Ei-Volution

velociraptorVelociraptor! Cannibalism!

…oder auch (zumindest in schöner Regelmäßigkeit) "Guten Appetit“, könnte man zu diesem durchaus humorigen Spiel sagen, das uns aus den USA erreicht. Es wurde per Kickstarter gefunded, und das so erfolgreich, dass eine "Mythos Expansion“ direkt mitgeliefert wurde (ja, es ist der Cthulhu-Mythos gemeint… was sonst).

In der doch eher schweren quadratischen Schachtel (Standardmaß 30 x 30) befinden sich neben der Spielanleitung (in Englisch):

  • 8 (+4) Spielertableaus
  • 70 (+10) Körperteil-Karten
  • 92 (+20) Dschungel-Karten
  • 10 Klima-Karten
  • 30 Eiermarker
  • einige Ziplocktüten

(Angaben in Klammern beziehen sich auf die zusätzlichen Materialien der Mythos Expansion)

Die Tableaus sind aus sehr stabilem Karton und zeigen je einen Raptor (Saurier) – in seiner Grundversion, außerdem ist ein Nest und der Magen als Feld abgebildet. Die Eiermarker sind ebenfalls aus Karton und müssen vor dem ersten Spiel aus einem Stanzbogen gelöst werden, was problemlos möglich ist. Die Karten haben gute Spielkartenqualität und lassen sich auch gut mischen.

Ziel des Spiels ist es, möglichst viele eigene Eier durchzubringen – und das ist weit leichter gesagt als getan. Sich zu reproduzieren verbraucht eben Kalorien, und die müssen erst mal vorhanden sein, ebenso kann man mit Kalorien mutieren – was da so herauskommen kann, ist manchmal schon sehr… schräg, aber das macht ja durchaus den Reiz des Spiels aus.

Um eben diese Kalorien zu bekommen, muss der Raptor fressen, und um was zu fressen zu finden, muss er in den Dschungel. Das wird durch Ziehen einer Zahl von Dschungelkarten dargestellt, die dem aktuellen Bewegungswert des Raptors entspricht (zu Beginn ist das erst einmal drei, aber das kann sich ändern). Im Dschungel kann ein Raptor entweder Nahrung finden – die wird dann eben einfach gegessen – oder es kann sich etwas ereignen (was dem Raptor das Leben leichter oder schwerer machen kann), oder er trifft auf ein anderes Raubtier – dann ist die Frage, wer ist da der Jäger und wer der Gejagte. Ist der Raptor stark genug (Angriffswert hoch genug), kann er den Kampf gewinnen (und ggf. den Angreifer auch noch verwerten), wenn nicht, sollte er fliehen – was auch Kalorien verbraucht.

Ist die Jagd vorbei, wird das, was man gefressen hat, verwertet – erst einmal werden ggf. Aufrechterhaltungskalorien für schon vorhandene Mutationen gezahlt, dann kann man mit dem Rest entweder weiter mutieren, oder Eier produzieren, oder… ihn erst mal behalten, sozusagen als Vorrat im Magen. Und letztendlich darf man auch noch – so man denn will – einen gegnerischen Raptor angreifen. Ob und wann das Sinn macht, sieht man jeweils aus der Situation heraus, und die kann sich in diesem Spiel doch recht schnell ändern. Wenn man einen solchen Angriff erfolgreich erledigt, kann man dem Gegner ein Ei klauen – oder ein Körperteil (seiner Wahl allerdings) – das man sich selbst einbauen darf, oder es einfach verdaut (wobei es da so einige Nettigkeiten gibt, die da nicht so ganz die freie Wahl lassen…). Ob ein Angriff Erfolg haben wird, kann man allerdings schon vorher erkennen – die Werte sind ja nicht geheim.

Jede Mutation beschert ein neues Körperteil (wobei wir die taktischere Variante empfehlen, dieses zu erhalten – also drei Karten ziehen, eine auswählen, die anderen beiden ablegen, wenn man einfach nur das nächste nimmt ist es noch chaotischer und zufälliger), das dem Raptor eingebaut wird – bis zu fünf verschiedene können das sein (Kopf, Körper, Arme, Beine, Schwanz). Ist der zugehörige Slot schon belegt, kann man diesen ersetzen; so oder so wird das nicht benötigte Teil eben verdaut (auch eine Art des Recyclings). So langsam aber sicher kann man sich so seinen Super-Raptor zusammenmutieren, der dann allerdings auch eher teuer in der Aufrechterhaltung wird. Und ist diese nicht möglich, müssen notfalls eigene Eier oder sogar Mutationen geopfert werden, um das Defizit auszugleichen.

Das Ganze läuft über maximal 10 Runden – so viele Karten hat das Klimadeck, und eine bestimmt jeweils eine globale Regel für die jeweilige Runde – oder es endet in der Runde, in der der Eiervorrat (Größe hängt von der Spieleranzahl ab) aufgebraucht ist, dann wird diese Runde noch zu Ende gespielt. Wer nun die meisten Eier hat, hat gewonnen. Herrscht da Gleichstand, gewinnt der teurere Raptor.

Das Spielprinzip an sich ist recht simpel und überschaubar, und vor allem die verschiedenen Mutationen sorgen eher für einen humorigen Spielcharakter; insbesondere die Mythos-Bauteile aus dem Upgrade sind recht originell (oder auch Dr Moo, wieso der Kuhkopf wohl einen Hut und einen Schal trägt…?). Es ist übrigens sogar möglich, ein komplettes anderes Wesen zusammenzustellen (den Drachen, und ggf. den "Flying Tiger“ – Tiger mit Jetpack), allerdings gibt es dafür keine Synergieeffekte (die gibt es nur für die Spinnenvorder- und Hinterbeine). Außerdem ist jedes Teil einem Tierstamm zuzurechnen – bestimmte Klimakarten beeinflussen die Raptoren je nachdem, welche Teile sie so entwickelt haben. Es ist früher oder später ein Abwägen, ob man weiter mutieren will, ggf. etwas verbessern kann, oder sich doch einmal ans Reproduzieren macht – und wenn man die Spielmechanik kennt, ist die angegebene Spieldauer von einer Dreiviertelstunde durchaus realistisch (ohne Analyseparalytiker am Tisch, wohlgemerkt – das ganze ist weit weniger strategisch als eher unterhaltsam und witzig).

Insgesamt ein recht kurzweiliges, hübsch gestaltetes Spiel, mit – wenn man mal bedenkt, dass es aus Amerika stammt – guter Spielmaterialqualität, was man ja aus den USA durchaus auch anders kennt. Ein Hardcore-Taktiker wird es vermutlich zu simpel und vor allem zu glückslastig finden, aber für den Gelegenheitsspieler, auch im familiären Umfeld, ist es ein schönes Spiel, auch wegen der lustigen Aufmachung; das Spielprinzip ist für Kinder im Schulalter verständlich. Außerdem erlaubt der Spielaufbau noch weitere Upgrades – die möglicherweise noch kommen.

Hersteller Board Raptor Games, Produktionspartner GameSalute
Autoren J.R. Blackwell, Major Johnson, Bri Lance, Jennifer Rodgers, Andrew Wilson, Jesse Whitworth
Künstler Jennifer Rodgers
Spieler 3-6
Denken 4
Glück 5
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 50 US-$ (im Webshop von GameSalute, Portokosten nicht inbegriffen)

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