Charakter – nur sechs der Götter (Odin, Thor, Loki, Zeus, Hades und Apollo) dürfen sich als Hahn im Korb fühlen. Poseidon ist sogar weiblich dargestellt. Die Bilder sind alle ein wenig risqué, aber können sich alle in 'guter Gesellschaft' sehen lassen.
Die Götter verteilen sich 6-6 auf die nordischen Asen und die griechischen Olympier. Im Standardspiel spielen zwei oder drei Asen gegen genau so viele Olympier. Man kann aber auch zu zweit, zu dritt oder auch mit mehreren jeder gegen jeden spielen. Welches Team im Teamspiel welches Pantheon spielt, wird zufällig bestimmt, wie auch, wer welchen Gott spielt. Vor all diesen zufälligen Bestimmungen muss sich jedes Team allerdings entscheiden, welcher Spieler den 'Hauptgott' spielt – im Spiel geht es darum, den hauptgott des Gegners auszuschalten.
Jeder Spieler erhält dann eine Energiematte, auf der er mit seiner Götterkarte seine aktuelle Energie anzeigt – ein Hauptgott startet bei 20, Nebengötter bei 10. Dann erhält jeder Spieler noch 8 Priesterinnen und 2 Heilige Wächter als sein Startdeck. Aus diesem erhält man zufällig fünf Karten auf die Hand.
Die Kriegerkarten werden alle zusammengemischt und in 6 gleichhohe Stapel geteilt, von denen jeweils die oberste aufgedeckt wird. Die Gefolgsleute werden nach Art getrennt in offenen Stapeln ausgelegt. Dann beginnt das Spiel.
Das Spiel verläuft im Prinzip wie ein Deckbuilder: Man hat aus seinem gemischten Deck einige Karten als Handkarten, und kann damit in seinem Zug neue Karten kaufen oder auch andere Götter angreifen. Was eine Karte tun kann, steht jeweils auf der Karte. Im Detail verläuft es wie folgt:
Zunächst einmal kann man in einer Startphase bestimmte Fähigkeiten der Götter einsetzen, bevor man beginnt Karten zu spielen, so kann Apollo einen Punkt Energie (zurück-)gewinnen, wenn Artemis im Spiel ist. Auch erhalten 'ausgeschaltete' Götter in dieser Phase einen Punkt Energie.
Anschließend kann man Karten spielen (und auch in dieser Phase gibt es wieder Götterfähigkeiten, die eingesetzt werden können). Gefolgsleute-Karten geben einem Spieler Glaubenspunkte, mit denen er später weitere Karten kaufen kann und so sein Deck anpassen. Krieger haben Act-Fähigkeiten, oftmals machen sie einen Angriff mit einem bestimmten Punktwert, es gibt aber auch viele andere Fähigkeiten, so kann Taurus einem Gott 2 Energiepunkte geben, oder die Sirene kann Karten aus dem Ablagestapel wieder auf die Hand befördern oder anderen Kämpfer einen Angriffsbonus geben. Man kann aber Karten unter bestimmten Bedingungen auch als Reaktion auf Karten der Mitspieler spielen, auch diese "React‘-Fähigkeiten (zum Beispiel Schutz vor Angriffen) stehen auf der Karte.
Was man leicht vergisst: wenn eine Karte mehrere Fähigkeiten hat (wie die soeben genannte Sirene), dann darf man nur eine einsetzen.
Wenn eine Krieger-Karte gespielt wurde, ist die Wahl, welche weiteren Krieger-Karten man spielen darf, eingeschränkt: jeder Krieger hat eine Farbe (der größere der Kreise auf der Kriegerkarte links oben) und zwei 'Kettenfarben' (die beiden kleineren Kreise, es ist aber möglich, dass das dieselbe Farbe ist). Eine weitere Kriegerkarte darf nur gespielt werden, wenn die neue Karte eine der Kettenfarben als eigene hat (wer es kennt: ein wenig wie die Ketten in Nightfall). Welche Karte man in welcher Reihenfolge einsetzt, muss also gut überlegt werden. Gefolgsleute-Karten zählen als farblos, sie können jederzeit gespielt werden und beschränken auch die Wahl weiterer Kriegerkarten nicht.
Erfolgreiche Angriffe auf andere Götter kosten diese entsprechend Energie.
Nach der Spielphase kommt die Rekrutierungsphase: man darf für die gesammelten Glaubenspunkte offen liegende Karten kaufen – also die sechs offen liegenden Kriegerkarten (solange nicht ein Stapel komplett aufgebraucht ist, ansonsten natürlich entsprechend weniger) oder auch Gefolgsleute, so lange vorhanden (diese Stapel liegen ja offen aus). Alle gekauften Karten kommen – ungebräuchlich für Deckbuilder – oben auf den Nachzugstapel, so dass sie gleich im nächsten Zug eingesetzt werden können. Wie viele Karten man kaufen kann, wird nur durch die zur Verfügung stehenden Glaubenspunkte begrenzt.
Anschließend wirft man alle Handkarten und die in diesem Zug gebrauchten Karten ab in den eigenen Ablagestapel. Auch hier gibt es wieder Götterfähigkeiten, die dies beeinflussen, wie Thors Fähigkeit, eine roten Krieger gegen Energiezahlung auf den Nachzugstapel statt auf den Ablagestapel zu legen (und so für die nächste Runde aufzubewahren) oder Athenas Option, ihre gesamte übriggebliebene Hand zur behalten oder nicht.
Zuletzt zieht man eine neue Hand von fünf Karten.
Wenn der Nachzugstapel aufgebraucht ist und man noch eine Karte ziehen müsste, wird der Ablagestapel gemischt und zum neuen Nachzugstapel.
Wenn ein Gott seine Energie komplett verliert, wird der Spieler zwar nicht eliminiert, aber er hat eine Zeitlang nichts zu tun: der Spieler muss alle Handkarten abwerfen und anschließend alle seine Karten mischen (Handkarten, Abwurfstapel und Nachzugstapel). Anschließend erhält man in jeder Startphase einen Punkt Energie und beendet seinen Zug, bis man 5 Punkte Energie hat. In diesem Augenblick darf man eine neue Hand vom Deck ziehen und seine Runde ganz normal spielen (Götterfähigkeiten der Startphase, Handlungsphase, Rekrutierungsphase, Abwurfphase…).
Wenn allerdings der Hauptgott seine Energie verliert, hat seine Seite verloren und die andere gewonnen.
Ein letzter Mechanismus ist die 'Unterwelt' – hierhin können Karten mit Hilfe verschiedener Götter- und Kartenfähigkeiten verbannt werden bzw. weider befreit.
Durch das Verketten der Krieger muss man ein wenig aufpassen, in welcher Reihenfolge man sie einsetzt. Ansonsten ist eine gute Zusammenstellung des Decks wichtig – man muss sich also ein wenig einarbeiten, bevor man wirklich gut Kombinationen findet – und es gibt Karten, die für den einen Gott interessanter sind als für den anderen.
Schön ist der Mechanismus, mit dem ein Gott ohne Energie wieder ins Spiel zurück gelangen kann. Hierdurch wird vermieden, dass ein Spieler frühzeitig ausscheidet und nichts mehr tun kann – allerdings kann es ihm leicht geschehen, dass er, sobald er ins Spiel zurück kommt, sofort wieder ausgeschaltet wird.
Teamwork ist wichtig – die Götter eines Pantheons haben eine Reihe von Synergie-Effekten, die man ausnutzen sollte.
Auch ist wichtig, die Reihenfolge der Phasen einzuhalten – Libra beispielsweise kann Karten nachziehen, so dass man die Rekrutierungs-Phase wirklich erst nach der Aktionsphase durchführen darf.
Das Spiel ist recht gut ausbalanciert – wenn man weiß, wie, kann man alle Götter nützlich spielen, allerdings gibt es ein paar mächtigere Götter und Karten (vor allem Aquarius kann recht effektiv sein, wenn man ihn sehr früh im Spiel erwerben kann und die weiteren Exemplare längere zeit nicht auftauchen).
Für Freunde von Deckbuiler-Spielen ist es sicher eine nette Ergänzung der eigenen Sammlung, auch kann es Gelegenheitsspieler an das Thema heranführen. Es hat auf jeden Fall mehr Interaktion zwischen den Spielern als die beiden 'großen' Deckbuilder auf dem Markt, Dominion und Thunderstone.
Hersteller | Japanime Games |
Autoren | Zhu Rong |
Künstler | Cherry, Hi Xing, Wang Junjan |
Spieler | 2-6 |
Denken | 7 |
Glück | 5 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 35 € |
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